Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Über Olympia
Schön, dass die Olympiade nun doch steigt“, meint Bill, „auch wenns bloß so genannte Tv-spiele sind.“– „Na ja“, mault Dick, „Fernsehspiele wären wohl doch etwas anderes, etwas Kulturvolleres. Aber meinetwegen. Mich freut’s für die Sportarten, die sonst gar keine mediale Aufmerksamkeit kriegen.“
Jack schwärmt mit gespieltem Pathos: „Die Nationen messen ihre Kräfte im friedlichem Wettkampf! Und alles starrt auf den Medaillenspiegel. Da liest man ab, wie gut wir sind. Was für ein Aufatmen, als wir den Kosovo überholten!“– „Jaja“, ergänze ich. „Und mit Kommerz hat das gar nichts zu tun.“
Wir räkeln uns beim Grillen auf der Wiese und pflegen unsere erschöpften Körper. Voriges Wochenende haben nämlich die Chinesen aus dem Saloon eine Dorf-olympiade organisiert, um ihr Konzept für einen Vergnügungspark in der „Verbotenen Stadt“an uns zu testen. Ehrensache, dass wir da mitmachen. Lauter Cowboy-disziplinen: Hufeisenweitwerfen, Tontaubenschießen mit dem 45er, Rodeo auf dem Elektrobullen, Brustkraulen im Dorfteich, Lasso-ballett, Geländereiten und Wrestling.
Aber was für eine Pleite! Die Chinesen haben alles gewonnen. Mal Ping, mal Pong und mal Pang. „Bei denen stimmte halt die Chemie“, jammert Bill. – „Oder das Chi“, erklärt Dick. „Vermutlich haben die lauter hochtrainierte Shaolin-mönche ins Rennen geschickt.“
Trotzdem sind wir ziemlich enttäuscht. Jack tröstet uns mit dem olympischen Motto: „Leute, es gilt stets im Spiel wie im richtigen Leben: Dabeisein ist alles...“