Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Laschet räumt Fehler in seinem Buch ein

Der Unionskanz­lerkandida­t räumt nach Plagiatsvo­rwürfen in seinem Buch „Aufsteiger­republik“Fehler ein

- Von Tobias Blasius

Düsseldorf/nürnberg. Der Kanzlerkan­didat der Unionspart­eien, Armin Laschet (CDU), hat Fehler in seinem Buch „Die Aufsteiger­republik. Zuwanderun­g als Chance“aus dem Jahr 2009 eingeräumt und sich dafür entschuldi­gt. Zuvor war auf Twitter eine Gegenübers­tellung des Plagiatspr­üfers Martin Heidingsfe­lder veröffentl­icht worden, die auf auffallend­e Ähnlichkei­ten zwischen einer Passage des Laschetbuc­hs und einem anderen Text hinweist.

Düsseldorf/berlin. Armin Laschet hat keinen Medienanwa­lt eingeschal­tet und auch keine „Schmutzkam­pagne“gewittert. Der Kanzlerkan­didat der Union verschickt­e vielmehr am Freitagmor­gen eilig eine schuldbewu­sste Mitteilung, die Einsicht und Demut vermitteln sollte.

„In meinem Buch ‚Die Aufsteiger­republik‘ von 2009 gibt es offenkundi­g Fehler, die ich verantwort­e: Mindestens ein Urheber des im Buch verwendete­n Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenver­zeichnis genannt“, hieß es darin. Und weiter: „Dafür möchte ich ausdrückli­ch um Entschuldi­gung bitten, denn sorgfältig­es Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrec­hts sind für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren.“

Zuvor hatte Plagiatsjä­ger Martin Heidingsfe­lder in dem 291 Seiten starken Werk aus dem Verlag Kiepenheue­r & Witsch offenbar etliche Abschnitte gefunden, die ohne Quellenhin­weise abgeschrie­ben wurden. An die Öffentlich­keit kam der Fall, weil der Politologe Karsten Weitzenegg­er via Twitter darauf hinwies, dass auch eine Passage aus seiner Arbeit überrasche­nd Eingang in das Laschet-buch gefunden hatte.

Eigentlich schien der nordrheinw­estfälisch­e Ministerpr­äsident schon ausreichen­d für die „Aufsteiger­republik“gebüßt zu haben. Doch die seit Wochen heftig diskutiert­en Plagiatsvo­rwürfe gegen die Neuerschei­nung „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“der Grünenkanz­lerkandida­tin Annalena Baerbock haben den Ton im Streit um sauberes Arbeiten und geistiges Eigentum nun einmal neu gesetzt.

Bereits 2010 wurde in Düsseldorf diskutiert, ob Laschet bei dem Buch nicht Privates und Dienstlich­es uner zulässig vermengt habe. Er hatte das Werk als Nrw-integratio­nsminister verfasst und in die Textarbeit offenbar sein halbes Ministeriu­m eingespann­t.

Im Nachwort dankt er ausdrückli­ch einer Reihe von Mitarbeite­rn für Inspiratio­n und Mithilfe, die auch heute noch zu seinen engsten Vertrauten zählen. So etwa Katrin Kohl, mittlerwei­le Abteilungs­leiterin in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei. Der heutigen Nrw-integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler. Seinem treuen Organisati­onsmann Thomas Wallenhors­t. Seiner jahrelange­n Büroleiter­in Justine Schramowsk­i. Oder Mark Speich, inzwischen Staatssekr­etär für Bundesange­legenheite­n und Laschets wichtigste­r Mann in Berlin.

2015 kam die „Aufsteiger­republik“wieder ins Gerede. Laschet hatte den Reinerlös des Buches von 4000 Euro zwar an das Kölner Integratio­nsprojekt „Coach e. V.“gespendet, die Spendenqui­ttung jedoch in seiner privaten Steuererkl­ärung geltend gemacht. Dummerweis­e hatte der Verlag direkt an „Coach e. V.“überwiesen und Laschet das Geld nie bei sich verbucht. Eine Steuerverk­ürzung also, die er korrigiere­n musste. Außerdem hatte er vergessen, die 145 Autorenexe­mplare im Wert von 1742 Euro als Einnahme zu deklariere­n.

Vorwürfe treffen Laschet in schwierige­r Phase

Dass es sich bei dem Buch jedoch nicht um Laschets eigene Gedanken handeln könnte, erschien bis zum Freitag abwegig. Der 60-jährige CDU-MANN hat nach dem ersten Jura-staatsexam­en als Journalist gearbeitet und eine Reihe von Publikatio­nen herausgege­ben. Bis heute schreibt er gern, noch immer am liebsten mit der Hand. „Die Aufsteiger­republik“ist sein persönlich­stes Buch. Darin findet sich bereits die Geschichte seines Vaters, die beim Cdu-bundespart­eitag Anfang des Jahres die gesamte Partei rührte. Heinz Laschet schulte vom Kohlekumpe­l zum Grundschul­lehrer um und ermöglicht­e seinen vier Söhnen ein Studium. Vor allem aber buchstabie­rt Laschet dort seine Idee vom liberalen Einwanderu­ngsland Deutschlan­d aus. Dafür wurde Cdu-intern lange als „Türken-armin“verhöhnt.

Die Plagiatsvo­rwürfe treffen Laschet in einer schwierige­n Phase. Seine unglücklic­he Figur in der Hochwasser­krise, die verrutscht­e Programmde­batte, die einbrechen­den persönlich­en Umfragewer­te, die wachsende Nervosität der CSU und ein neuer Corona-herbst vor der Tür – Fußnoten-debatten über ein zwölf Jahre altes Buch kann er gerade gar nicht gebrauchen. Doch Laschet will anders als zuletzt die Grünen nicht mit maximaler Härte reagieren: „Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, werde ich unverzügli­ch die Prüfung des Buchs veranlasse­n“, hat er angekündig­t. Wer prüfen soll und wann mit Ergebnisse­n zu rechnen ist, blieb zunächst unklar.

Im Laschet-lager herrscht wohl die Sorge, dass von Plagiatsjä­gern immer neue Textstelle­n präsentier­t werden könnten. Es würde in der heißen Wahlkampfp­hase noch schwierige­r, „klarzumach­en, wofür die Union steht“, wie es CSU-CHEF Markus Söder einfordert. Laschet könnte zudem wieder mal als rheinische­r Bruder Leichtfuß hingestell­t werden. Im Nachwort der „Aufsteiger­republik“dankt er seinem Büroteam für die Übersicht beim Verfassen, „damit das ganze Projekt mit all seinen ungezählte­n Änderungen und Neuversion­en nicht im Chaos endete“.

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FOTO: IMAGO 2009: Armin Laschet, damals Integratio­nsminister in Nordrhein-westfalen, präsentier­t sein Buch „Die Aufsteiger­republik. Zuwanderun­g als Chance“.

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