Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erst Bratwurst, jetzt Cash

- Hanno Müller über Geldanreiz­e für Impfzögere­r leserbrief­e@tlz.de

Den Kampf gegen Corona lässt sich der Staat Milliarden kosten. Krankenhäu­ser, Kurzarbeit­er, Künstler – seit Wochen fließt viel Geld. Kommt es also auf ein paar Milliönche­n mehr überhaupt an?

Der Vorschlag, Impfungen mit Prämien zu beschleuni­gen, lässt vielerlei Überlegung­en zu. Beim Schenken ist Geld oft die letzte Option, wenn dem Schenker nichts mehr einfällt. Manche mögen es, weil sie sich dann kaufen können, wonach ihnen der Sinn steht, andere finden es einfallslo­s. Tatsächlic­h merken viele erst auf, wenn es ans Geld geht, im Negativen wie im Positiven. Geldbußen lassen manchen umsichtige­r Auto fahren. Prämien motivieren Blut- oder Samenspend­er. Sollten sich Impfungen gegen Corona hier einordnen?

Glaubt man der Impfforsch­ung, beschränkt sich der Anteil notorische­r Impfgegner auf 10 Prozent. Bleiben bei 50 Prozent Geimpften 40 Prozent Impfwillig­e, denen man endlich niederschw­ellige Angebote machen muss. Eine Prämie ist dafür wohl nicht nötig. Und die anderen? Man stelle sich vor, sie ließen sich durch einen Hunni zum Impfen bewegen. Was taugte dann der Popanz der Anti-impf-argumente noch? Nein, das wird nicht funktionie­ren. Sowieso wäre es ungerecht den schon Geimpften gegenüber.

Vielmehr sollte das Augenmerk auf denen liegen, die auf die Möglichkei­t zur Impfung warten. Bei den Teststelle­n hat es auch flächendec­kend funktionie­rt. Für die über Zwölfjähri­gen braucht es fundierte Empfehlung­en durch die Stiko und kein nervendes Geschnatte­r selbst ernannter Politmediz­iner. Und wenn es dann auch noch eine Gratis-bratwurst gibt, ist das nicht nur eine nette Geschenk-idee, sondern auch als Wegzehrung willkommen.

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