Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Eiskalte Handtücher
Am Mittag 35 Grad, am Abend noch 30. Dazu 80 Prozent Luftfeuchtigkeit – das ist hart für die Sportler in Tokio. Und trotzdem: Olympia oder eine WM sind Abbild der Anpassungsfähigkeit von Menschen. Das gelingt dem einen Athleten besser, dem anderen schlechter. Wer fragt den afrikanischen Sportler, wie er sich in einem Wettkampf bei zehn Grad und Regen in Finnland fühlt?
Doch natürlich zehrt die Hitze. Beim Tennis beispielsweise war es extrem. Sieben Spiele in acht Tagen – das verkraftete selbst ein Superstar wie Novak Djokovic nicht mehr. Immerhin haben die Organisatoren reagiert und Spiele aus der Mittagshitze genommen. Auch der Marathon oder das Gehen startet im kühleren Sapporo in den frühen Morgenstunden.
Auch ich habe meine Erfahrungen mit der Hitze. 2017 beim Wettkampf in Kawasaki war es schon im Mai echt extrem feucht und heiß. Bei der WM 2019 in Doha gab es glücklicherweise ein gekühltes Stadion. Am heißesten war es aber 2018 in Berlin. Da herrschten bei der Em-quali am Mittag 70 Grad auf dem Tartan. Da wird der Belag weich. Nicht so günstig für den Abwurf eines Speerwerfers.
Empfehlungen, mit der Hitze umzugehen, gibt es viele. Von Ärzten, vom DLV sogar vom IOC. Die Deutschen erfanden die Kühlwesten. Für Speerwerfer wird da aber der Oberkörper zu kalt. Ich bevorzuge eiskalte Handtücher, die ich in meine Kühltasche stecke.
Trotz der Hitze in Tokio kenne ich keinen Athleten, der sich für eine Verlegung der Spiele in den Herbst ausgesprochen hätte. Olympia gehört in die Primetime im Sommer, wenn der Fußball noch nicht alles dominiert.