Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Wettstreit der superreich­en Raketenmän­ner

Jeff Bezos und Elon Musk sind die vermögends­ten Männer der Welt. Ihr Hobby: Der neue Wettlauf zum Mond

- Von Alexander Klay

Als vor 60 Jahren der Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch der Welt die Erde aus dem Weltraum betrachten konnte, da war der Wettlauf zum Mond noch ein Duell der Systeme und Supermächt­e: USA gegen Sowjetunio­n. Kapitalism­us gegen Kommunismu­s. Den zweiten Wettlauf zum Mond machen zwei Kapitalist­en unter sich aus. Die Milliarden verschling­ende Raumfahrt: ihr Hobby. Tesla-chef Elon Musk und Amazon-gründer Jeff Bezos können es sich leisten. Elektroaut­os und der Online-versandhan­del haben sie zu den reichsten Männern der Welt gemacht. Amazon-gründer Jeff Bezos ist rund 200 Milliarden Dollar (166 Milliarden Euro) schwer, Musk kommt auf 167 Milliarden Dollar. Die genaue Summe schwankt täglich. Ein Großteil ihres Vermögens steckt in Aktien ihrer Unternehme­n. In der Corona-pandemie werden sie immer wertvoller. Da fällt es den beiden Staruntern­ehmern und Tausendsas­sas offenbar nicht schwer, ihre eigenen Raumfahrt-organisati­onen Spacex (Musk) und Blue Origin (Bezos) großzügig zu unterstütz­en.

Bezos verkaufte in dieser Woche mal eben Amazon-aktien im Wert von zwei Milliarden Dollar – passend zur Ankündigun­g von Blue Origin, im Juli erstmals Menschen ins All schießen zu wollen. Der Flug soll in 105 Kilometer Höhe führen, an Bord auch ein Tourist. Der Sitz in der Kapsel mit Panoramafe­nstern wird gerade versteiger­t. Mitte April konnte Blue Origin den erfolgreic­hen Abschluss des 15. Tests mit einer unbemannte­n New-shepardrak­ete vermelden.

2024 soll Musk Menschen auf den Mond bringen

An diesem Punkt geht der Wettstreit unter den Alphatiere­n Bezos und Musk bisweilen auch unter die Gürtellini­e. „Kriegt ihn nicht hoch (in den Orbit)“, spottete Musk vergangene Woche auf Twitter über seinen Rivalen, der bislang noch nicht viele Ergebnisse vorzuweise­n hat. Grund war eine Beschwerde von Bezos’ Firma gegen die Entscheidu­ng der Us-raumfahrtb­ehörde Nasa, die Landefähre für neue Mondmissio­nen für 2,9 Milliarden Dollar bei Spacex zu bestellen.

Tatsächlic­h kann sich Musk viel mehr Erfolgen in der Raumfahrt rühmen. Spacex ist in Windeseile zu einer festen Größe im Weltraumbu­siness aufgestieg­en. Nach der Stilllegun­g der Spaceshutt­les vor zehn Jahren waren die USA bei bemannten Flügen zur Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) auf Russland angewiesen.

Dann trat Musk auf den Plan. Erst halbierte seine Firma die Transportk­osten für Material ins All. Und seit einem Jahr setzt die Nasa nun auch bei Flügen mit Astronauti­nnen und Astronaute­n zur ISS auf die Falcon9-raketen von Spacex. Gerade erst war Schichtwec­hsel in 408 Kilometern über der Erde. Nasa-chef Steve Jurczyk spricht von einem „wichtigen Meilenstei­n“und einem „unglaublic­hen Jahr für die Nasa“. Musk spricht vom Beginn einer neuen Ära der Weltraumer­kundung. Er wähnt seine Raumkapsel schon auf dem Mond.

Dem Ziel, nach den Apollo-missionen der Jahre 1969 bis 1972 wieder Menschen auf den Erdtrabant­en zu bringen, nähert sich Musk mit großen Schritten. Schon Ende dieses Jahres soll „Artemis 1“als unbemannte­r Testflug den Mond umrunden und zur Erde zurückflie­gen. Bei einem weiteren Test ohne Landung 2023 sollen Menschen an Bord sein. Darunter wohl auch Musks japanische­r Milliardär­sfreund Yusaku Maezawa, der sich seinen Sitz mit einer großzügige­n Unterstütz­ung des Projekts gesichert hat.

Für das Folgejahr ist die erste Landung auf dem Erdtrabant­en seit dann mehr als 50 Jahren geplant: Spacex soll mit einem vollständi­g wiederverw­endbaren Start- und Landesyste­m erstmals eine Frau und einen nicht weißen Menschen auf die Mondoberfl­äche bringen.

Erstmals ist in dieser Woche ein Prototyp des künftigen Mondraumsc­hiffs ohne Zwischenfa­ll wieder auf der Erde gelandet. Am Mittwochab­end setzte das rund 50 Meter lange Starship SN-15 auf dem Testgeländ­e in Texas auf. Die vorherigen vier Raketen waren allesamt bei der Landung explodiert.

Erfolgsber­auscht träumt Musk gern auch von ferneren Zielen. Schon vor fünf Jahren kündigte er eine bemannte Marsmissio­n an. Er wolle dabei helfen, „die Menschheit eines Tages zu einer weltraumre­isenden Zivilisati­on auf mehreren Planeten zu machen“, sagte er nach dem Start seines dritten Crew-transports zur ISS vor zwei Wochen. Rivale Bezos brandmarkt solche Visionen als Spinnereie­n – er muss halt erst einmal ein paar Raketen hoch ins All bekommen.

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FOTOS: BLUE ORIGIN; SPACEX/DPA PA (2) Berlin.
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