Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ex-geliebte verklagt Juan Carlos
Corinna zu Sayn-wittgenstein behauptet, Spaniens einstiger König habe sie belästigt, bedroht und mit Hilfe des Geheimdienstes ausspioniert
Madrid.
Vor einem Jahr tauchte Juan Carlos I. in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter. In der Hoffnung, dass damit seine Affären, Probleme und Skandale, die zur großen Belastung für Spaniens Krone wurden, in Vergessenheit geraten würden. Doch es half alles nichts. Medien, Staatsanwälte und Steuerfahnder befördern immer mehr dunkle Einzelheiten aus dem Doppelleben des spanischen Königs im Ruhestand ans Tageslicht.
In der Schweiz und in Spanien laufen bereits Ermittlungen wegen des Verdachts der Korruption, der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung. Nun kommt weiteres juristisches Ungemach hinzu: Juan Carlos’ Ex-geliebte, Corinna zu Saynwittgenstein, reichte vor einem britischen Gericht Klage gegen den früheren spanischen Staatschef ein.
Wie britische und spanische Zeitungen berichten, wirft Sayn-wittgenstein dem Altkönig in der Zivilklage vor, sie nach dem Ende der mehrjährigen Liebesaffäre belästigt, bedroht und ausspioniert zu haben. Die deutsche Geschäftsfrau hatte nach Ende der Beziehung mit Äußerungen zu fragwürdigen Machenschaften ihres königlichen
Liebhabers strafrechtliche Ermittlungen gegen den heute 83 Jahre alten Juan Carlos in Gang gebracht.
Mit der Klage, die in London, einem der Wohnsitze der Unternehmerin, eingereicht wurde, will sie einen Schadenersatz durchsetzen, dessen Höhe in der Klage nicht beziffert wird. Zudem fordert die 57Jährige, dass sich Juan Carlos und Spaniens mutmaßlich in die Affäre verwickelter Geheimdienst ihr nicht mehr nähern dürfen.
Schon länger berichtet Sayn-wittgenstein öffentlich darüber, dass sie sich von Spaniens Geheimdienst verfolgt fühlt. Agenten des königlichen Spionagedienstes hätten ihre Wohnsitze durchsucht, sie beschattet, ihre Telefone angezapft und ihre Computer gehackt, behauptet sie.
Nach jahrelangen „Misshandlungen“, die sich auch gegen ihre beiden Kinder gerichtet hätten, habe sie keine andere Wahl gehabt, als rechtliche Schritte einzuleiten, sagte Sayn-wittgenstein der britischen Zeitung „Daily Mail“. Offenbar habe man sie zum Schweigen bringen wollen, beklagte sie gegenüber dem Blatt. Die Belästigungen durch Spaniens Geheimdienst hätten im Jahr 2012 begonnen, drei Jahre nach dem Ende ihrer „romantischen Beziehung“, wie es in der Klage heißt.
Sayn-wittgenstein hatte mit ihren Enthüllungen die spanische Krone ins Wanken gebracht. Auslöser waren geheime Gespräche zwischen der Ex-geliebten und einem hohen spanischen Polizeioffizier, in denen sie Juan Carlos unlauterer Geschäfte beschuldigt hatte. So habe dieser etwa als königlicher Staatschef
Kommissionen kassiert. Etwa für ein Eisenbahngeschäft in Saudiarabien, für das er 2008 über ein Schweizer Konto 100 Millionen Dollar eingestrichen habe.
Luxusleben auf Privatinsel mit Pool und Strand
Die geheimen Gesprächsaufzeichnungen wurden 2018 spanischen Medien zugespielt und lösten ein Erdbeben aus. Ermittlungen in der Schweiz und in Spanien deuten darauf hin, dass Juan Carlos über diverse Auslandskonten ein geheimes, vor dem Finanzamt verstecktes Vermögen verwaltete. Auch mit zwei freiwilligen Steuernachzahlungen in Höhe von fünf Millionen Euro schaffte es Juan Carlos bisher nicht, die Ermittlungen abzubiegen. Für Experten sieht es derzeit nicht danach aus, dass er sich große Hoffnungen machen kann, ohne Angst vor Strafverfolgung nach Spanien zurückzukehren.
Dabei geht es ihm in seinem Luxus-zufluchtsort nicht schlecht. Laut Medienberichten lebt er auf der privaten Palmeninsel Zaya Nurai in einer 1000-Quadratmeter-villa mit Pool und Privatstrand. Übrigens ohne Königin Sofia, die schon seit Jahrzehnten von ihrem Skandal-ehemann getrennt ist und derzeit auf Mallorca Urlaub macht.