Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Das verschollene Froschlied
Joshua Dolgin gibt zwei Konzerte in Erfurt
Erfurt. Was für ein Tohuwabohu: Das Froschlied ist fort. Joshua Dolgin sitzt im Hof der Alten Synagoge vor seinem E-piano („Ist kein Steinway“) und zerwühlt seine Zettel. Dabei grinst er fröhlich. Es wird ihm schon etwas anderes in die Hände fallen, was er seinen Gästen als Zugabe servieren wird. Nebbich.
Joshua Dolgin aus Kanada, er ist Sänger und Musiker und Filmemacher und Comedian, holt sein Publikum bereits während des Liedes („A gute Vak“– „Eine gute Woche“) in seinen Kreis. Und spätestens bei seinem „Shabbes“(Sabbat, Tag der Ruhe) zeigt er sich als ein Künstler voller Humor und Wandlungsfähigkeit. Er spielt mit dem Publikum ebenso wie auf dem Epiano und dem Akkordeon. Und alle folgen ihm bereitwillig – die Instrumente, sein Publikum und die Zaungäste, die von den Balkonen in diesen Innenhof blicken.
Und dann traut er sich an ein Lied, dessen Interpretation doch nur schief gehen kann. Jenes „Dance me to the end of love“von Leonhard Cohen. Nun, selbst das gelingt. Er darf das. Er ist Jude. Und Cohens Landsmann. Er improvisiert, was die Tasten hergeben. Und kann, dabei sogar ein wenig heiter.
Dass Dolgin ausgerechnet im Hof der Alten Synagoge singt und seine beiden Konzerte an diesem Abend zelebriert, gibt Hoffnung. Lebendige und in Stein gemeißelte Hoffnung, dass Erfurt im kommenden Jahr auf die Welterbeliste gesetzt werden könnte. Und das Froschlied? Zeyn oylem iz vartn far im. Sein Publikum erwartet ihn.