Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Himmelslie­der“spenden Trost in der Krise

Der Tenor Björn Casapietra freut sich, dass er nach dem Lockdown wieder auf Tournee gehen kann, und kommt sechsmal nach Thüringen

- Von Wolfgang Hirsch

Nach der langen Coronapaus­e geht der Tenor Björn Casapietra wieder auf Tournee und ist mit einer neuen Auswahl von „Himmelslie­dern“mehrfach in Thüringen zu Gast. Wir sprachen mit dem sympathisc­hen Sänger („Phantom der Oper“), Moderator („Zdfsonntag­skonzert“) und Schauspiel­er („Nicht ohne meinen Anwalt“). Wir erreichten ihn beim Wandern, 2000 Meter hoch überm Zillertal.

Können Sie der Corona-krise irgendetwa­s Positives abgewinnen?

Nur, dass ich dank meiner Tochter Stella, die ich im Home-schooling betreut habe, praktisch ein Abitur nachgeholt habe: in Deutsch, Englisch oder Geschichte, etwa zum Thema Mauerbau. Außerdem habe ich mich gesund mit Salaten ernährt, weil ich nach dem Lockdown nicht aussehen wollte wie Pavarotti.

Wie sind Sie sonst durch den Lockdown gekommen?

Es war, im Ernst, eine bittere Zeit. Ich fühlte mich wie arbeitslos, und das ist, als würde man auf Leim laufen. Singen macht glücklich – nicht nur die Zuhörer, sondern auch mich selbst. Da musste man also gegen Depression­en ankämpfen.

Nun gehen Sie wieder auf die jahresübli­che Tournee. Erzählen Sie uns bitte über das Programm!

Es sind natürlich wieder die „Himmelslie­der“, die so wunderbar zu meiner lyrischen Tenorstimm­e passen: das „Ave Maria“von Franz Schubert, „Agnus Dei“von George Bizet, aber auch Weltliches wie „Stand by Me“, das Elvis Presley berühmt gemacht hat, oder „Hallelujah“von Leonard Cohen. Das sind lauter Lieder für Menschen, die Hilfe suchen, die in finsterer Lebenslage ein Licht am Ende des Tunnels brauchen. Sie wenden sich, egal ob sie religiös sind, an eine höhere Instanz. Ich habe sogar zwei Lieder aus dem jüdischen Kontext im Programm, die so unfassbar schön sind, dass die Menschen davon berührt werden – unabhängig vom eigenen Glaubensbe­kenntnis.

Das klingt nach ein bisschen Trost?

Das ist der tiefere Sinn des Programms, ja der Musik generell. Gerade in dieser Zeit, da die Menschen verunsiche­rt und ängstlich sind, soll die Musik ihnen Kraft und Zuversicht geben. Deshalb will ich jetzt unbedingt wieder Konzerte singen und freue mich unbändig darauf.

Sie treten vorzugswei­se in kleineren Städten auf. Ist da der Kontakt zum Publikum enger?

Eigentlich habe ich mit vorgenomme­n, in jedem Ort aufzutrete­n, in dem eine Kirche steht. Denn in meinen Augen gibt es gar keine kleinen Orte, und oft stellt sich sogar beim Konzert in einer Dorfkirche viel leichter eine zauberhaft­e Atmosphäre

ein, mehr Nähe und Innigkeit, als in den ganz großen Sälen.

Könnte eine vierte Virus-welle Ihre Auftritte gefährden?

Aber ja! Covid ist eben keine „Grippe“, wie von dieser verhängnis­vollen Propaganda in den Social Media behauptet wird. Und wer sich nicht impfen lässt, fördert das Risiko, dass wir unser altes Leben nicht wieder zurückbeko­mmen. Ich appelliere deshalb und bitte alle, sich impfen zu lassen.

Sonntag, 8. August, 18 Uhr, Johannikir­che Saalfeld, 28. Aug. Altenburg, 25. Sept. Sondershau­sen, 8. Okt. Sömmerda, 23. Okt. Ohrdruf, 6. Nov. Jena. www.casapietra.de

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FOTO: STELLA CASAPIETRA Björn Casapietra kommt nach Thüringen.

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