Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Als Post durch eine Derbypleit­e den Aufstieg verpasste

Fußball-historie (2) 1972 begann für den Mühlhäuser Fußball eine neue Zeitrechnu­ng

- Von Peter Mase

Mühlhausen.

Sehr abwechslun­gsreich stellt sich die Fußballges­chichte der Stadt Mühlhausen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende ging es in der Thomasmünt­zer-stadt langsam wieder mit dem geliebten Fußball los.

Die ASG Vorwärts wurde in den 1950er-jahren als Mannschaft der Nationalen Volksarmee (NVA) ins Leben gerufen. Die sportliche Heimstätte war die sogenannte Görmar Kaserne, in der auf einem Hartplatz die ersten Punktspiel­e bestritten wurden. Später siedelten die Armee-fußballer auf den Sportplatz Sachsensie­dlung um.

Das Team war ständig im Umbruch, da viele Akteure Armeeangeh­örige waren und nach ihrem 18monatige­n Grundwehrd­ienst in ihre Heimatvere­ine zurückging­en. Sie kamen aus allen Teilen der DDR, sehr oft aus dem Nachwuchsb­ereich von Oberliga- sowie Ligaklubs und waren folglich fußballeri­sch gut ausgebilde­t. Da einige Vorwärts-spieler ihr privates Glück im heutigen Unstrut-hainich-kreis fanden und sesshaft wurden, profitiert­en davon hiesige Vereine. 1968 stieg Vorwärts in die Bezirkslig­a auf und war zu der Zeit der einzige Vertreter in der dritthöchs­ten Spielklass­e. Allerdings dauerte das Intermezzo nur zwei Spielzeite­n.

Einige Trainer prägten in der Nachkriegs­zeit den Fußball in Mühlhausen. Bei Post waren es in erster Linie Alfred Mase, Horst Hanstein und Erhard Bräuer. Mase war von 1951 bis 1958 als Spielertra­iner und Coach aktiv. Danach übernahm Hanstein als frischgeba­ckener Absolvent der Deutschen Hochschule für Körperkult­ur (DHFK) in Leipzig die erfolgreic­hen Kicker, später Bräuer als Spielertra­iner und Übungsleit­er. Bei Motor war Trainer Heinz Müller der Vater des sportliche­n Erfolges und Garant für den Aufstieg. Ihm folgte Ende der 1960er-jahre Ralf Rose.

„Spieß“, die gute Seele des Klubs Mehrere Spielerwec­hsel verzeichne­te Vorwärts, genannt seien Alfred Mase und Klaus Flieger. Die gute Seele des Klubs war jahrelang Mannschaft­sleiter Joachim Graf, der „Spieß“genannt. Er war maßgeblich für die Entwicklun­g und den Fortbestan­d der Mannschaft verantwort­lich.

Sportliche Höhepunkte waren in der Bezirkslig­a die Lokalderby­s zwischen Post und Motor, die stets von starkem Kampf und spielerisc­h hohem Niveau geprägt waren und denen stets 2000 bis 3000 Zuschauer beiwohnten. In den ersten Jahren war Post die bessere Mannschaft. Im Spieljahr 1961/1962 wurde ein Ortsderby schicksalh­aft für beide Teams. Aus zwei Staffeln der Erfurter Bezirkslig­a wurde für 1962/63 nur noch eine gebildet. Durch die Niederlage im Mühlhäuser Derby verpasste Post den Sprung in die eingleisig­e Staffel.

Große Bedeutung für das Vereinsleb­en der Fußballtea­ms besaß die Gastronomi­e. Nach den Spielen und Trainingse­inheiten trafen sich Aktive und Anhänger in den Gaststätte­n, für die Postler war es das Lokal „Zur Breitsülze“mit den Wirtsleute­n Erich Schilling und „Henner“Bang. Zur Gaststätte „Zum Bastmarkt“mit dem Kneipier Hans Duwe zog es die Spieler und Fans von Motor, während es die Kicker von Vorwärts nach Ammern in das Lokal von Martin Fabian zog. Die Gastronome­n waren oftmals für die Fußballer väterliche Freunde, Ratgeber sowie Ansprechpa­rtner bei Sorgen und Nöten.

Neue Zeitrechnu­ng beginnt

1972 begann für den Mühlhäuser Fußball eine neue Zeitrechnu­ng. Am 15. Juni des Jahres schlossen sich Post und Motor zur Betriebssp­ortgemeins­chaft (BSG) Union zusammen. Dafür hatte sich der berühmte Namensvett­er aus der Hauptstadt Berlin zum Vereinigun­gsspiel zur Verfügung gestellt und standesgem­äß 7:0 gesiegt. Trotz großer Anstrengun­gen und Unterstütz­ungen von allen Seiten dauerte es sieben Jahre, bis Union den Aufstieg in die Bezirkslig­a schaffte.

Kritisch muss man hinterfrag­en, warum es den Verantwort­lichen trotz guter und intensiver Nachwuchsa­rbeit in den 1950er- und 1960er-jahre sowie auch später nicht gelang, höherklass­igen Fußball für die Stadt Mühlhausen zu erreichen.

 ?? FOTO: ARCHIV PETER MASE ?? Die Fußballer des FC Union Mühlhausen mit ihrem Trainer Alfred Mase (links) Mitte der 1950er-jahre.
FOTO: ARCHIV PETER MASE Die Fußballer des FC Union Mühlhausen mit ihrem Trainer Alfred Mase (links) Mitte der 1950er-jahre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany