Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Empörung über Kultusmini­ster

Holter will Schüler ab Mitte September nicht mehr systematis­ch testen lassen

- Von Martin Debes

Erfurt. Der Plan von Kultusmini­ster Helmut Holter (Linke), Thüringer Schüler künftig nicht mehr systematis­ch auf das Coronaviru­s zu testen, stößt auf entschiede­nen Widerstand. „Ich halte das für eine Katastroph­e“, sagte Kathrin Vitzthum, Landeschef­in der Lehrergewe­rkschaft GEW. „Was wir vielmehr brauchen, ist eine intelligen­te Teststrate­gie nach den Ferien.“So könnten mehrere Proben gemeinsam getestet werden, um dann nur bei einem positiven Ergebnis Einzeltest­s durchzufüh­ren.

Vitzthum attackiert­e den Minister auch direkt. „Aus meiner Sicht verbreitet Herr Holter Falschauss­agen, wenn er Kinder und Jugendlich­e als kaum gefährdet bezeichnet.“Schüler seien noch kaum geimpft und könnten damit schwer erkranken oder unter Spätfolgen wie Long Covid leiden.

Holter hatte zuvor erklärt, dass Kinder und Jugendlich­e „nicht zu den vulnerable­n Gruppen“gehörten. Darum wolle er zwei Wochen nach Schulbegin­n auf das allgemeine Testangebo­t verzichten. Später sollten nur noch jene getestet werden, die Symptome zeigen, sagte er der Nachrichte­nagentur dpa. Dafür sprächen die bisher angelaufen­en Kosten in Höhe 42 Millionen Euro.

Auch aus der Koalition wurde Holter hart kritisiert. Es sei „widersinni­g“, ein „breit akzeptiert­es Testsystem“

zu Beginn der nächsten Pandemiewe­lle zu zerschlage­n, sagte der Abgeordnet­e Thomas Hartung für die Spd-landtagsfr­aktion. Dass Holter Tests für „Geldversch­wendung“halte, mache ihn „fassungslo­s“. Die opposition­elle Cdufraktio­n bezeichnet­e den Plan Holter als falsch. Der Anteil der symptomlos Erkrankten mit hoher Ansteckung­sgefahr sei bei Kindern besonders hoch, sagte der Abgeordnet­e Christian Tischner. Er forderte neue Hygiene-konzepte, Luftfilter-anlagen und Tests.

Die grüne Umweltmini­sterin Anja Siegesmund sagte hingegen, ein „Eingangste­sten zu Beginn des neuen Schuljahre­s für mindestens zwei Wochen“sei „vernünftig“.

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