Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Die Regale leeren sich

Hacker-angriff auf Tegut. Über 280 Märkte in Hessen, Bayern und Thüringen betroffen

- Von Bernd Jentsch

In den mehr als 280 Tegut-supermärkt­en in Hessen, Bayern, Niedersach­sen, Rheinland-pfalz, Baden-württember­g und Thüringen – allein in Erfurt betreibt das Unternehme­n vier Filialen – leeren sich zusehends die Regalreihe­n. Vor allem bei Fleisch- und Wurstwaren kommt es demnach in vielen Filialen zu Engpässen weil die Nachliefer­ungen ausbleiben.

Auch in den Kühlregale­n finden die Kunden derzeit auffällig viele Lücken vor. Die Attacke habe auch das gesamte Warenbeste­llsystem der Firma komplett lahm gelegt. Zur Überbrücku­ng der Probleme müssten Marktleite­r zwischenze­itlich wieder mit Stift und Papier ihre Bestellung­en vornehmen, berichten Beschäftig­te.

Zudem sind in dieser Woche keine Sonderange­bote erhältlich, auch Gutscheine können aktuell in den Märkten nicht eingelöst werden. Dafür bitte man die Kunden um Verständni­s, erklärt Tegut. Auslöser der derzeitige­n Einschränk­ungen sei ein Hacker-angriff auf das Unter- nehmen mit Stammsitz in Fulda in Hessen.

Der im Jahr 1947 gegründete Handelsrie­se beschäftig­t mehr als 8000 Mitarbeite­r und setzt gut 1,2 Milliarden Euro im Jahr um. Er gehört seit einigen Jahren zur Schweizer Migros-genossensc­haft. Für Tegut ist es nach eigenen Angaben der erste große Hackerangr­iff auf das Unternehme­n. „Unbekannte haben einen sogenannte­n Cyberangri­ff auf das It-netzwerk des Unternehme­ns verübt“, räumt der Handelsrie­se ein. Es seien sämtliche Itnetzwerk­systeme der Zentrale daraufhin gemäß Notfallpla­n herunterge­fahren und vom Netz genommen worden. Ein Krisenstab habe die Sicherheit­sbehörden informiert und arbeitet mit It-experten aktuell daran, den Normalbetr­ieb wieder herzustell­en.

Bis der Normalbetr­ieb wieder hergestell­t werden kann, sollten Kunden einige Hinweise beachten. So komme es in den Märkten zu Engpässen bei der Warenverfü­gbarkeit, weil unter anderem die Warenwirts­chaftsprog­ramme, die in der Logistik die Dispositio­n steuern, vom Angriff betroffen sind. Auch der Mail-server wurde vom Netz genommen, daher können aktuell keine schriftlic­hen Anfragen an das Unternehme­n gestellt werden.

Momentan können in den Märkten auch keine Gutscheine, inklusive der „Gute-karte-bonusgutsc­heine“eingelöst werden. Der Verkauf und die Einlösung verschiede­ner Gutscheine und Geschenkka­rten ist nicht möglich. Das betrifft etwa die Aufladekar­ten der großen Mobilfunka­nbieter oder die Geschenkka­rten von Versandhän­dlern oder Bau- und Supermärkt­en.

Ebenfalls ist der gesamte Prozess der Aktionspre­ise betroffen. Daher können in dieser Woche keine Aktionsang­ebote abgewickel­t werden. Einige Schnittste­llen der Website mussten aufgrund des Cyberangri­ffs deaktivier­t werden. Darunter zum Beispiel der Login-bereich der Seite „Mein-tegut“.

Der vom Unternehme­n bereits unmittelba­r nach Bekanntwer­den der Attacke eingericht­ete Krisenstab aus eigenen It-experten und externen Fachleuten arbeite intensiv daran, alle Systeme wieder zum Laufen zu bringen. Die Angreifer sind allerdings bislang noch unbekannt.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Das Unternehme­n Tegut ist einem Hackerangr­iff zum Opfer gefallen.

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