Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Klänge die Kulturen verbinden
Der brasilianische Tenor Gustavo Eda aus Weimar tritt mit eigenen Kompositionen auf
Weimar.
Zu seiner Geburt pflanzte der Großvater einen Baum. Das war im Mai 1986 in Belo Horizonte, einer Stadt im Südosten Brasiliens. Dort ist Gustavo Eda, der heute Mitglied im Weimarer Opernstudio ist, geboren und aufgewachsen. „Als im ersten Lockdown plötzlich alles stillstand, musste ich an den Baum denken und an meinen bisherigen Weg von Brasilien nach Deutschland“, erzählt der Tenor.
Die Erinnerungen nahm er zum Anlass und komponierte selbst ein Stück. „Genug Zeit hatte ich ja“, sagt der Sänger, denn auch ihm brachen alle Aufführungen weg. Eine davon war die Strafkolonie von Philip Glass. Doch anstatt dafür auf der Bühne zu stehen, nahm er sein eigenes Werk mit dem Titel „The World Tree“auf und entschloss sich dazu, einen Youtube-kanal zu erstellen. Seitdem lädt er eigene oder gecoverte Songs auf die Online-musikplattform hoch.
Aufgeben wollte der Brasilianer mit japanischen Wurzeln nicht, denn um die Musik zu seinem Beruf machen zu können, musste er sich schon früh durchsetzen.
„Meine Eltern wollten lieber, dass ich Medizin studiere“, erinnert sich Gustavo Eda, aber das kam für ihn nicht in Frage. Nach dem Abitur studierte er zunächst traditionelle japanische Musik in Japan. Bei seiner Teilnahme am International sor dann an die Hochschule für Musik Franz Liszt nach Weimar wechselte, ging er mit. Als Solist sang Gustavo Eda die Tenorpartien in den Passionen und Kantaten von Bach und in Mozarts „Requiem“sowie in verschiedenen Opern. Zwischen Europa, Südamerika und Asien war er vor der Coronapandemie in Mozarts „Zauberflöte“als Tamino und in Wagners „Der Fliegende Holländer“als Steuermann zu erleben.
In den Stücken, die er für seinen Online-kanal im Wohnzimmer aufnimmt, hört man zwar den Opernsänger heraus, jedoch sind sie vom Stil völlig anders. „Das ist auch so gewollt“, betont der Musiker. „Die Sprache der Noten ist ein Verbindungselement
für verschiedene Kulturen und die bringe ich zum Ausdruck.“Die Baglama, eine aus der Türkei stammende siebenseitige Laute „mit einem faszinierenden Klang“, ist sein Lieblingsinstrument und taucht in einigen seiner Kompositionen auf.
Macht der Brasilianer mal keine Musik, kreiert er Ramen, eine Art japanische Nudelsuppe, die er seit seinem Aufenthalt in Asien am liebsten isst. „Ich könnte mir auch vorstellen, dieses Hobby irgendwann zum Beruf zu machen“, schmunzelt er. Hauptsache, er habe den Kontakt zu Menschen. Das Publikum zu berühren und so in den gegenseitigen Austausch zu treten, fehle ihm am meisten.