Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Gesundheitsministerin begrüßt Testpflicht für Reiserückkehrer
Heike Werner hofft auf weiterhin niedrige Zahlen bei Neuinfektionen
Sömmerda/erfurt. Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) hat die geplante Coronatestpflicht für Reiserückkehrer begrüßt. Dieser Schritt sei richtig, um die Zahl der Neuinfektionen auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten, sagte sie am Freitag in
Sömmerda. Im vergangenen Jahr habe sich gezeigt, dass durch Reiserückkehrer viele Infektionen nach Deutschland und Thüringen gekommen seien. Sich daraus ergebende Infektionsketten könnten mit der Testpflicht schnell unterbrochen werden, betonte Werner. Sie wisse aber auch, dass die Testpflicht viele Familien verunsichere, die bereits ihre Sommerurlaube gebucht hätten. „Das kommt schon etwas kurzfristig.“Nach den Plänen der Bundesregierung müssen Reiserückkehrer bei ihrer Ankunft in Deutschland ab Sonntag einen negativen Corona-test vorweisen, wenn sie nicht von Covid-19 genesen oder vollständig gegen die Krankheit geimpft sind. Kontrollen durch die Landespolizei sind nicht geplant. Dies sei vor allem Aufgabe der Bundespolizei an den Außengrenzen, so Werner.
Berlin. Am Freitag beschlossen, ab Sonntag gültig. Im rekordverdächtigen Tempo verschärft die Bundesregierung die Testauflagen für alle ungeimpften Einreisenden, die zwölf Jahre oder älter sind. Dann sollen sie – unabhängig vom Reiseland und vom Verkehrsmittel – negative Tests auf Covid-19 vorlegen. Das können auch Schnelltests sein. Eine solche Vorgabe galt bislang lediglich für Flugpassagiere und für Einreisende aus Hochinzidenzund Virusvariantengebieten. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Was treibt die Regierung um? Reisen spielen in der klassischen Urlaubszeit eine zunehmende Rolle beim Infektionsgeschehen. In den vergangenen vier Wochen meldete das Robert-koch-institut (RKI) 3662 Fälle, in denen sich Menschen wahrscheinlich im Ausland mit Sars-cov-2 angesteckt haben, am häufigsten in Spanien, in der Türkei und in den Niederlanden. In Bayern, Baden-württemberg und Sachsen begannen die Schulferien an diesem Wochenende. Generell wird ein Großteil der Reiserückkehrer von der neuen Regelung erfasst. Gleichzeitig wird ein zusätzlicher Anreiz geschaffen, damit sich mehr Menschen impfen lassen. „Geimpfte sparen sich das Testen und müssen grundsätzlich auch nicht in Quarantäne“, hob Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) denn auch hervor.
Wer muss sich am meisten umstellen?
Alle, die nicht immun sind. Und alle, die per Auto, Bahn oder Schiff einreisen. Andersherum: Für Geimpfte und Genesene ändert sich nichts, ebenso wenig für Flugpassagiere. Die mussten bisher schon vor dem Abflug den Airlines ein Impf-, Genesenen- oder Testzertifikat vorlegen. Sonderregelungen sieht die neue Verordnung unter anderem für Berufspendler und für Kurzreisen im Grenzverkehr mit weniger als 24 Stunden Aufenthalt vor.
Wie sehen die Kontrollen aus?
Beim Flugverkehr gilt: Ohne Zertifikat kommt man nicht an Bord. An den Landgrenzen – gut 3800 Kilometer
– und in den Zügen und Bahnhöfen wird die Bundespolizei stichprobenartig Reisende kontrollieren. „Das ist sportlich“, heißt es bei der Gewerkschaft der Polizei.
Was wird leichter?
Die Reiserichtlinien werden zumindest übersichtlicher. Es soll weltweit nur zwei statt drei Kategorien für
Gebiete mit Infektionsrisiken geben: Hochrisikogebiete und Regionen, in denen neue und besorgniserregende Virusvarianten kursieren – im letzten Fall bleibt auch Geimpften eine 14-tägige Quarantäne nicht erspart. Sogenannte einfache Risikogebiete weist das RKI nicht mehr aus. Als Hochrisikogebiete gelten insbesondere Regionen mit einer Sieben-tage-inzidenz von „deutlich mehr als 100“. Aktuell gibt es kein Virusvariantengebiet in Europa, aber eine Reihe von Hochrisikogebieten wie Portugal, Spanien, Zypern, die Niederlande, Großbritannien und Russland. Ihre Zahl dürfte weiter ansteigen. Die nächsten Kandidaten dürften Frankreich, Malta und Griechenland sein, wo die Inzidenzen zuletzt beständig und deutlich über 100 lagen.
Was sind die Folgen für die Tourismusindustrie?
Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), hatte gehofft, dass „Regelungen verlässlich über die Sommersaison gelten“– da schwingt leise Kritik mit. Andererseits könnte die deutsche Fremdenverkehrswirtschaft Nutznießerin der verschärften Regelungen werden. Viele Menschen könnten Buchungen im Ausland stornieren und Urlaub in Deutschland machen.