Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kinder vorrangig in Praxen impfen

Thüringer Kv-chefin übt Kritik an Spd-vorschlag: Termine in Schulen „funktionie­ren nicht“

- Von Sibylle Göbel

Thüringens oberste Kassenärzt­in sieht die Forderung, mobile Impfteams in die Schulen zu schicken, sobald ein Serum für Kinder ab 12 Jahren zugelassen ist, kritisch: „Ich habe da Bedenken, weil ich mich frage, ob Eltern wirklich wollen, dass in ihrer Abwesenhei­t ihre Kinder in der Schule geimpft werden“, sagt Annette Rommel, Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Thüringen (KV). Aus ihrer Sicht werde die Idee, für die sich Thüringens Spd-landtagsfr­aktion ausspricht, „nicht funktionie­ren“. „Möglicherw­eise können mobile Impfteams eine Ergänzung sein. Ich bin aber dafür, dass die Kinder in den Arztpraxen geimpft werden“, betonte die Kv-chefin. Die Kinder- und Jugendärzt­e seien dazu bereit und in der Lage, zudem würden sie ihre jungen Patienten gut kennen.

Generell hält Rommel die Corona-schutzimpf­ung für Kinder für „keine einfache Geschichte“: „Kinder können sich zwar infizieren und das Virus auch übertragen, aber sie erkranken nur in wenigen Fällen dramatisch. Vielleicht impfen wir dann Kinder, die bei einer Infektion gar nicht erkranken würden.“Deshalb bestehe großer Aufklärung­sbedarf. „Und dem wird man nicht dadurch gerecht, dass sich die Eltern im Impfportal informiere­n. Das wird nicht reichen“, ist die Kv-chefin überzeugt.

Die Spd-landtagsfr­aktion hatte sich in dieser Woche dafür ausgesproc­hen, mit Hilfe mobiler Impfteams komplette Einrichtun­gen in kurzer Zeit „durchzuimp­fen“. Das erspare auch den Eltern den Organisati­onsund Zeitaufwan­d, den Impfungen in Praxen bedeuten. Dieses Modell sei „unkomplizi­ert, transparen­t und verschafft Eltern Planungssi­cherheit“.

Positiv bewertet die Kv-vorsitzend­e hingegen die geplante Einbindung der Betriebsär­zte. „Ich habe zwar die Befürchtun­g, dass der knappe Impfstoff damit noch mehr gestreckt wird. Aber ich halte den Gruppeneff­ekt, der damit in Betrieben entsteht, für sehr positiv.“

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