Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
In Vorleistung für neue Eigentümer
Stadt Mühlhausen bereitet Innenstadthäuser am Obermarkt und in der Wahlstraße vor
Mühlhausen.
In den kommenden Tagen kommen die Denkmalpfleger. Im Hinterhof der einstigen Gaststätten „Goldener Stern“und „Goldene Sonne“am Obermarkt tut sich ein Spalt auf, der in einen Keller führt. Der soll verfüllt werden.
Bevor das so weit ist, muss der Keller vermessen, müssen die gewonnenen Daten erfasst und festgehalten werden. Bauzeitliche Sicherung nennt sich dieser Vorgang, sagt Matthias P. Gliemann, der Leiter des Fachbereiches Hochbau bei der Stadtverwaltung, der in historischen Altstädten wie der Mühlhäuser immer verlangt wird. Die Kosten dafür trägt stets der Eigentümer.
Erst wenn der Keller verfüllt ist, können die schweren Baumaschinen anrücken, um die Sicherung der Gebäude voranzutreiben. Einiges ist im vergangenen Jahr bereits abgerissen worden, seitdem die Stadt die Gebäude gekauft hat. „Goldener Stern“und „Goldene Sonne“, die seit Jahrzehnten leer stehen, sollen wie das nebenstehende Gebäude der einstigen Firma „Zierenz“beräumt und gesichert werden, so dass sie letztlich einen privaten Investor finden können. Laut Gliemann gibt es immer mal wieder Anfragen von potenziellen Käufern. Deshalb auch ist er sicher, die Gebäude veräußern zu können. Trotzdem braucht es die öffentliche Hand zur Unterstützung.
Denn ein privater Investor kann laut Gliemann das Sichern und Beräumen nicht leisten, das ist schlichtweg zu teuer.
Dass die Stadt diese Aufgaben übernimmt, ist dem Thüringer Programm der Städtebauförderung zu verdanken, das die Kosten zu 80 Prozent trägt. Die verbliebenen 20 Prozent kommen zumeist über den
Verkaufspreis wieder in die städtische Kasse. Alles, was solch ein Projekt an Erlös einspielt, muss wieder in den Städtebau investiert werden.
Gliemann rechnet damit, die drei aneinandergrenzenden Gebäude am Obermarkt Anfang 2022 verkaufen zu können. Für ihn ist nur ein gemeinsamer Verkauf sinnvoll, denn es gibt nur einen Hof, der als Stellfläche und Grünfläche genutzt werden kann.
In einem ähnlich erbärmlichen Zustand wie die drei Gebäude am Obermarkt sind fünf nebeneinander stehende Häuser in der Wahlstraße, zwischen Markt- und Losengasse. Eines, ein Eckgebäude, wurde von der Stadt erst kürzlich erworben. Was dessen Sicherung angeht, dafür sei kürzlich über die Thüringer Städtebauförderung Geld beantragt worden.
Zu den Häusern, die man für künftige Investoren bereit macht, gehört mit der Wahlstraße 49 ein sehr geschichtsträchtiges. Es wurde 1607 als städtisches Brauhaus errichtet und lässt viele Gestaltungselemente erkennen, wie sie der 1605 bis 1606 erbaute Nordflügel des Rathauses aufweist.
Inzwischen ist vom Braumeisterhaus die Toreinfahrt so gesichert, dass man gefahrlos auf den Hof kommen kann. Das war noch im letzten Jahr nicht möglich. Geplant ist, zumindest die ersten Häuser aus diesem Areal 2022 zu verkaufen.
Mit der Quartierentwicklung Braumeisterhausviertel kann es in den kommenden Monaten einen großen Schritt nach vorn gehen. Dafür wollen auch zwei private Investoren sorgen. Geplant ist die Sanierung zweier Fachwerkhäuser in der Herrenstraße. Zudem soll auf dem großen Gelände der Industriebrache des einstigen Druckhauses neuer Wohnraum entstehen.