Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Gesundheitsministerin: „Wir müssen alle Register ziehen“
Mobile Teams, Aufklärung und Plakate: Eine Kampagne soll die Impfbereitschaft in Thüringen heben
Sömmerda. Sommer, Sonne Impftermin: Das Plakat an der Einfallsstraße nach Sömmerda, das Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) und der Chef des Pandemiestabs der KV Thüringen, Jörg Mertz, am Freitag medienwirksam enthüllten, ist nicht zu übersehen. Startschuss für eine Kampagne, mit der Politik und Ärzteschaft zwei verhängnisvolle Trends aufzuhalten hoffen: die zunehmende Impfmüdigkeit, während die Infektionszahlen wieder Fahrt aufnehmen.
Die Impfbereitschaft liege bei 80 Prozent, zitiert Werner einschlägige Studien. Vollständig gegen Corona geimpft seien aber erst 50 Prozent, obwohl inzwischen allen Thüringern ein Impfangebot gemacht werden konnte. Offensichtlich seien die Hürden für eine Terminvereinbarung und einen Gang ins Impfzentrum für viele Menschen noch zu hoch.
Vor allem sie will man mit der Offensive erreichen: die Pendler, die Vielbeschäftigten, die Unschlüssigen, die schlecht Informierten, die Bequemen. Wie das aufgehen kann, zeigte etwa das Nachtimpfen in Sömmerda in der vergangenen Woche, wo sich fast 200 Menschen immunisieren ließen. Oder bei der Aktion in Sonneberg, wo am gestrigen Freitag eine Gratis-bratwurst die Impflaune befördern sollte. Bis zum Mittag hatte die Offerte immerhin schon rund 130 Menschen überzeugt. Um solche einfachen Angebote geht es, und um Aufmerksamkeit für die Impfung.
Denn angesichts der sich ausbreitenden Delta-variante und der Urlaubsrückkehrer wird der Herbst zur Herausforderung. „Darauf müssen wir uns vorbereiten“, so Ministerin Werner. Jörg Mertz sagt es so: „Wir wollen das Thema aus den Debattenforen in den öffentlichen Raum bringen.“Nicht nur mit 2800 großflächigen Plakaten, die thüringenweit für die Impfung werben und Radiospots, auch mit Impfangeboten, bequem und niedrigschwellig. Jetzt sei es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen, damit nicht mehr über Lockdowns und Schulschließungen geredet werden müsse, warnt Mertz mit Blick auf den Herbst.
Zehn Informationsteams werden in Thüringen unterwegs sein, die auf Wunsch auch gleich einen Impftermin buchen. Die mobilen Impfteams werden auf 25 aufgestockt. „Wir setzen nicht mehr allein auf das Netz an Impfstellen, sondern schaffen verstärkt mobile Impfangebote genau dort, wo viele Menschen sind“kündigt Werner an. Geimpft werde an solchen mobilen Stationen das Vakzin Johnson & Johnson, bei dem nur eine Dosis nötig ist, auf Wunsch könne auch ein mrna-impfstoff gegeben werden.
Man habe mit den Landräten darüber gesprochen, welche Orte und welche Events geeignet sind, so Jörg Mertz und hält ein T-shirt des FC Carl Zeiss Jena in die Kameras. Der Verein unterstützt die landesweite Kampagne. So können sich noch ungeimpfte Fans vor dem Dfbpokalspiel am 8. August den Schutz gegen Corona holen.
Die Kampagne läuft bis Mitte September und kostet rund 400.000 Euro. Wie viele Menschen sie am Ende erreichen wird, mag weder die Ministerin noch der Pandemiestabsleiter vorhersagen. Aber Heike Werner stellt klar: „Wir müssen alle Register ziehen.