Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Wettstreit der superreichen Raketenmänner
Jeff Bezos und Elon Musk sind die vermögendsten Männer der Welt. Ihr Hobby: Der neue Wettlauf zum Mond
Als vor 60 Jahren der Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch der Welt die Erde aus dem Weltraum betrachten konnte, da war der Wettlauf zum Mond noch ein Duell der Systeme und Supermächte: USA gegen Sowjetunion. Kapitalismus gegen Kommunismus. Den zweiten Wettlauf zum Mond machen zwei Kapitalisten unter sich aus. Die Milliarden verschlingende Raumfahrt: ihr Hobby. Tesla-chef Elon Musk und Amazon-gründer Jeff Bezos können es sich leisten. Elektroautos und der Online-versandhandel haben sie zu den reichsten Männern der Welt gemacht. Amazon-gründer Jeff Bezos ist rund 200 Milliarden Dollar (166 Milliarden Euro) schwer, Musk kommt auf 167 Milliarden Dollar. Die genaue Summe schwankt täglich. Ein Großteil ihres Vermögens steckt in Aktien ihrer Unternehmen. In der Corona-pandemie werden sie immer wertvoller. Da fällt es den beiden Starunternehmern und Tausendsassas offenbar nicht schwer, ihre eigenen Raumfahrt-organisationen Spacex (Musk) und Blue Origin (Bezos) großzügig zu unterstützen.
Bezos verkaufte in dieser Woche mal eben Amazon-aktien im Wert von zwei Milliarden Dollar – passend zur Ankündigung von Blue Origin, im Juli erstmals Menschen ins All schießen zu wollen. Der Flug soll in 105 Kilometer Höhe führen, an Bord auch ein Tourist. Der Sitz in der Kapsel mit Panoramafenstern wird gerade versteigert. Mitte April konnte Blue Origin den erfolgreichen Abschluss des 15. Tests mit einer unbemannten New-shepardrakete vermelden.
2024 soll Musk Menschen auf den Mond bringen
An diesem Punkt geht der Wettstreit unter den Alphatieren Bezos und Musk bisweilen auch unter die Gürtellinie. „Kriegt ihn nicht hoch (in den Orbit)“, spottete Musk vergangene Woche auf Twitter über seinen Rivalen, der bislang noch nicht viele Ergebnisse vorzuweisen hat. Grund war eine Beschwerde von Bezos’ Firma gegen die Entscheidung der Us-raumfahrtbehörde Nasa, die Landefähre für neue Mondmissionen für 2,9 Milliarden Dollar bei Spacex zu bestellen.
Tatsächlich kann sich Musk viel mehr Erfolgen in der Raumfahrt rühmen. Spacex ist in Windeseile zu einer festen Größe im Weltraumbusiness aufgestiegen. Nach der Stilllegung der Spaceshuttles vor zehn Jahren waren die USA bei bemannten Flügen zur Internationalen Raumstation (ISS) auf Russland angewiesen.
Dann trat Musk auf den Plan. Erst halbierte seine Firma die Transportkosten für Material ins All. Und seit einem Jahr setzt die Nasa nun auch bei Flügen mit Astronautinnen und Astronauten zur ISS auf die Falcon9-raketen von Spacex. Gerade erst war Schichtwechsel in 408 Kilometern über der Erde. Nasa-chef Steve Jurczyk spricht von einem „wichtigen Meilenstein“und einem „unglaublichen Jahr für die Nasa“. Musk spricht vom Beginn einer neuen Ära der Weltraumerkundung. Er wähnt seine Raumkapsel schon auf dem Mond.
Dem Ziel, nach den Apollo-missionen der Jahre 1969 bis 1972 wieder Menschen auf den Erdtrabanten zu bringen, nähert sich Musk mit großen Schritten. Schon Ende dieses Jahres soll „Artemis 1“als unbemannter Testflug den Mond umrunden und zur Erde zurückfliegen. Bei einem weiteren Test ohne Landung 2023 sollen Menschen an Bord sein. Darunter wohl auch Musks japanischer Milliardärsfreund Yusaku Maezawa, der sich seinen Sitz mit einer großzügigen Unterstützung des Projekts gesichert hat.
Für das Folgejahr ist die erste Landung auf dem Erdtrabanten seit dann mehr als 50 Jahren geplant: Spacex soll mit einem vollständig wiederverwendbaren Start- und Landesystem erstmals eine Frau und einen nicht weißen Menschen auf die Mondoberfläche bringen.
Erstmals ist in dieser Woche ein Prototyp des künftigen Mondraumschiffs ohne Zwischenfall wieder auf der Erde gelandet. Am Mittwochabend setzte das rund 50 Meter lange Starship SN-15 auf dem Testgelände in Texas auf. Die vorherigen vier Raketen waren allesamt bei der Landung explodiert.
Erfolgsberauscht träumt Musk gern auch von ferneren Zielen. Schon vor fünf Jahren kündigte er eine bemannte Marsmission an. Er wolle dabei helfen, „die Menschheit eines Tages zu einer weltraumreisenden Zivilisation auf mehreren Planeten zu machen“, sagte er nach dem Start seines dritten Crew-transports zur ISS vor zwei Wochen. Rivale Bezos brandmarkt solche Visionen als Spinnereien – er muss halt erst einmal ein paar Raketen hoch ins All bekommen.