Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
LTI Metalltechnik kann sich vor Aufträgen kaum retten
Wachstumschancen werden mit Investitionen in Maschinen und Automation gesichert
Pößneck.
Im Frühling und Sommer des vergangenen Jahres ging es der LTI Metalltechnik aus Pößneck-ost wie vielen Betrieben in der ersten Corona-welle: Kurzarbeit in Büros wie Werkhallen, Ungewissheit, mehr Fragen als Antworten. Jetzt kann sich das Blechbearbeitungsunternehmen vor Aufträgen kaum retten, wie der Betriebsleiter Andreas Freymann zu verstehen gibt.
Der Nachfrage will man beispielsweise mit neuen Kantmaschinen Herr werden, die angesichts immer längerer Lieferzeiten zum Glück früh genug bestellt worden seien. Drei davon sind schon an ihre Plätze geschoben worden. Die vierte sollte dieser Tage eintreffen. „Wir müssen aber noch ein wenig Geduld haben“, so Freymann, mehr oder weniger zufrieden mit der Situation. „Unsere Lieferung verzögert sich, weil dem Hersteller Steuerelemente für die neue Maschine noch nicht geliefert wurden.“
Im gleichen Zug sollten zwei alte Anlagen auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt verwertet werden. Doch daran sei nicht mehr zu denken. „Wir verkaufen nur noch ein Aggregat, das wir wirklich nicht mehr benötigen, das andere läuft unter Volllast“, so Freymann. Mit 750.000 Euro beziffert er die Investition in die Erneuerung des Maschinenparks. Schon 2020 sei Geld in dieser Größenordnung in die Hand genommen worden. 2022 werde es wohl nicht anders sein.
Fachkräftemangel und Rohmaterialknappheit
Im nächsten Jahr soll die Automation der Investitionsschwerpunkt sein. „Und zwar nicht um Arbeitskräfte einzusparen, sondern um Wachstumsmöglichkeiten sicherzustellen“, so Freymann.
Einschließlich 18 Leiharbeitern seien derzeit um die 145 Menschen bei LTI Metalltechnik beschäftigt. „Wir würden sofort 20 Leute einstellen, wenn wir denn welche mit den nötigen Qualifikationen finden würden“, sagt Freymann. Auch in der Ausbildung würde bei geeigneten Bewerbern noch etwas gehen. Nach ersten guten Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern werde der Betrieb wohl auch künftig Verstärkung in Osteuropa suchen.
Mehr als ihm lieb ist, wird Freymann zurzeit von der Rohmaterialknappheit und -preisentwicklung beschäftigt. Ob edle Aluminiumoder stinknormale Stahlbleche – binnen eines Jahres seien Preise um bis zu 250 Prozent explodiert. Schafft es der Betrieb denn, solche Marktkapriolen an seine Kunden weiterzureichen? „Müssen wir, auch wenn man das kaum vertreten kann und dem Kunden erst einmal begreiflich gemacht werden muss“, sagt Freymann. Bei manchem verkauften Teil sei der reine Materialpreis mittlerweile höher als die Wertschöpfung.
So froh wie LTI Metalltechnik über jede Rohstofflieferung sei, so froh seien auch die Kunden über jedes erhältliche Werkstück. Sogar für Konzerne, die sonst gern Preisdruck ausüben, stehe die Lieferfähigkeit im Vordergrund.
Bleche aus Pößneck-ost als Regal im Supermarkt
Das liege daran, dass es aktuell wegen ebenso ausgeuferter Seefrachtpreise teurer und zeitaufwendiger sei, Teile in China zu bestellen. Für LTI Metalltechnik zahle sich die Konzentration auf den deutschen Markt aus. Wo sind denn die Bleche zu finden, die in Pößneck-ost gebogen und gestanzt, abgekantet und geschweißt, beschichtet und geformt werden? „Der Joghurt steht in vielen Supermärkten auf Kühlregalböden von uns“, antwortet Freymann. Verkleidungen für Eisenbahnwaggons
seien ebenso ein Standarderzeugnis wie Gehäuse für Laser, die Jenaer Hersteller in die Welt schicken. Der Betrieb profitiere zudem vom Trend zur leistungsfähigen Umwelttechnik und so sei in mancher Photovoltaikanlage oder Wärmepumpe ein Stück Wertarbeit von LTI Metalltechnik dabei. Unterm Strich könnte 2021 ein „gutes Jahr“für den ehrgeizigen Betrieb werden, so Freymann. Er rechnet mit einem Umsatz von etwa 19,5 Millionen Euro. Und eigentlich habe man sogar Pläne in der Schublade, die jetzige Produktionsfläche von etwa 7700 Quadratmetern räumlich zu erweitern. Bei den aktuellen Baupreisen sei es jedoch „unheimlich schwierig“, etwa im Gewerbegebiet Pößneck-ost eine neue Werkhalle hochzuziehen.
LTI Metalltechnik wurde 2003 gegründet. Seither habe der Betrieb in Pößneck-ost dreimal angebaut und die Mitarbeiterzahl sei mehr als versechsfacht worden. Die gleichnamige Schwestergesellschaft mit mehreren Standorten sitzt im baden-württembergischen Schöntalberlichingen und seit einigen Jahren gibt es eine Schwestergesellschaft in Großbritannien. In der Unternehmensgruppe sind fast 1000 Menschen beschäftigt.