Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Thüringer Ns-glocken läuten nicht mehr
Geläute wurden abgehängt oder Inschriften getilgt. Kölledaer Schüler erforschen Geschichte in Rettgenstedt
Gut zwei Jahre nach der Entdeckung von Glocken mit Nazisymbolen in Thüringer Kirchen sind fast alle Glocken inzwischen gesäubert oder abgehängt. Das geht aus einer aktuellen Aufstellung der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hervor.
So wurde beispielsweise die mit einem Hakenkreuz und einer Widmung an Adolf Hitler versehene Glocke in der Kirche St. Laurentius in Maua bei Jena mittlerweile verhüllt. Im Zuge der ab 2022 geplanten Instandsetzung des Glockenstuhles und der Rekonstruktion des historischen Dreigeläutes soll die Glocke abgenommen und ausgestellt werden. Die Geschichte werde aufgearbeitet. In der Kirche St. Veit in Leutersdorf (Schmalkalden-meiningen) wurde mittlerweile der Name Adolf Hitler aus der Inschrift einer 1937 ebenfalls in Apolda hergestellten Glocke entfernt. Die Glocke werde nicht mehr geläutet und soll durch den Neuguss einer Versöhnungsglocke ersetzt werden. Derzeit hänge es aber noch an der Finanzierung.
Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Glocke in der Kirche St. Marien in Rettgenstedt. Dort haben sich Schüler des Kölledaer Gymnasiums seit einem Jahr mit der Geschichte von zwei 1935 in Apolda gegossenen Glocken und deren Symbolen – einem Hakenkreuz und einem Eisernen Kreuz – auseinandergesetzt, beide Glocken schweigen inzwischen. Eine geplante Ausstellung scheiterte bislang an den Corona-beschränkungen. Bei der Beschäftigung mit den Glocken habe sich allerdings herausgestellt, dass der gesamte Glockenstuhl sanierungsbedürftig ist. Die Kirche selbst ist derzeit gesperrt. Sobald möglich, soll die Glocke mit dem Hakenkreuz abgenommen und perspektivisch zur Mahnung mit entsprechender Beschilderung in der Glockenstube verbleiben. Als Ersatz haben die Schüler eine Glocke mit christlicher und Friedenssymbolik entworfen und am Freitag mit einem Gießer aus der Eifel den Neuguss vorbereitet.