Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Brief-affäre“: Dosb-präsident unter Druck

Erste Rücktritts­forderunge­n werden laut, doch die Führungsgr­emien sprechen Hörmann Vertrauen aus

- Von Andreas Schirmer

Frankfurt/m. Dosb-präsident Alfons Hörmann steht wegen seines angeblich unangemess­enen Führungsst­ils in der Kritik und unter gehörigem Druck. Während die Führungsgr­emien des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s dem 60-jährigen Sportfunkt­ionär und Wirtschaft­smanager geschlosse­n das Vertrauen ausgesproc­hen haben, gibt es die erste Forderung nach seinem Rücktritt und Zweifel an einer erstgemein­ten Aufklärung. Hörmann wird in einem angeblich von Mitarbeite­rn verfassten anonymen Brief vorgeworfe­n, eine „Kultur der Angst“in der Dosb-zentrale in Frankfurt geschaffen zu haben.

„Herr Hörmann sollte umgehend zurücktret­en und den Weg für eine Neuwahl frei machen“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landesspor­tbundes Nordrhein-westfalen, bei sportschau.de. „Der gemeinnütz­ige deutsche Sport braucht Vertrauen, Transparen­z und Menschlich­keit in der Pandemieze­it und einen Präsidente­n, der seinen Mitgliedso­rganisatio­nen und der Basis aktiv zuhört, statt sie zu ignorieren“, fügte er an.

„Nach der desaströse­n wiederholt­en Olympia-pleite, dem zerschnitt­enen Tischtuch mit dem IOC, dem Dilettanti­smus im Umgang mit der Einwirkung auf das Impfschutz­gesetz bringt dieser Vorgang das Fass zum Überlaufen“, sagte Klett, dessen Landesverb­and mit fünf Millionen Mitglieder­n der größte in Deutschlan­d ist. Hörmanns mangelnder Respekt vor den Mitarbeite­r schade der Breitenspo­rtbasis in den Vereinen und den wichtigen gesellscha­ftlichen Aufgaben des DOSB.

Vorstand und Präsidium des DOSB stärkten am Freitag ihrem Chef in separaten Erklärunge­n den Rücken. Der Vorstand mit Veronika Rücker an der Spitze wies die in dem anonymen Brief aufgeführt­e Kritik an Hörmann „in aller Klarheit“zurück. „Aus unserer Perspektiv­e können wir keinerlei Verhaltens­weisen erkennen, die – wie in dem offenen Schreiben unterstell­t – „jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen.“Auch das Dosb-präsidium stellte sich hinter Hörmann und sprach ihm „das uneingesch­ränkte Vertrauen und unsere vollumfäng­liche Unterstütz­ung“aus. Gleichzeit­ig werde man im Austausch mit den Mitarbeite­rn die Vorwürfe prüfen.

Zweifel an einer offenen Aufklärung der Anschuldig­ungen hegt die Sportaussc­hussvorsit­zende des Bundestage­s. „Die nach meiner Wahrnehmun­g fast pathetisch anmutenden Solidaritä­tsbekundun­gen von Präsidium und Vorstand, die im Ergebnis allerdings in krassem Widerspruc­h zu dem öffentlich gewordenen Hilfeschre­i von Teilen der Belegschaf­t stehen, kommen für mich keineswegs überrasche­nd“, sagte Dagmar Freitag (SPD).

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FOTO: DPA DOSB-CHEF Alfons Hörmann bei der Präsentati­on der Outfits für die Olympia-mannschaft.

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