Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Handwerk wirbt mit Prämien um Auszubildende
Auf der Sommertour der Erfurter Kammer stellen drei Unternehmen ihre Profile vor
Bad Langensalza / Eichsfeld. Fehlende Auszubildende sind problematisch gerade für Unternehmen im ländlichen Raum und in bestimmten Berufszweigen. Junge Leute zieht es in die lukrativer wirkenden Ballungszentren. Doch attraktive Angebote und Anreize können Auszubildende in einer Region halten. Drei Unternehmen haben auf der diesjährigen Sommertour der Handwerkskammer (HWK) Erfurt gezeigt, dass bei der jungen Generation nur der richtige Nerv getroffen werden muss.
Insgesamt 25 Mitarbeiter arbeiten für die Sicherheitstechnik Becker in Bad Langensalza in der Neuinstallation, Instandsetzung und Wartung von Sicherheits- und Brandanlagen. 800 feste Kunden habe das Unternehmen mittlerweile deutschlandweit, informiert Michael Becker, Geschäftsführer des Unternehmens. Der Betrieb habe vor einigen Jahren mit zu wenigen Auszubildenden schwer zu kämpfen gehabt. Nun wirbt das Unternehmen mit einem Azubi-mobil, aber auch Tankgutscheinen sowie der Kostenübernahme für den Führerschein um Auszubildende. Das scheint zu fruchten: Fünf Auszubildende arbeiten im Unternehmen, kommenden Montag starten drei weitere. „Es geht uns nicht darum, die jungen Leute mit Prämien zu ködern, sondern es geht um Anerkennung der erbrachten Leistung“, erklärt Becker. Ausbildende Unternehmen müssten den Auszubildenden etwas bieten.
Hochwertige Möbel für Soul oder New York herstellen: Das zieht bei den jungen Leuten, erklärt Peter Fuhlrott, der zusammen mit seinem Onkel und Vater die 100 Jahre alte Tischlerei Grimm in vierter Familiengeneration in Leinefelde-worbis leitet: „Wir haben durchschnittlich ein bis zwei Bewerbungen pro Jahr.“Das könne den Bedarf der Firma an Fachkräften decken. Neue Anreize sollen kommen: Besonders gute Noten und Leistungen während der Ausbildung sollen mit bis zu 200 Euro belohnt werden.
Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der HWK Erfurt betont, dass sich generell der Blick auf
Arbeit ändern müsse. Früher sei vorrangig der Qualitätsbegriff entscheidend gewesen: „Das reicht in unserer modernen Bilder- und Mediengesellschaft nicht mehr aus.“„Berufe mit Charme“und mit einem zeitgemäßen multimedialen Profil müssten um die Auszubildenden werben.
Sieben Monate harter Lockdown: Viele hätten sich gefragt, ob es die Spa-villa in Wingerode im Eichsfeld überhaupt noch gibt, erklärt Diana Keppler-schmerbauch. Zusammen mit ihrer Tochter Charlotte und ihrem Mann führt sie das Spa-hotel. Doch die Lockdownzeit habe nicht etwa zu Lethargie geführt, sondern zu Kreativität, erklärt Charlotte Schmerbauch: „Wir haben Videos gedreht, wie man selber Peelings mischt oder haben Schminktipps gegeben. Diese haben wir dann über Instagram verteilt.“Dadurch sei die auch bei Prominenten wie DJ Ötzi beliebte Spavilla nicht einfach nur im Gespräch geblieben. Die Aktion habe dem Unternehmen gleich zu sechs neuen Auszubildenden für dieses Jahr verholfen. Zwei von ihnen kämen sogar extra aus Frankfurt am Main und Fulda. Durch dieses Gesamtprofil werde das Unternehmen auch zu einem interessanten Ausbildungsort für junge Menschen.