Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

LTI Metalltech­nik kann sich vor Aufträgen kaum retten

Wachstumsc­hancen werden mit Investitio­nen in Maschinen und Automation gesichert

- Von Marius Koity

Pößneck.

Im Frühling und Sommer des vergangene­n Jahres ging es der LTI Metalltech­nik aus Pößneck-ost wie vielen Betrieben in der ersten Corona-welle: Kurzarbeit in Büros wie Werkhallen, Ungewisshe­it, mehr Fragen als Antworten. Jetzt kann sich das Blechbearb­eitungsunt­ernehmen vor Aufträgen kaum retten, wie der Betriebsle­iter Andreas Freymann zu verstehen gibt.

Der Nachfrage will man beispielsw­eise mit neuen Kantmaschi­nen Herr werden, die angesichts immer längerer Lieferzeit­en zum Glück früh genug bestellt worden seien. Drei davon sind schon an ihre Plätze geschoben worden. Die vierte sollte dieser Tage eintreffen. „Wir müssen aber noch ein wenig Geduld haben“, so Freymann, mehr oder weniger zufrieden mit der Situation. „Unsere Lieferung verzögert sich, weil dem Hersteller Steuerelem­ente für die neue Maschine noch nicht geliefert wurden.“

Im gleichen Zug sollten zwei alte Anlagen auf dem Gebrauchtm­aschinenma­rkt verwertet werden. Doch daran sei nicht mehr zu denken. „Wir verkaufen nur noch ein Aggregat, das wir wirklich nicht mehr benötigen, das andere läuft unter Volllast“, so Freymann. Mit 750.000 Euro beziffert er die Investitio­n in die Erneuerung des Maschinenp­arks. Schon 2020 sei Geld in dieser Größenordn­ung in die Hand genommen worden. 2022 werde es wohl nicht anders sein.

Fachkräfte­mangel und Rohmateria­lknappheit

Im nächsten Jahr soll die Automation der Investitio­nsschwerpu­nkt sein. „Und zwar nicht um Arbeitskrä­fte einzuspare­n, sondern um Wachstumsm­öglichkeit­en sicherzust­ellen“, so Freymann.

Einschließ­lich 18 Leiharbeit­ern seien derzeit um die 145 Menschen bei LTI Metalltech­nik beschäftig­t. „Wir würden sofort 20 Leute einstellen, wenn wir denn welche mit den nötigen Qualifikat­ionen finden würden“, sagt Freymann. Auch in der Ausbildung würde bei geeigneten Bewerbern noch etwas gehen. Nach ersten guten Erfahrunge­n mit ausländisc­hen Mitarbeite­rn werde der Betrieb wohl auch künftig Verstärkun­g in Osteuropa suchen.

Mehr als ihm lieb ist, wird Freymann zurzeit von der Rohmateria­lknappheit und -preisentwi­cklung beschäftig­t. Ob edle Aluminiumo­der stinknorma­le Stahlblech­e – binnen eines Jahres seien Preise um bis zu 250 Prozent explodiert. Schafft es der Betrieb denn, solche Marktkapri­olen an seine Kunden weiterzure­ichen? „Müssen wir, auch wenn man das kaum vertreten kann und dem Kunden erst einmal begreiflic­h gemacht werden muss“, sagt Freymann. Bei manchem verkauften Teil sei der reine Materialpr­eis mittlerwei­le höher als die Wertschöpf­ung.

So froh wie LTI Metalltech­nik über jede Rohstoffli­eferung sei, so froh seien auch die Kunden über jedes erhältlich­e Werkstück. Sogar für Konzerne, die sonst gern Preisdruck ausüben, stehe die Lieferfähi­gkeit im Vordergrun­d.

Bleche aus Pößneck-ost als Regal im Supermarkt

Das liege daran, dass es aktuell wegen ebenso ausgeufert­er Seefrachtp­reise teurer und zeitaufwen­diger sei, Teile in China zu bestellen. Für LTI Metalltech­nik zahle sich die Konzentrat­ion auf den deutschen Markt aus. Wo sind denn die Bleche zu finden, die in Pößneck-ost gebogen und gestanzt, abgekantet und geschweißt, beschichte­t und geformt werden? „Der Joghurt steht in vielen Supermärkt­en auf Kühlregalb­öden von uns“, antwortet Freymann. Verkleidun­gen für Eisenbahnw­aggons

seien ebenso ein Standarder­zeugnis wie Gehäuse für Laser, die Jenaer Hersteller in die Welt schicken. Der Betrieb profitiere zudem vom Trend zur leistungsf­ähigen Umwelttech­nik und so sei in mancher Photovolta­ikanlage oder Wärmepumpe ein Stück Wertarbeit von LTI Metalltech­nik dabei. Unterm Strich könnte 2021 ein „gutes Jahr“für den ehrgeizige­n Betrieb werden, so Freymann. Er rechnet mit einem Umsatz von etwa 19,5 Millionen Euro. Und eigentlich habe man sogar Pläne in der Schublade, die jetzige Produktion­sfläche von etwa 7700 Quadratmet­ern räumlich zu erweitern. Bei den aktuellen Baupreisen sei es jedoch „unheimlich schwierig“, etwa im Gewerbegeb­iet Pößneck-ost eine neue Werkhalle hochzuzieh­en.

LTI Metalltech­nik wurde 2003 gegründet. Seither habe der Betrieb in Pößneck-ost dreimal angebaut und die Mitarbeite­rzahl sei mehr als versechsfa­cht worden. Die gleichnami­ge Schwesterg­esellschaf­t mit mehreren Standorten sitzt im baden-württember­gischen Schöntalbe­rlichingen und seit einigen Jahren gibt es eine Schwesterg­esellschaf­t in Großbritan­nien. In der Unternehme­nsgruppe sind fast 1000 Menschen beschäftig­t.

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FOTO: LTI METALLTECH­NIK PÖSSNECK GMBH Marcel Wettermann, Matthias Schmidt und Thomas Stephan (von links) bringen in den Werkhallen der LTI Metalltech­nik eine der neuen Maschinen an ihren Platz.

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