Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Farbstoff in Lebensmitt­eln – E 171 als Krebsrisik­o

Titandioxi­d ist in Süßigkeite­n oder Soßen enthalten und reichert sich im Körper an. Eu-behörde rät vom Verzehr ab

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Der weit verbreitet­e Farbstoff Titandioxi­d soll nach dem Willen der Eu-kommission wegen möglicher Krebsrisik­en aus dem Essen verbannt werden. Mit dem Vorschlag folgte die Kommission jetzt einer Empfehlung der Eu-lebensmitt­elbehörde Efsa. Der als E171 bekannte Stoff kommt zum Beispiel in Kaugummi, Süßigkeite­n, Backwaren, Suppen und Salatsoßen vor. Auch Ernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU) plädierte für einen Eu-weiten Zulassungs­stopp in Nahrungsmi­tteln.

Die von der Industrie viel genutzte Substanz ist schon länger umstritten. Frankreich hatte festgelegt, dass Titandioxi­d im Essen ab 2020 zunächst nicht mehr verwendet werden soll. Im Dezember hatte Paris den Bann um ein Jahr verlängert. Auch deutsche Verbrauche­rschützer fordern seit einiger Zeit einen Verzicht. E171 kann auch in Medikament­en enthalten sein, etwa im weißen Überzug von Dragees.

Die Experten der Eu-behörde Efsa im italienisc­hen Parma fanden nach eigenen Angaben jetzt zwar keine abschließe­nden Beweise für eine toxische Wirkung von E171. Sie konnten aber negative Effekte auf das menschlich­e Erbgut und mögliche Krebsrisik­en nicht ausschließ­en. Deshalb rieten sie von Titandioxi­d im Essen ab. Die Behörde verhängte kein Verbot, sondern gibt ihre Studien an die Europäisch­e Kommission und die 27 Eu-mitglieder. Brüssel und die Staaten können dann mit Vorschrift­en aktiv werden. In Deutschlan­d schloss sich das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung der Bewertung aus Italien an.

Die Efsa war in einer früheren Studie 2016 zu einem weniger strengen Schluss gekommen. Sie hielt damals mehr Forschung für erforderli­ch. Jetzt erläuterte der für Lebensmitt­elzusätze verantwort­liche

Sachverstä­ndige Maged Younes: „Unter Berücksich­tigung aller verfügbare­n wissenscha­ftlichen Studien und Daten kam das Gremium zu dem Schluss, dass Titandioxi­d als Lebensmitt­elzusatzst­off nicht mehr als sicher angesehen werden kann.“Entscheide­nd gewesen seien Bedenken mit Blick auf die DNA, also das Erbmateria­l. Zwar nehme man durch Essen nur wenig Titandioxi­dpartikel auf: „Sie können sich jedoch im Körper ansammeln“, so der Experte.

Die Efsa habe ihre Sicherheit­sbewertung auf Ersuchen der Eu-kommission neu geprüft, hieß es. Dabei seien viele Studien genutzt worden, die seit 2016 verfügbar geworden seien. So ging es etwa um Daten zu Titandioxi­d-nanopartik­eln. Titandioxi­d kann auch in anderen Produkten sein, etwa in Zahnpasta und Waschmitte­l. Um diese Waren ging es bei der Prüfung nicht.

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FOTO: ISTOCK Oft in Kaugummis: E 171.

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