Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Kratochwil-firmen mit neuem Mann an der Spitze
Mühlhäuser steigt in die Geschäftsführung des Firmenverbundes ein
In der Geschäftsführung des Kratochwil-firmenverbundes mit Sitz am Mühlhäuser Stadtwald gibt es ein neues Gesicht: Michael Fritsche. Der gebürtige Eichsfelder ist in Mühlhausen aufgewachsen, 46 Jahre alt und hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei mittelständischen Unternehmen in Bayern und Baden-württemberg gearbeitet. Anfang Juni wurde Fritsche als Geschäftsführer ernannt und führt den Firmenverbund nun gemeinsam mit Jan Kratochwil.
Nach Angaben Fritsches möchte sich dieser aber nicht aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Es ginge bei der Geschäftsführerentscheidung vielmehr darum, Aufgaben und Risiken zu teilen. Insgesamt habe der Firmenverbund 230 Mitarbeiter und sei in unterschiedliche Gesellschaften geteilt, welche sich wiederum mit völlig verschiedenen Themen befassen.
Die breite Aufstellung hat in der Pandemiezeit geholfen Gemeinsam habe man ein System entwickelt und Aufgabenbereiche abgesteckt. „Meine Aufgabe besteht zu großem Teil darin, die Gesellschaft untereinander besser zu vernetzen“, erläutert Fritsche. Kaufmännische Themen, Personal, Finanzierungen und Marketing seien die Schwerpunkte. Auch habe nicht jede Gesellschaft ihre eigene Personalabteilung oder Buchhaltung, sondern werde vielmehr übergeordnet verwaltet. Dass diese Zahnräder alle ineinander laufen, sei ein Schwerpunkt seiner Arbeit.
Auf der Sommertour der Industrieund Handelskammer kürzlich sprach Fritsche über die Schwierigkeiten des Unternehmens während der Pandemie und Stärken im Firmenverbund. „Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass wir mit unseren unterschiedlichen Geschäftsmodellen richtig liegen. Es ist wichtig breit aufgestellt zu sein“, sagte der Geschäftsführer.
Mit dem erneuten Lockdown in diesem Jahr haben die Touristikund
Gastrounternehmen des Firmenverbundes stillgestanden, informierte Fritsche. Anders als erwartet hätte man aber als Unternehmensverbund nicht das Recht auf die teils großzügige Unterstützung des Staates.
„Was die finanzielle Hilfe für die Gastro- und Touristikbranche betrifft, so haben wir bisher sprichwörtlich einen Tropfen auf einen sehr heißen Stein bekommen“, erläutert der Geschäftsführer. Das Problem: Weil andere Geschäftszweige im Kratochwil-verbund gut laufen, sollen diese laut Bund die weniger gut oder überhaupt nicht laufenden auffangen. Dies belaste die Liquidität des Unternehmens enorm. Man müsse sich vorstellen, dass insgesamt vier Hotels, drei Ferienparks sowie zwei Restaurants und mehrere Imbiss-gastronomien über Monate geschlossen waren.
Die Fixkosten und Finanzierungen liefen aber weiter. Nur weil man in der Vergangenheit gut gewirtschaftete habe und die Unternehmen im Verbund, welche sich mit technischer Gebäudeausstattung befassen, recht ordentlich laufen, habe man dies bisher stemmen können.
Das Unternehmen vereint unter seinem Dach alle nötigen Bereiche Fritsche nennt es einen riesigen Vorteil, dass man unter dem Dach der Unternehmen nahezu alles selbst lösen könne. Planung, Montage und die Fertigung bestimmter Komponenten kämen alle aus einer Hand. So könne man benötigte Metallteile im Haus fräsen und Lüftungskanäle selbst bauen.
Dies spare enorm viel Zeit, weil man sich nicht immer an lange Lieferketten hängen müsse. Der Versandhändler Amazon sei inzwischen ein wichtiger Auftraggeber, Projekte in Berlin, Leipzig und Bad Hersfeld habe man bereits umgesetzt. Hier müsste man die Picktower, in denen Ware gelagert wird, belüften und klimatisieren. Allein in diesem Jahr schätzt Fritsche den Umsatz, welcher durch die Aufträge beim Versandhändler generiert wird, auf fünf Millionen Euro.
Das Geschäft mit der Wartung und dem Service der Anlagen liege jährlich inzwischen bei zwei bis drei Millionen Euro. Auch der klassische Privatkunde, der sein Einfamilienhaus installieren lässt, sei ein wichtiges Standbein des Unternehmens. Nach Angaben des Geschäftsführers generiert der Firmenverbund jährlich zwischen 16 und 20 Millionen Euro Umsatz, dieser sei jedoch abhängig von den Möglichkeiten im Tourismussektor des Firmenverbundes.