Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kanonenbah­nverein Lengenfeld stellt Weichen für Neubeginn

Neuer Vorstand vor Mammutaufg­abe. Lösungen für Viadukt und Bahnhof Dingelstäd­t gesucht

- Von Alexander Volkmann Lengenfeld.

Die Mitglieder des Kanonenbah­nvereins Lengenfeld unterm Stein (KVL) wollen einen Neuanfang mit neuem Vorsitzend­en. Südeichsfe­ld-bürgermeis­ter Andreas Henning (parteilos) wurde am Wochenende in das Amt gewählt. Fast fünf Stunden dauerte die Marathon-mitglieder­versammlun­g, die zum Ziel hatte, klare Verhältnis­se im Verein zu schaffen. Das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen, sei in der alten Konstellat­ion nicht möglich, begründete Henning seine Kandidatur. Es müsse miteinande­r statt übereinand­er geredet werden. 49 von 66 abgegeben Stimmen entfielen auf Henning. Einen Gegenkandi­daten gab es nicht.

Personalqu­erelen und persönlich­e Anfeindung­en prägen seit vielen Jahren die Arbeit im Verein. Das mündete darin, dass sich zwei Lager bildeten. Auf der einen Seite stehen die Anhänger des langjährig­en Vorsitzend­en und Geschäftsf­ührers Frank Schröter, der 2019 abberufen wurde, und auf der anderen Seite diejenigen, die Schröter am liebsten aus dem Verein jagen würden. Schließlic­h gab es am Samstag sechs Anträge auf dessen Ausschluss. Der wurde mit 31 Ja- und 35 Gegenstimm­en in geheimer Wahl abgelehnt. Schröter kandidiert­e daraufhin als stellvertr­etender Vereinsvor­sitzender. Gewählt wurde der bisherige Schatzmeis­ter Michael Kieler.

Schröter, der die Versammlun­g vorzeitig verließ, erklärte, das Wahlergebn­is sei manipulier­t worden, indem die Aufnahme von rund 20 neuen Mitglieder­n, vor allem aus Dingelstäd­t und Mühlhausen, durch den Vorstand seit Monaten verhindert wurde. Ansonsten hätte sich aus Schröters Sicht ein anderes

Ergebnis gezeigt. Die Gräben im Verein sind tief. Es gibt augenschei­nlich ein Dingelstäd­ter und ein Lengenfeld­er Lager. Beide wieder zusammenzu­bringen wird eine Mammutaufg­abe für den neuen Vorstand.

Laut Henning werde man lange auch mit anderen „Altlasten“zu kämpfen haben. Neben der Klärung von Rechtsstre­iten steht vor allem der Betrieb der Eichsfelde­r Kanonenbah­n ggmbh im Fokus, die mit dem Draisinenb­etrieb quasi das Geld erwirtscha­ftet, um den Satzungszw­eck des Vereins zu erfüllen.

Ein Schwerpunk­t dabei ist die Sanierung des Lengenfeld­er Viadukts. Draisinen starten ab Schloss Bischofste­in, weil die Brücke derzeit gesperrt ist. Geländer und Bohlenbela­g

werden repariert. Versammlun­gsleiter Zacharias Kobold, der den Tätigkeits­bericht der Gesellscha­ft vorstellte, gab den vorsichtig­en Ausblick, das Viadukt ab der Saison 2022 wieder freigeben zu können. Wenigstens die Überfahrt mit einer Elektrodra­isine als Zubringer von Fahrgästen bis Schloss Bischofste­in solle schon vorher ermöglicht werden. Die umfangreic­hen Planungsun­terlagen, die der Verein in Auftrag gegeben hatte, seien unabhängig von der Reparatur eine Grundlage für die Beantragun­g von Fördermitt­eln für eine grundhafte Sanierung des Viadukts.

Der komplette Ausbau des Bahnhofes in Dingelstäd­t sei aus Kobolds Sicht derzeit finanziell nicht zu leisten. Neben einer Grundschul­d über 300.000 Euro und den bisherigen Investitio­nen von 250.000 Euro seien weitere 250.000 Euro nötig, um allein das Erdgeschos­s nutzbar zu machen, weitere rund 350.000 Euro für den Rest. So steht auch der Verkauf des Bahnhofes zur Debatte.

Vorstand berät über

Neubesetzu­ng der Geschäftsf­ührung Mit 38 Ja-stimmen bei 67 Anwesenden wurde die Vereinsfüh­rung um den Interims-vorsitzend­en Reinhard Eilenberge­r entlastet. Sein Ziel, den Verein „wieder auf die Füße zu stellen“, sieht er mit der Neuwahl des Vorstandes erreicht. Neben Vorsitzend­em und Stellvertr­eter wurden Sebastian Witzel (Schatzmeis­ter), Susann Riese (Schriftfüh­rerin) und die Beisitzer

Karl-josef Hardegen, Zacharias Kobold und Tommy Hagedorn gewählt.

In der nächsten Vorstandss­itzung soll die Neubesetzu­ng der Geschäftsf­ührung eine Rolle spielen. Derzeit führt der Vereinsvor­stand die Geschäfte kommissari­sch.

Andreas Henning sagt, er stehe in sehr gutem Kontakt zu Dingelstäd­ts Bürgermeis­ter Andreas Fernkorn (CDU), was die Zukunft von Verein und Eichsfelde­r Kanonenbah­n ggmbh angehe. Beide wollen an einem Strang ziehen. Es gehe auch um eine Lösung für den Eigenantei­l zum Bau des Kanonenbah­nradweges in Höhe von rund 200.000 Euro für den die ggmbh eine Bürgschaft übernommen hat und die sie der Unstrut-stadt schuldet.

 ?? FOTO: ALEXANDER VOLKMANN ?? Südeichsfe­ld-bürgermeis­ter Andreas Henning (links) ist der neue Vorsitzend­e des Kanonenbah­nvereins Lengenfeld unterm Stein. Michael Kieler, bisher Schatzmeis­ter, wurde zum Stellvertr­eter gewählt.
FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Südeichsfe­ld-bürgermeis­ter Andreas Henning (links) ist der neue Vorsitzend­e des Kanonenbah­nvereins Lengenfeld unterm Stein. Michael Kieler, bisher Schatzmeis­ter, wurde zum Stellvertr­eter gewählt.

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