Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Kanonenbahnverein Lengenfeld stellt Weichen für Neubeginn
Neuer Vorstand vor Mammutaufgabe. Lösungen für Viadukt und Bahnhof Dingelstädt gesucht
Die Mitglieder des Kanonenbahnvereins Lengenfeld unterm Stein (KVL) wollen einen Neuanfang mit neuem Vorsitzenden. Südeichsfeld-bürgermeister Andreas Henning (parteilos) wurde am Wochenende in das Amt gewählt. Fast fünf Stunden dauerte die Marathon-mitgliederversammlung, die zum Ziel hatte, klare Verhältnisse im Verein zu schaffen. Das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen, sei in der alten Konstellation nicht möglich, begründete Henning seine Kandidatur. Es müsse miteinander statt übereinander geredet werden. 49 von 66 abgegeben Stimmen entfielen auf Henning. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Personalquerelen und persönliche Anfeindungen prägen seit vielen Jahren die Arbeit im Verein. Das mündete darin, dass sich zwei Lager bildeten. Auf der einen Seite stehen die Anhänger des langjährigen Vorsitzenden und Geschäftsführers Frank Schröter, der 2019 abberufen wurde, und auf der anderen Seite diejenigen, die Schröter am liebsten aus dem Verein jagen würden. Schließlich gab es am Samstag sechs Anträge auf dessen Ausschluss. Der wurde mit 31 Ja- und 35 Gegenstimmen in geheimer Wahl abgelehnt. Schröter kandidierte daraufhin als stellvertretender Vereinsvorsitzender. Gewählt wurde der bisherige Schatzmeister Michael Kieler.
Schröter, der die Versammlung vorzeitig verließ, erklärte, das Wahlergebnis sei manipuliert worden, indem die Aufnahme von rund 20 neuen Mitgliedern, vor allem aus Dingelstädt und Mühlhausen, durch den Vorstand seit Monaten verhindert wurde. Ansonsten hätte sich aus Schröters Sicht ein anderes
Ergebnis gezeigt. Die Gräben im Verein sind tief. Es gibt augenscheinlich ein Dingelstädter und ein Lengenfelder Lager. Beide wieder zusammenzubringen wird eine Mammutaufgabe für den neuen Vorstand.
Laut Henning werde man lange auch mit anderen „Altlasten“zu kämpfen haben. Neben der Klärung von Rechtsstreiten steht vor allem der Betrieb der Eichsfelder Kanonenbahn ggmbh im Fokus, die mit dem Draisinenbetrieb quasi das Geld erwirtschaftet, um den Satzungszweck des Vereins zu erfüllen.
Ein Schwerpunkt dabei ist die Sanierung des Lengenfelder Viadukts. Draisinen starten ab Schloss Bischofstein, weil die Brücke derzeit gesperrt ist. Geländer und Bohlenbelag
werden repariert. Versammlungsleiter Zacharias Kobold, der den Tätigkeitsbericht der Gesellschaft vorstellte, gab den vorsichtigen Ausblick, das Viadukt ab der Saison 2022 wieder freigeben zu können. Wenigstens die Überfahrt mit einer Elektrodraisine als Zubringer von Fahrgästen bis Schloss Bischofstein solle schon vorher ermöglicht werden. Die umfangreichen Planungsunterlagen, die der Verein in Auftrag gegeben hatte, seien unabhängig von der Reparatur eine Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln für eine grundhafte Sanierung des Viadukts.
Der komplette Ausbau des Bahnhofes in Dingelstädt sei aus Kobolds Sicht derzeit finanziell nicht zu leisten. Neben einer Grundschuld über 300.000 Euro und den bisherigen Investitionen von 250.000 Euro seien weitere 250.000 Euro nötig, um allein das Erdgeschoss nutzbar zu machen, weitere rund 350.000 Euro für den Rest. So steht auch der Verkauf des Bahnhofes zur Debatte.
Vorstand berät über
Neubesetzung der Geschäftsführung Mit 38 Ja-stimmen bei 67 Anwesenden wurde die Vereinsführung um den Interims-vorsitzenden Reinhard Eilenberger entlastet. Sein Ziel, den Verein „wieder auf die Füße zu stellen“, sieht er mit der Neuwahl des Vorstandes erreicht. Neben Vorsitzendem und Stellvertreter wurden Sebastian Witzel (Schatzmeister), Susann Riese (Schriftführerin) und die Beisitzer
Karl-josef Hardegen, Zacharias Kobold und Tommy Hagedorn gewählt.
In der nächsten Vorstandssitzung soll die Neubesetzung der Geschäftsführung eine Rolle spielen. Derzeit führt der Vereinsvorstand die Geschäfte kommissarisch.
Andreas Henning sagt, er stehe in sehr gutem Kontakt zu Dingelstädts Bürgermeister Andreas Fernkorn (CDU), was die Zukunft von Verein und Eichsfelder Kanonenbahn ggmbh angehe. Beide wollen an einem Strang ziehen. Es gehe auch um eine Lösung für den Eigenanteil zum Bau des Kanonenbahnradweges in Höhe von rund 200.000 Euro für den die ggmbh eine Bürgschaft übernommen hat und die sie der Unstrut-stadt schuldet.