Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Mädchen mit Mission

Mit 14 Jahren ist Lilly Stoephasiu­s die jüngste deutsche Athletin in Tokio

- Von Marcel Stein

Tokio/berlin.

Was sie über das Skateboard­fahren manchmal hört, gefällt Lilly Stoephasiu­s nicht. Deshalb ist es gut, dass die Berlinerin nun in Tokio weilt. Dort kann sie nicht nur fahren mit ihrem Board, sondern auch etwas klarstelle­n. Vor den Augen der ganzen Welt. Und zwar: „Was für eine tolle Sportart das ist. Und ich will versuchen, es ein bisschen aus der schmutzige­n Ecke herauszuho­len“, sagt sie. Ihr Sport kann mehr sein als das, wofür ihn viele halten, will sie damit sagen, nicht einfach nur Spaß, sondern sehr leistungso­rientiert.

Wenn Lilly Stoephasiu­s über ihren Sport redet, klingt das sehr erwachsen. Wie eine Aktivistin formuliert sie ihre Wünsche. Sie will andere inspiriere­n, ihre Träume zu leben; den Weg bereiten dafür, dass sich ein paar Dinge verbessern. Ihr Start in Tokio wirkt fast wie eine Mission.

Lilly Stoephasiu­s ist erst 14 Jahre. Kein anderes Mitglied der deutschen Delegation unterbiete­t dieses Alter. Überhaupt gehört sie zu den jüngsten Teilnehmer­innen der Spiele. „Ich gucke da nicht wirklich drauf“, sagt sie. Weil es in ihrem Sport nichts Besonderes ist. Die Organisato­ren wollen die Spiele verjüngen, holen neue Sportarten an Bord, die ein jüngeres Publikum ansprechen sollen.

Stoephasiu­s, die in der Nacht zum Mittwoch in der Disziplin Park antritt, besitzt viel Talent, einen ausgeprägt­en Willen, eine enorme Auffaste

Lilly Stoephasiu­s (14).

sungsgabe und ist sehr beweglich. „Sie hat eine große mentale Stärke, sie kann sich gut fokussiere­n“, sagt Vater Oliver (58), selbst ein veritabler Skater. Er trainiert seine Tochter, die ihn schon mit sechs Jahren in ihrem Können überflügel­t hat. Wenn alles gut läuft, liebäugelt sie dennoch lediglich mit Platz zehn. „Wenn wir bessere Trainingsb­edingungen hätten, könn

sie versuchen, unter die besten fünf zu kommen“, sagt der Vater.

Urlaub und Training, das gehört zusammen. Es geht immer in Zielländer mit guten Skateparks. Die großen Wettkämpfe sind häufig auf anderen Kontinente­n und liegen nicht in den Ferien. „Ich schaffe es, das alles wieder aufzuholen“, sagt sie. Weil sie eine gute Schülerin ist und die Eltern als Lehrer viel von diesem anspruchsv­ollen Spagat abfangen, können sie mit der Situation recht gut umgehen.

Bei allem, was Lilly Stoephasiu­s erreichen will, darf eines aber nicht vergessen werden. „Das Wichtigste beim Skateboard­fahren ist der Spaß, sonst klappen die Tricks auch nicht“, sagt die Berlinerin. Das gilt selbst dann, wenn es um Leistung geht.

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FOTO: DPA

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