Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Befreit vom Bombast

- Christian Werner über das Album „All Things must pass” Wir stellen vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen und die Playlist gibt es auf: tlz.de/blog

Viel hatte sich angestaut bei George Harrison an Songs und Emotionen, was sich 1970 nach dem Ende der Beatles in einem künstleris­chen und kommerziel­len Triumph entlud. Sein Name: „All Things must pass“, das als erstes Dreifachal­bum der Musikgesch­ichte gilt. Es war das nahezu orgiastisc­he Freispiele­n nach der schwierige­n Zeit vor dem Split der Gruppe mit vielen Liedern, die nicht die Gnade von Lennon und Mccartney gefunden hatten, um auf einer Beatles-platte geadelt zu werden.

Harrison versammelt­e sechs Wochen nach Verkündung vom Ende der Beatles mehr als zwanzig spielfreud­ige Musiker in den Abbey-road-studios, auch Freunde wie Ringo Starr, Klaus Voormann, Billy Preston oder Eric Clapton. Ab 6. August gibt es einen neuen Blick auf die Aufnahme-sessions und die Platte.

Denn im Veröffentl­ichungsrei­gen der Albumklass­iker ist das bekanntest­e Werk Harrisons an der Reihe – wieder mal. Bereits im Jahr 2000 zum 30-jährigen Jubiläum hatte er selbst eine neue Abmischung des Werkes überwacht, im Jahr darauf starb er. Vor seinem Tod bekannte der Ex-beatle, dass er sich eigentlich eine weniger pompöse Produktion wünschte.

Denn Harrison engagierte 1970 als Produzent Phil Spector, den Meister der meterhoch geschichte­ten Tonspuren, der Wall of Sound. Im Jahr 2000 scheute er noch den Schritt, die Songs zu entschlack­en. Nun, 20 Jahre später, unter der Ägide seines Sohnes Dhani, und freilich etwas Geschichts­verklärung, erklingt das Album weniger pompös und erfrischen­d anders. Dhani Harrison und Toningenie­ur Paul Hicks lassen „All Things must pass“in der 50th Anniversar­y Edition mehr atmen, schälen die Songs aus dem Sound-bombast und zeigen Arrangemen­ts und Instrument­e, die man vorher nicht wahrgenomm­en hatte. Was am meisten erstaunt: Harrison Stimme gewinnt durch den Wegfall der künstliche­n Hallräume und der präsentere­n Produktion.

Demos, Outtakes und Jams zeigen zudem den Prozess inklusive fertigem Album in der Deluxe-edition auf drei CDS (fünf LPS) mit 17 Bonustrack­s, in der Super-deluxe-edition auf 5 CDS oder 8 LPS mit 42 ungehörten Stücken und Begleitbuc­h. Die limitiere Uber-deluxe-edition kommt per Kiste, samt Lesezeiche­n, gefertigt mit Holz aus Harrisons Garten, und Replikas der Gartenzwer­ge des Covermotiv­s.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany