Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Bosbach macht Wahlkampf für Maaßen
Der Cdu-innenpolitiker tritt mit dem umstrittenen Ex-verfassungsschutzchef auf
Erfurt. Am Sonntag soll Wolfgang Bosbach im Thüringer Wald auftreten. Dort, in einem Wirtshaus im kleinen Ort Zella-mehlis, will der vormalige Oberinnenpolitiker der Union Bundestagswahlkampf für den örtlichen Direktkandidaten der CDU machen. So weit, so normal. Jedoch heißt der Kandidat, für den Bosbach wirbt, Hans-georg Maaßen. Schon seit Tagen wogt Empörung durch die sozialen Medien: Damit, heißt es von linker Seite, mache sich die CDU endgültig mit einem erklärten Rechtsaußen gemein.
Maaßen ist spätestens eine Reizfigur, seit er im Herbst 2018 nach mindestens missverständlichen Aussagen zu den rechtsextremistischen Ausschreitungen in Chemnitz als
Chef des Bundesverfassungsschutzes abgelöst wurde. Danach war er als unfreiwilliger Frühpensionär vor allem in Ostdeutschland für den rechtskonservativencdu-verein „Werteunion“unterwegs. In Thüringen warb er 2020 dafür, einen Ministerpräsidenten notfalls auch mit Stimmen der AFD zu wählen – und begrüßte denn auch die Wahl des Liberalen Thomas Kemmerich zum Kurzzeitministerpräsidenten.
Trotzdem, oder eher deshalb, wurde Maaßen vor drei Monaten von der Südthüringer CDU gegen den Willen der Landesparteispitze und des Konrad-adenauer-hauses als Bundestagsdirektkandidat nominiert. Seitdem ist der Wahlkreis 196 zum Kampfgebiet geworden. Die SPD hat den früheren Biathlon-olympia-helden Frank Ullrich gegen Maaßen aufgestellt. Die Linke kürte den Dgb-landeschef zum Kandidaten.
Die Hoffnung der Cdu-oberen, dass Maaßen stillhält, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil: Er unternahm eine Interviewtour durch neurechte Medien, in denen er im Afd-sound den potenziellen grünen Koalitionspartner als totalitär gesinnte „Ökosozialisten“bezeichnete.
CDU-CHEF Armin Laschet erklärte derweil nur auf Nachfrage, dass die Direktkandidatur das souveräne Recht der Kreisverbände sei und Maaßen sich klar von der AFD abgrenze. Ansonsten versuchte er gemeinsam mit der Landesparteispitze, den irrlichternden Ex-verfassungsschützer zu ignorieren. Eine Taktik, die Wolfgang Bosbach nun mit seinem Segen erheblich erschwert.