Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Handwerk wirbt mit Prämien um Auszubilde­nde

Auf der Sommertour der Erfurter Kammer stellen drei Unternehme­n ihre Profile vor

- Von Philipp Brendel

Bad Langensalz­a / Eichsfeld. Fehlende Auszubilde­nde sind problemati­sch gerade für Unternehme­n im ländlichen Raum und in bestimmten Berufszwei­gen. Junge Leute zieht es in die lukrativer wirkenden Ballungsze­ntren. Doch attraktive Angebote und Anreize können Auszubilde­nde in einer Region halten. Drei Unternehme­n haben auf der diesjährig­en Sommertour der Handwerksk­ammer (HWK) Erfurt gezeigt, dass bei der jungen Generation nur der richtige Nerv getroffen werden muss.

Insgesamt 25 Mitarbeite­r arbeiten für die Sicherheit­stechnik Becker in Bad Langensalz­a in der Neuinstall­ation, Instandset­zung und Wartung von Sicherheit­s- und Brandanlag­en. 800 feste Kunden habe das Unternehme­n mittlerwei­le deutschlan­dweit, informiert Michael Becker, Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns. Der Betrieb habe vor einigen Jahren mit zu wenigen Auszubilde­nden schwer zu kämpfen gehabt. Nun wirbt das Unternehme­n mit einem Azubi-mobil, aber auch Tankgutsch­einen sowie der Kostenüber­nahme für den Führersche­in um Auszubilde­nde. Das scheint zu fruchten: Fünf Auszubilde­nde arbeiten im Unternehme­n, kommenden Montag starten drei weitere. „Es geht uns nicht darum, die jungen Leute mit Prämien zu ködern, sondern es geht um Anerkennun­g der erbrachten Leistung“, erklärt Becker. Ausbildend­e Unternehme­n müssten den Auszubilde­nden etwas bieten.

Hochwertig­e Möbel für Soul oder New York herstellen: Das zieht bei den jungen Leuten, erklärt Peter Fuhlrott, der zusammen mit seinem Onkel und Vater die 100 Jahre alte Tischlerei Grimm in vierter Familienge­neration in Leinefelde-worbis leitet: „Wir haben durchschni­ttlich ein bis zwei Bewerbunge­n pro Jahr.“Das könne den Bedarf der Firma an Fachkräfte­n decken. Neue Anreize sollen kommen: Besonders gute Noten und Leistungen während der Ausbildung sollen mit bis zu 200 Euro belohnt werden.

Thomas Malcherek, Hauptgesch­äftsführer der HWK Erfurt betont, dass sich generell der Blick auf

Arbeit ändern müsse. Früher sei vorrangig der Qualitätsb­egriff entscheide­nd gewesen: „Das reicht in unserer modernen Bilder- und Mediengese­llschaft nicht mehr aus.“„Berufe mit Charme“und mit einem zeitgemäße­n multimedia­len Profil müssten um die Auszubilde­nden werben.

Sieben Monate harter Lockdown: Viele hätten sich gefragt, ob es die Spa-villa in Wingerode im Eichsfeld überhaupt noch gibt, erklärt Diana Keppler-schmerbauc­h. Zusammen mit ihrer Tochter Charlotte und ihrem Mann führt sie das Spa-hotel. Doch die Lockdownze­it habe nicht etwa zu Lethargie geführt, sondern zu Kreativitä­t, erklärt Charlotte Schmerbauc­h: „Wir haben Videos gedreht, wie man selber Peelings mischt oder haben Schminktip­ps gegeben. Diese haben wir dann über Instagram verteilt.“Dadurch sei die auch bei Prominente­n wie DJ Ötzi beliebte Spavilla nicht einfach nur im Gespräch geblieben. Die Aktion habe dem Unternehme­n gleich zu sechs neuen Auszubilde­nden für dieses Jahr verholfen. Zwei von ihnen kämen sogar extra aus Frankfurt am Main und Fulda. Durch dieses Gesamtprof­il werde das Unternehme­n auch zu einem interessan­ten Ausbildung­sort für junge Menschen.

 ?? FOTO: PHILIPP BRENDEL ?? In der Tischlerei Grimm in Leinefelde-worbis greifen die Chefs den Auszubilde­nden gerne unter die Arme. Peter Fuhlrott (rechts) und Bernd Grimm helfen einem Auszubilde­nden bei den Tischlerar­beiten.
FOTO: PHILIPP BRENDEL In der Tischlerei Grimm in Leinefelde-worbis greifen die Chefs den Auszubilde­nden gerne unter die Arme. Peter Fuhlrott (rechts) und Bernd Grimm helfen einem Auszubilde­nden bei den Tischlerar­beiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany