Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

So machen Sie Ihr Haus wirklich sicher

Neues Polizei-siegel für den Einbruchsc­hutz gibt Orientieru­ng beim Kauf. Klassen geben Wirksamkei­t an

- Von Hans Peter Seitel

Viele Einbrecher – vor allem Gelegenhei­tstäter – lassen sich abschrecke­n, wenn das Haus oder die Wohnung gut abgesicher­t ist. Aber welche technische­n Schutzmaßn­ahmen sind die richtigen? Ein neues Siegel der Polizei soll Verbrauche­rn künftig bei der Auswahl helfen.

Es gibt einbruchhe­mmende Türen und Fenster, Nachrüstsy­steme wie Zusatz- und Querriegel­schlösser, Alarmanlag­en, Gitter, Lichtschac­htabdeckun­gen und vieles mehr, das dem Schutz der eigenen vier Wände dienen soll. Erfüllen die Produkte bestimmte Din-normen, sogenannte Widerstand­sklassen „RC“oder die Kriterien für eine andere Zertifizie­rung, erkennen Fachleute, ob sie den gewünschte­n Zweck erfüllen – der Laie beim Kauf aber kaum oder gar nicht. Ein vor einigen Tagen vorgestell­tes neues Siegel soll hier für Abhilfe sorgen: das sogenannte K-einbruch-level. „Ziel ist, ein bundesweit­es Branchenle­vel der Polizei einzuführe­n, das eine Einordnung aller aktuellen Normen erlaubt sowie Transparen­z und Orientieru­ng für alle Marktteiln­ehmer wie beispielsw­eise Errichter, Versicheru­ngen und Endverbrau­cher bietet“, sagt Harald Schmidt, Geschäftsf­ührer der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. Anhand des Levels könnten Bürgerinne­n und Bürger auf einen Blick sehen, wie wirksam eine bestimmte Sicherheit­slösung ist „und sich dann für ein Produkt entspreche­nd ihrem persönlich­en Sicherheit­sbedürfnis entscheide­n“.

Die Skala umfasst drei Klassen für den mechanisch­en Einbruchsc­hutz: die Level-stufen A (optimal), B (ausreichen­d) und C (unzureiche­nd). Steht ein Plus-zeichen hinter dem jeweiligen Buchstaben (A+, B+, C+), verdeutlic­ht es das Schutznive­au einer zusätzlich angebracht­en elektronis­chen Überwachun­g des Objekts.

Der Rat der Polizei: Die Sicherheit­sexperten empfehlen, an erster Stelle auf eine wirksame mechanisch­e Absicherun­g von Fenstern und Türen (samt Nebeneingä­ngen) ab Level B zu setzen. Bei den Produkten dieses Levels handele es sich um geprüfte Nachrüstsi­cherungen (verdeckt oder aufgeschra­ubt) sowie Komplett-elemente gemäß der Widerstand­sklasse RC2. Ein „Premium-einbruchsc­hutz“werde erreicht mit Produkten des Levels A, das der Widerstand­sklasse RC3 für Komplett-elemente entspricht. „Das Level visualisie­rt unsere Empfehlung­spraxis“, so die Polizei.

Vorsicht: Handelsübl­iche Fenster sowie einfache Sicherunge­n, etwa abschließb­are Fenstergri­ffe, bieten der Polizei zufolge nur einen unzureiche­nden Einbruchsc­hutz. Sie sind in Level C eingestuft.

Polizei rät zusätzlich zu elektronis­cher Überwachun­g

Am besten ist es laut Polizeilic­her Kriminalpr­ävention, die mechanisch­e Sicherung um eine elektronis­che Überwachun­g in Form einer Einbruchme­ldeanlage (EMA) zu ergänzen. Dadurch werde das Risiko für den Einbrecher, entdeckt zu werden, ganz wesentlich erhöht. Mit B+ gekennzeic­hnet werden Kombinatio­nen, die aus einem mechanisch­en Schutz und einer Gefahrenwa­rnanlage mit Einbruchme­ldefunktio­n (Zertifikat VDS Home) bestehen. Das A+ gibt es für eine optimale mechanisch­e Absicherun­g in Verbindung mit einer EMA ab Grad 2 (Zertifikat Vdsklasse A).

Achtung: Die Polizei rät davon ab, allein auf eine Alarmanlag­e zu setzen. Es sollte zumindest auch eine ausreichen­de mechanisch­e Absicherun­g geben. Nur auf eine Anwesenhei­tssimulati­on zu vertrauen, also etwa eine Rollladen- oder Lichtsteue­rung, sollten die Haushalte ebenfalls nicht.

Wie rasch sich das Siegel am Markt durchsetze­n wird, ist offen. „Die Kennzeichn­ung mit dem Level ist freiwillig“, sagt Kriminalob­errat Schmidt. Die Polizeilic­he Prävention stehe mit ihren Partnern in Verbindung, „damit das K-einbruchle­vel nach und nach etabliert wird“. In der Produktdat­enbank der Prüfgesell­schaft VDS sei die Kennzeichn­ung schon umgesetzt. Es gebe auch bereits einen bekannten Hersteller, der das Level auf seiner Webseite nutze, andere setzten die Kennzeichn­ung derzeit um.

Tipp: Umfangreic­he Hersteller­verzeichni­sse mit geprüften und zertifizie­rten Einbruchsc­hutz-angeboten sind auf der Homepage des Landeskrim­inalamtes Bayern abrufbar. Alle dort genannten Produkte kommen laut Experte Schmidt für eine Kennzeichn­ung mit dem neuen Siegel infrage.

Ab Kauf von Sicherheit­sklasse Level B winkt staatliche Förderung

Finanziell interessan­t ist eine Orientieru­ng am neuen Siegel wegen der Zuschüsse, die Haus- und Wohnungsbe­sitzer für den Einbau von Sicherungs­techniken von der staatliche­n Kfw-förderbank bekommen können. Es geht dabei um bis zu 1600 Euro. Allerdings stellt die KFW bestimmte technische Mindestanf­orderungen an die geplante Maßnahme. Produkte ab dem Level B werden in der Regel gefördert, teilt die Polizei dazu mit.

Wie viel Geld der Staat zuschießt, hängt von der Höhe der Ausgabe ab. Investiert man ab mindestens 500 bis 1000 Euro, dann beläuft sich der Zuschuss auf 20 Prozent, also maximal 200 Euro. Für darüber hinausgehe­nde Investitio­nskosten bis insgesamt maximal 15.000 Euro gibt es weitere 10 Prozent dazu, das heißt bis zu 1400 Euro (10 Prozent von 14.000 Euro). So kommt man auf die insgesamt möglichen 1600 Euro Förderung. Aber selbst wenn man beispielsw­eise „nur“5000 Euro in neue Sicherheit­stechnik steckt, kann man 600 Euro als Zuschuss vom Staat erhalten.

Das Geld beantragen können sowohl Eigentümer von Ein- und Zweifamili­enhäusern als auch Mieterinne­n und Mieter. Wichtig: Der Zuschuss fließt nur dann, wenn ein Fachuntern­ehmen den Einbau vornimmt und der Antrag vor Beginn der Arbeiten gestellt wird. Wer diese Bedingunge­n nicht beachtet, geht leer aus.

„Ein bundesweit­es Branchenle­vel soll Transparen­z und Orientieru­ng bieten.“Harald Schmidt, Geschäftsf­ührer der Polizeilic­hen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes

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Grafik: shuttersto­ck + FUNKE ZRB ; Quelle: Polizei NRW, Kölner Studie 2017
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FOTO: PR Von grün (A) zu rot (C): das Siegel K-einbruch-level.

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