Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Zanker: Bleiben noch Wochen über der 100
Unstrut-hainich-landrat zeigt sich besorgt über steigende Corona-inzidenz, die an der Schallmauer 150 kratzt
Unstrut-hainich-kreis.
Genervt. Frustriert. Enttäuscht. Resigniert.
Irgendwo dazwischen befindet sich der Gemütszustand von Landrat Harald Zanker (SPD).
Dass die Corona-inzidenz im Landkreis seit Ende April mit ausnahmen kontinuierlich nur in eine Richtung -- nach oben – ging, macht ihm zu schaffen. „Auf der einen Seite bekommen wir als Kreisverwaltung immer wieder Mails, in denen darum gebeten wird, Öffnungskonzepte für den Fall einer stabilen Inzidenz von unter 100 zu genehmigen, auf der anderen Seite halten sich die Menschen nicht an die einfachsten Regeln.“
In den vergangenen Tagen hat sich der Landkreis kontinuierlich in Richtung 150 entwickelt. Lag die Inzidenz am Dienstagabend noch bei 138, war man einen Tag später schon bei 144 und am Freitagmorgen bei 148 angekommen.
Der Freitag brachte aber nicht den befürchteten Anstieg der Zahlen. „Wir liegen unter den Neu-meldungen der letzten Woche“, sagte Zanker Freitagabend. Freitags seien in den vergangenen Wochen immer besonders viele Fälle gemeldet worden. „Das liegt am Test-rhythmus vor allem der Arztpraxen, die ihre Tests oftmals in den ersten Tagen der Woche anbieten.“
Die Werte von 150 und 165 sind Schallmauern, wenn es um Coronabeschränkungen
geht. Verboten sind bei Werten von mehr als 150 Click-and-meet-verkäufe, dann ist nur noch das Abholen von bestellter Ware möglich. Bei einem Wert von 165 gehen Schulen aus dem
Wechselunterricht und Kindergärten wieder in den Notbetrieb über.
Im Laufe des Donnerstags wurden 35 Neuinfektionen registriert. Insgesamt, so zeigt es die Statistik der Kreisverwaltung Freitagfrüh, sind 315 Menschen aus dem Kreis nachgewiesenermaßen infiziert, 22 werden im Krankenhaus behandelt, es gibt zwei schwere Verläufe.
Zur gesetzlichen Lage: Wird an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Schwelle von 100 oder 150 oder 165 überschritten, sollen ab dem übernächsten Tag schärfere Maßnahmen gelten – und das so lange, bis die Sieben-tage-inzidenz an fünf aufeinander folgenden Tagen die Schwelle unterschreitet – dann treten die Extra-auflagen am übernächsten Tag wieder außer Kraft. So steht es in der Corona-verordnung des Freistaates Thüringen.
Zanker erwartet, dass es „mindestens vier Wochen“braucht, um die für Lockerungen wichtige Marke von 100 Neuinfektionen binnen sieben Tagen, bezogen auf 100.000 Einwohner, zu erreichen.
Trotz allem hält er nichts davon, die Regelungen des Freistaates Thüringen noch einmal zu verschärfen. Denn er sei nicht davon überzeugt, dass stärkere Restriktionen eine Wirkung hinterlassen. Er verspüre eine starke Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach mehr Freiheit wie dem Öffnen der Außengastronomie und dem Verhalten.
Die nachgewiesenen Corona-infektionen ziehen sich quer durch den Landkreis und auch quer durch die Altersschichten -- wenngleich es in einem größeren Unternehmen des Landkreises nahezu ausschließlich Lehrlinge waren, bei denen das Virus nachgewiesen wurde. Die allerdings würden ihre Familien anstecken, so dass sich in der Statistik des Kreises vielfach Familienverbände und Freundeskreise als Infizierte fänden.