Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Hitze und Feuer bedrohen Urlauber
Griechenland, Italien, Türkei: Drei der beliebtesten Mittelmeer-reiseländer werden von Extremtemperaturen und zahlreichen Bränden heimgesucht
Einen vorläufigen Höhepunkt könnte die heftigste Hitzewelle seit Jahrzehnten am heutigen Dienstag erreichen. Der griechische Wetterdienst prognostiziert Temperaturen von bis zu 47 Grad – damit rückt die Einstellung eines gefährlichen Rekords näher. Im Juli 1977 wurden bei Athen 48 Grad gemessen, bis heute der Hitzerekord für Europa. Diese Bestmarke wackelt. Sowohl im hitzegeplagten Griechenland als auch in der Türkei könnten die Thermometer in dieser Woche örtlich sogar die 50Grad-marke knacken.
In Griechenland lautet die bange Frage: Hält das Stromnetz stand? Denn mit der Temperatur steigt auch der Energieverbrauch, da die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen. „Wir tun alles Menschenmögliche, um die Stromversorgung sicherzustellen“, verspricht Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Montag nach einer Krisensitzung. Er appelliert an die Bevölkerung, sparsam mit Strom umzugehen, insbesondere in den Spitzenzeiten. Als kritisch gelten die Abendstunden. Die Behörden riefen dazu auf, Klimaanlagen nicht kühler einzustellen als auf 26 Grad und möglichst auf den Betrieb von Waschmaschinen und anderen energiefressenden Hausgeräten zu verzichten, um mehrstündige Stromausfälle zu verhindern. Die Lage sei ernst, warnt Mitsotakis: „Wir erleben die schlimmste Hitzewelle seit 1987.“Damals fiel das Thermometer zehn Tage lang nicht unter 40 Grad.
Deutsch-türkisches Ehepaar tot in abgebranntem Haus gefunden Kaum erträgliche Extremtemperaturen lassen das Leben in den Ländern am Mittelmeer zur Qual werden. Nicht nur an der Ägäis, auch an der Türkischen Riviera kämpfen Tausende Feuerwehrleute und Freiwillige gegen riesige Waldbrände. 132 Feuer sind in der Türkei während der vergangenen Tage ausgebrochen. Davon waren am Montag sieben immer noch nicht unter
Kontrolle. Besonders schwer betroffen sind die Ferienregionen um Marmaris und Bodrum sowie die Umgebung der Touristenmetropole Antalya. Bisher kamen acht Menschen ums Leben. In Manavgat östlich von Antalya etwa fanden Feuerwehrleute die Leichen eines deutsch-türkischen Ehepaars in deren abgebranntem Haus. Zahlreiche Orte wurden evakuiert, darunter auch der Ferienort Turunc: Wie die Zeitung „Hürriyet“berichtete, wurden Touristen per Boot aus dem in einer Bucht gelegenen Ort in Sicherheit gebracht.
Die Europäische Union schickt derweil Unterstützung in die Türkei – zwei Löschflugzeuge aus Spanien
und eines aus Kroatien. Staatschef Recep Tayyip Erdogan steht in der Kritik, weil die Türkei – anders als früher – nicht mehr über eigene Löschflugzeuge verfügt.
Dramatische Szenen spielten sich ebenfalls in Italien ab. Nach Sizilien, Sardinien und anderen süditalienischen Regionen entfalten Dutzende Feuer mittlerweile auch an der mittelitalienischen Adriaküste ihre zerstörerische Kraft. Allein in Pescara in den Abruzzen flohen rund 800 Menschen aus ihren Wohnungen, die Stadt lässt in einer Mehrzweckhalle am Yachthafen eilig eine Notunterkunft herrichten.
Während Einheimische um ihre Existenzen fürchten, sind Urlauber einfach nur gestresst. Weil sowohl die Küstenautobahn als auch die parallel dazu verlaufende Nord-südverbindung der Eisenbahn zeitweise gesperrt wurden, strandeten zahlreiche Touristen in Bahnhöfen oder blieben unter sengender Sonne im Stau stecken.