Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
„Brief-affäre“: Dosb-präsident unter Druck
Erste Rücktrittsforderungen werden laut, doch die Führungsgremien sprechen Hörmann Vertrauen aus
Frankfurt/m. Dosb-präsident Alfons Hörmann steht wegen seines angeblich unangemessenen Führungsstils in der Kritik und unter gehörigem Druck. Während die Führungsgremien des Deutschen Olympischen Sportbundes dem 60-jährigen Sportfunktionär und Wirtschaftsmanager geschlossen das Vertrauen ausgesprochen haben, gibt es die erste Forderung nach seinem Rücktritt und Zweifel an einer erstgemeinten Aufklärung. Hörmann wird in einem angeblich von Mitarbeitern verfassten anonymen Brief vorgeworfen, eine „Kultur der Angst“in der Dosb-zentrale in Frankfurt geschaffen zu haben.
„Herr Hörmann sollte umgehend zurücktreten und den Weg für eine Neuwahl frei machen“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes Nordrhein-westfalen, bei sportschau.de. „Der gemeinnützige deutsche Sport braucht Vertrauen, Transparenz und Menschlichkeit in der Pandemiezeit und einen Präsidenten, der seinen Mitgliedsorganisationen und der Basis aktiv zuhört, statt sie zu ignorieren“, fügte er an.
„Nach der desaströsen wiederholten Olympia-pleite, dem zerschnittenen Tischtuch mit dem IOC, dem Dilettantismus im Umgang mit der Einwirkung auf das Impfschutzgesetz bringt dieser Vorgang das Fass zum Überlaufen“, sagte Klett, dessen Landesverband mit fünf Millionen Mitgliedern der größte in Deutschland ist. Hörmanns mangelnder Respekt vor den Mitarbeiter schade der Breitensportbasis in den Vereinen und den wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des DOSB.
Vorstand und Präsidium des DOSB stärkten am Freitag ihrem Chef in separaten Erklärungen den Rücken. Der Vorstand mit Veronika Rücker an der Spitze wies die in dem anonymen Brief aufgeführte Kritik an Hörmann „in aller Klarheit“zurück. „Aus unserer Perspektive können wir keinerlei Verhaltensweisen erkennen, die – wie in dem offenen Schreiben unterstellt – „jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen.“Auch das Dosb-präsidium stellte sich hinter Hörmann und sprach ihm „das uneingeschränkte Vertrauen und unsere vollumfängliche Unterstützung“aus. Gleichzeitig werde man im Austausch mit den Mitarbeitern die Vorwürfe prüfen.
Zweifel an einer offenen Aufklärung der Anschuldigungen hegt die Sportausschussvorsitzende des Bundestages. „Die nach meiner Wahrnehmung fast pathetisch anmutenden Solidaritätsbekundungen von Präsidium und Vorstand, die im Ergebnis allerdings in krassem Widerspruch zu dem öffentlich gewordenen Hilfeschrei von Teilen der Belegschaft stehen, kommen für mich keineswegs überraschend“, sagte Dagmar Freitag (SPD).