Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Erfolgreicher Tag für Deutschland
Gold im Vielseitigkeitsreiten und im Frauen-ringen
Tokio. Deutschland hat bei den Olympischen Spielen in Tokio zwei weitere Goldmedaillen geholt: Im Vielseitigkeitsreiten blieb die 32-jährige Julia Krajewski aus Warendorf (NRW) am Montag im abschließenden Springen mit ihrer Stute Amande ohne Abwurf und sicherte Deutschland das vierte Einzel-gold in Serie nach Hinrich Romeike 2008 sowie Michael Jung 2012 und 2016.
Zuvor holte Aline Rotter-focken als erste deutsche Ringerin Gold.
Die Krefelderin gewann das Finale der Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm mit 7:3 gegen die favorisierte Us-amerikanerin Adeline Gray. Schon der Finaleinzug der 30-Jährigen am Sonntag war ein historischer Erfolg und sicherte dem deutschen Frauen-team die erste Olympia-medaille überhaupt. Für Rotter-focken, die ihre aktive Laufbahn nun beendet, war Gold im letzten Kampf zudem der krönende Karriereabschluss.
Die deutsche Fahne legte Aline Rotter-focken nach ihrem historischen Triumph nicht mehr aus der Hand. Erst die Ehrenrunde auf der Matte, dann das Posieren für die Fotografen, zum Schluss der Gruß an den Ehemann, die Familie und die Freunde beim Public Viewing im Kino in Triberg – die erste deutsche Ringer-olympiasiegerin feierte den krönenden Abschluss ihrer aktiven Laufbahn ausgiebig.
„So wollte ich immer gehen. Es ist ein Kindheitstraum, der wahr wurde. Besser geht es nicht. Dafür habe ich jeden Tag gearbeitet“, sagte Rotter-focken: „Bei all meinen Niederlagen in den vergangenen Jahren habe ich mir immer gesagt, dass ich es mir für das perfekte Ende meines Films aufhebe.“Gesagt, getan.
Zuvor hatte sich die Ex-weltmeisterin aus Krefeld im Finale der Gewichtsklasse bis 76 kg gegen die favorisierte fünfmalige Weltmeisterin Adeline Gray (USA) überraschend souverän mit 7:3 durchgesetzt. Damit hat die 30-Jährige ihr Karrierehighlight im letzten Kampf gesetzt.
Nachdem die Freudentränen bei der Siegerehrung getrocknet und das Gold per Biss überprüft worden war, dachte Rotter-focken bereits an die Party in der Heimat. „Zu Hause werde ich jeden Ort abfahren und feiern“, sagte die Wahlschwarzwälderin: „Ich werde noch Jahre von diesem Moment zehren.“
Das gilt auch für den Präsidenten des Deutschen Ringer-bundes. „Ich heule. Ich bin ergriffen. Was dieses Mädchen geleistet hat, ist Wahnsinn. Sie ist so eine Bereicherung“, sagte Manfred Werner: „Sie war perfekt von den Trainern eingestellt. Das war ein Weltklasse-kampf.“
Rotter-focken holt seit Jahren die Kohlen für den deutschen Verband aus dem Feuer. Neben Wm-gold 2014 gewann sie 2017 Wm-silber sowie 2015 und 2019 Wm-bronze. Bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren unterlag sie noch ihrer Tokio-finalgegnerin und Freundin Gray.
Auf dem Weg ins Finale hatte Rotter-focken Vize-weltmeisterin Hiroe Minagawa (Japan), Wassilissa Marsaljuk (Belarus) und Zhou Qian (China) besiegt. „Wir hatten den großen Traum, dass sie mit Gold abtritt. Wir haben gesagt, dass wir Silber nicht wollen“, sagte Bundestrainer Patrick Loes: „Wir haben es gefühlt in den vergangenen Monaten. Ich war mit ihr jeden Tag auf der Matte und habe zu ihr gesagt, dass keine Frau sie besiegen kann.“
Zudem hat sie laut dem Drbsportdirektor vor allem athletisch noch einmal zugelegt. „Für sie war die Olympia-verschiebung um ein Jahr fast ein Vorteil“, sagte Jannis Zamaduridis. Auch Rotter-focken selbst nannte das zusätzliche Jahr „perfekt“: „Ich wusste, dass die Zeit für mich spielt.“
In der Vorbereitung auf Olympia hatte ihr Ehemann Jan Rotter großen Anteil am Erfolg. Der frühere deutsche Spitzenringer trainierte ununterbrochen mit seiner Frau, die so die Schwierigkeiten anderer Sportler während der Corona-pandemie zumindest teilweise umgehen konnte.
Nun will es Rotter-focken ihrem Jan danken. „Jetzt geht es um den zweiten Traum: Ein langes, glückliches Leben führen und eine kleine Familie gründen.“