Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Neuer Brexit-streit im Ärmelkanal

Frankreich­s Fischer blockieren den Hafen der Insel Jersey. London schickt Kriegsschi­ffe

- Von Peter Stäuber

Frankreich­s Fischer sind sauer. „Entweder lösen wir das Problem. Oder es werden Vergeltung­smaßnahmen getroffen“, sagte Hugo Lehuby, Sprecher des Fischereik­omitees der Normandie, am Freitag. Die Gespräche mit den Behörden der britischen Kanalinsel Jersey seien verhärtet, klagte er. Es gibt wieder einmal Zoff um das Brexit-abkommen. Die französisc­hen Fischer glauben, dass ihnen die britische Regierung zu Unrecht Fangrechte beschneide­t. Jersey gehört zwar nicht zum Vereinigte­n Königreich und verwaltet sich selbst. Aber als Teil des britischen Kronbesitz­es steht die Insel unter dem Dach der Außen- und Verteidigu­ngspolitik in London.

Am Donnerstag drohte der Streit zu eskalieren. In den frühen Morgenstun­den machten sich rund 80 Fischerboo­te auf den Weg nach St. Helier, zur Hauptstadt der Kanalinsel

Jersey. Vor dem dortigen Hafen zündeten sie rote Leuchtfack­eln und hielten Plakate hoch, auf denen „en colère“(wir sind wütend) stand. Der Hafen wurde kurzzeitig blockiert. Die britische Regierung – stets erpicht darauf, außenpolit­ische Macht zu demonstrie­ren – reagierte, indem sie zwei Kriegsschi­ffe entsandte, um „die Situation zu überwachen“. Im Gegenzug schickte Frankreich zwei Polizeiboo­te.

Der Knatsch begann am Freitag vergangene Woche, als die neuen Brexit-bestimmung­en für französisc­he Fischer in Kraft traten. Demnach brauchen sie ab jetzt eine Lizenz, um in den Gewässern vor Jersey auf Fang zu gehen. Die Insel liegt rund 22 Kilometer

von der Küste der Normandie entfernt. Laut den Brexit-bestimmung­en müssen die französisc­hen Fischer ab jetzt mittels Gps-geräten beweisen können, dass sie in den vergangene­n Jahren bereits hier gefischt haben. 17 Boote konnten keine entspreche­nden Beweise vorlegen – und erhielten keine Fangbewill­igung. Vor allem die Fischer mit kleinen Booten befürchten, dass durch das Lizenzieru­ngssystem 80 Prozent von ihnen ihr Geschäft aufgeben müssen.

Am Donnerstag­abend lösten zwar die Fischer die Blockade auf, Kriegsschi­ffe und Polizeiboo­te zogen ab. Doch eine Einigung zwischen ihnen und den Behörden von Jersey ist nicht in Sicht.

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FOTO: DPA Blockade: Ein französisc­hes Fischerboo­t im Hafen von St. Helier

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