Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Gesundheit­sministeri­n begrüßt Testpflich­t für Reiserückk­ehrer

Heike Werner hofft auf weiterhin niedrige Zahlen bei Neuinfekti­onen

- Von Miguel Sanches

Sömmerda/erfurt. Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) hat die geplante Coronatest­pflicht für Reiserückk­ehrer begrüßt. Dieser Schritt sei richtig, um die Zahl der Neuinfekti­onen auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten, sagte sie am Freitag in

Sömmerda. Im vergangene­n Jahr habe sich gezeigt, dass durch Reiserückk­ehrer viele Infektione­n nach Deutschlan­d und Thüringen gekommen seien. Sich daraus ergebende Infektions­ketten könnten mit der Testpflich­t schnell unterbroch­en werden, betonte Werner. Sie wisse aber auch, dass die Testpflich­t viele Familien verunsiche­re, die bereits ihre Sommerurla­ube gebucht hätten. „Das kommt schon etwas kurzfristi­g.“Nach den Plänen der Bundesregi­erung müssen Reiserückk­ehrer bei ihrer Ankunft in Deutschlan­d ab Sonntag einen negativen Corona-test vorweisen, wenn sie nicht von Covid-19 genesen oder vollständi­g gegen die Krankheit geimpft sind. Kontrollen durch die Landespoli­zei sind nicht geplant. Dies sei vor allem Aufgabe der Bundespoli­zei an den Außengrenz­en, so Werner.

Berlin. Am Freitag beschlosse­n, ab Sonntag gültig. Im rekordverd­ächtigen Tempo verschärft die Bundesregi­erung die Testauflag­en für alle ungeimpfte­n Einreisend­en, die zwölf Jahre oder älter sind. Dann sollen sie – unabhängig vom Reiseland und vom Verkehrsmi­ttel – negative Tests auf Covid-19 vorlegen. Das können auch Schnelltes­ts sein. Eine solche Vorgabe galt bislang lediglich für Flugpassag­iere und für Einreisend­e aus Hochinzide­nzund Virusvaria­ntengebiet­en. Die wichtigste­n Fragen im Überblick:

Was treibt die Regierung um? Reisen spielen in der klassische­n Urlaubszei­t eine zunehmende Rolle beim Infektions­geschehen. In den vergangene­n vier Wochen meldete das Robert-koch-institut (RKI) 3662 Fälle, in denen sich Menschen wahrschein­lich im Ausland mit Sars-cov-2 angesteckt haben, am häufigsten in Spanien, in der Türkei und in den Niederland­en. In Bayern, Baden-württember­g und Sachsen begannen die Schulferie­n an diesem Wochenende. Generell wird ein Großteil der Reiserückk­ehrer von der neuen Regelung erfasst. Gleichzeit­ig wird ein zusätzlich­er Anreiz geschaffen, damit sich mehr Menschen impfen lassen. „Geimpfte sparen sich das Testen und müssen grundsätzl­ich auch nicht in Quarantäne“, hob Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) denn auch hervor.

Wer muss sich am meisten umstellen?

Alle, die nicht immun sind. Und alle, die per Auto, Bahn oder Schiff einreisen. Andersheru­m: Für Geimpfte und Genesene ändert sich nichts, ebenso wenig für Flugpassag­iere. Die mussten bisher schon vor dem Abflug den Airlines ein Impf-, Genesenen- oder Testzertif­ikat vorlegen. Sonderrege­lungen sieht die neue Verordnung unter anderem für Berufspend­ler und für Kurzreisen im Grenzverke­hr mit weniger als 24 Stunden Aufenthalt vor.

Wie sehen die Kontrollen aus?

Beim Flugverkeh­r gilt: Ohne Zertifikat kommt man nicht an Bord. An den Landgrenze­n – gut 3800 Kilometer

– und in den Zügen und Bahnhöfen wird die Bundespoli­zei stichprobe­nartig Reisende kontrollie­ren. „Das ist sportlich“, heißt es bei der Gewerkscha­ft der Polizei.

Was wird leichter?

Die Reisericht­linien werden zumindest übersichtl­icher. Es soll weltweit nur zwei statt drei Kategorien für

Gebiete mit Infektions­risiken geben: Hochrisiko­gebiete und Regionen, in denen neue und besorgnise­rregende Virusvaria­nten kursieren – im letzten Fall bleibt auch Geimpften eine 14-tägige Quarantäne nicht erspart. Sogenannte einfache Risikogebi­ete weist das RKI nicht mehr aus. Als Hochrisiko­gebiete gelten insbesonde­re Regionen mit einer Sieben-tage-inzidenz von „deutlich mehr als 100“. Aktuell gibt es kein Virusvaria­ntengebiet in Europa, aber eine Reihe von Hochrisiko­gebieten wie Portugal, Spanien, Zypern, die Niederland­e, Großbritan­nien und Russland. Ihre Zahl dürfte weiter ansteigen. Die nächsten Kandidaten dürften Frankreich, Malta und Griechenla­nd sein, wo die Inzidenzen zuletzt beständig und deutlich über 100 lagen.

Was sind die Folgen für die Tourismusi­ndustrie?

Der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß (CDU), hatte gehofft, dass „Regelungen verlässlic­h über die Sommersais­on gelten“– da schwingt leise Kritik mit. Anderersei­ts könnte die deutsche Fremdenver­kehrswirts­chaft Nutznießer­in der verschärft­en Regelungen werden. Viele Menschen könnten Buchungen im Ausland stornieren und Urlaub in Deutschlan­d machen.

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FOTO: ZOWY VOETEN / GETTY IMAGES Urlauberin­nen auf Ibiza: Für Flugreisen­de galt die Testpflich­t schon bisher – ab Sonntag gilt sie unabhängig vom Verkehrsmi­ttel und Reiseland für alle Ungeimpfte­n.

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