Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Geteilt und vereint

- Klare Kante Gerlinde Sommer zur Zeit der deutschen Teilung

Jüngst traf ich einen jungen Südkoreane­r, der es trotz Pandemie als Gaststuden­t nach Thüringen geschafft hat. Wir sprachen auch darüber, was die Teilung seines Landes bedeutet, während wir hier schon ein Jahrzehnt vor seiner Geburt die Einheit feiern konnten.

Was wäre wenn… Der junge Koreaner muss nach seiner Rückkehr lange zur Armee. Bei uns fand der kalte Krieg mit der friedliche­n Revolution ein Ende. Wenn es nicht so gekommen wäre? Wer weiß, wie massiv die Teilung mittlerwei­le wäre. Die DDR hatte in den 1980ern ein Projekt mit dem Titel „Grenze 2000“im Blick. Die Grenzsiche­rung sollten noch gezielter verhindern, dass Ddr-bürger der Grenze auch nur nahe kamen.

Viele denken an den 13. August 1961, wenn von deutscher Teilung die Rede ist. Mauerbau an der Sektorengr­enze, Stacheldra­ht, Barrikaden. Damit war der Übergang von Ost nach West gesperrt, Berlin in zwei Hälften geteilt und quasi das letzte Schlupfloc­h geschlosse­n. Die Mauer wurde zum Symbol für den Kalten Krieg. Aber die Teilung Berlins war nur der letzte Schritt. Schon ein Jahrzehnt zuvor wurde die Grenze durchs Land immer mehr abgeriegel­t, immer tödlicher.

Davon wird die TLZ in den nächsten Wochen aus ganz unterschie­dlichen Blickwinke­ln berichten. Gespräche mit Zeitzeugen. Interviews mit Forschende­n und Gedenkstät­tenpersona­l. Wie lebt es sich heute in der Grenzregio­n? Wie lebt es sich heute in Städtchen und Gemeinden, die bis 1989 im Sperrgebie­t lagen? Aber auch: Wie sah und sieht es auf der westdeutsc­hen Seite aus – im Fränkische­n, Hessischen und Niedersäch­sischen? Es geht um Gedenken und Erinnern. Aber auch um die Chancen im Jetzt. g.sommer@tlz.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany