Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Als Post durch eine Derbypleite den Aufstieg verpasste
Fußball-historie (2) 1972 begann für den Mühlhäuser Fußball eine neue Zeitrechnung
Mühlhausen.
Sehr abwechslungsreich stellt sich die Fußballgeschichte der Stadt Mühlhausen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende ging es in der Thomasmüntzer-stadt langsam wieder mit dem geliebten Fußball los.
Die ASG Vorwärts wurde in den 1950er-jahren als Mannschaft der Nationalen Volksarmee (NVA) ins Leben gerufen. Die sportliche Heimstätte war die sogenannte Görmar Kaserne, in der auf einem Hartplatz die ersten Punktspiele bestritten wurden. Später siedelten die Armee-fußballer auf den Sportplatz Sachsensiedlung um.
Das Team war ständig im Umbruch, da viele Akteure Armeeangehörige waren und nach ihrem 18monatigen Grundwehrdienst in ihre Heimatvereine zurückgingen. Sie kamen aus allen Teilen der DDR, sehr oft aus dem Nachwuchsbereich von Oberliga- sowie Ligaklubs und waren folglich fußballerisch gut ausgebildet. Da einige Vorwärts-spieler ihr privates Glück im heutigen Unstrut-hainich-kreis fanden und sesshaft wurden, profitierten davon hiesige Vereine. 1968 stieg Vorwärts in die Bezirksliga auf und war zu der Zeit der einzige Vertreter in der dritthöchsten Spielklasse. Allerdings dauerte das Intermezzo nur zwei Spielzeiten.
Einige Trainer prägten in der Nachkriegszeit den Fußball in Mühlhausen. Bei Post waren es in erster Linie Alfred Mase, Horst Hanstein und Erhard Bräuer. Mase war von 1951 bis 1958 als Spielertrainer und Coach aktiv. Danach übernahm Hanstein als frischgebackener Absolvent der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHFK) in Leipzig die erfolgreichen Kicker, später Bräuer als Spielertrainer und Übungsleiter. Bei Motor war Trainer Heinz Müller der Vater des sportlichen Erfolges und Garant für den Aufstieg. Ihm folgte Ende der 1960er-jahre Ralf Rose.
„Spieß“, die gute Seele des Klubs Mehrere Spielerwechsel verzeichnete Vorwärts, genannt seien Alfred Mase und Klaus Flieger. Die gute Seele des Klubs war jahrelang Mannschaftsleiter Joachim Graf, der „Spieß“genannt. Er war maßgeblich für die Entwicklung und den Fortbestand der Mannschaft verantwortlich.
Sportliche Höhepunkte waren in der Bezirksliga die Lokalderbys zwischen Post und Motor, die stets von starkem Kampf und spielerisch hohem Niveau geprägt waren und denen stets 2000 bis 3000 Zuschauer beiwohnten. In den ersten Jahren war Post die bessere Mannschaft. Im Spieljahr 1961/1962 wurde ein Ortsderby schicksalhaft für beide Teams. Aus zwei Staffeln der Erfurter Bezirksliga wurde für 1962/63 nur noch eine gebildet. Durch die Niederlage im Mühlhäuser Derby verpasste Post den Sprung in die eingleisige Staffel.
Große Bedeutung für das Vereinsleben der Fußballteams besaß die Gastronomie. Nach den Spielen und Trainingseinheiten trafen sich Aktive und Anhänger in den Gaststätten, für die Postler war es das Lokal „Zur Breitsülze“mit den Wirtsleuten Erich Schilling und „Henner“Bang. Zur Gaststätte „Zum Bastmarkt“mit dem Kneipier Hans Duwe zog es die Spieler und Fans von Motor, während es die Kicker von Vorwärts nach Ammern in das Lokal von Martin Fabian zog. Die Gastronomen waren oftmals für die Fußballer väterliche Freunde, Ratgeber sowie Ansprechpartner bei Sorgen und Nöten.
Neue Zeitrechnung beginnt
1972 begann für den Mühlhäuser Fußball eine neue Zeitrechnung. Am 15. Juni des Jahres schlossen sich Post und Motor zur Betriebssportgemeinschaft (BSG) Union zusammen. Dafür hatte sich der berühmte Namensvetter aus der Hauptstadt Berlin zum Vereinigungsspiel zur Verfügung gestellt und standesgemäß 7:0 gesiegt. Trotz großer Anstrengungen und Unterstützungen von allen Seiten dauerte es sieben Jahre, bis Union den Aufstieg in die Bezirksliga schaffte.
Kritisch muss man hinterfragen, warum es den Verantwortlichen trotz guter und intensiver Nachwuchsarbeit in den 1950er- und 1960er-jahre sowie auch später nicht gelang, höherklassigen Fußball für die Stadt Mühlhausen zu erreichen.