Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Im Baum verstecken und Eis essen

Fito hat sein eigenes kleines Häuschen in der Baumkrone einer Weide

- Von Katharina Heimeier

Von außen wirkt die Weide im Garten von Fitos Familie unauffälli­g. Doch innen drin haben der Neunjährig­e und seine Eltern ein Baumhaus gebaut. Es sieht ein bisschen aus wie ein Eichhörnch­en-nest.

Fito lässt die Beine von der Plattform seines Baumhauses baumeln. „Am liebsten sitze ich hier drinnen und esse Wassereis“, sagt er. Vor ein paar Wochen konnte der Neunjährig­e von dort aus noch ein bisschen Himmel über seinem Baumhaus sehen. Die Äste der Weide waren zunächst noch nicht ganz dicht zusammen gewachsen. Aber nun ist das grüne Dach seines Baumhauses so geschlosse­n, dass er darin sogar bei Regen nicht wirklich nass wird.

Von draußen sieht man nicht, ob Fito in seinem Baumhaus sitzt. Niemand weiß, ob er Eis isst oder vielleicht Besuch von einem Freund hat. Das ist auch das Tolle an Baumhäuser­n. „Es sind Rückzugsor­te, um zu lesen, zu übernachte­n oder um Freunde zu treffen“, sagt Andreas Wenning. Er ist Architekt und hat schon rund 80 Baumhäuser auf der ganzen Welt gebaut, für Kinder und auch für Erwachsene. Einige werden sogar als Hotels genutzt.

In Fitos Baumhaus führt eine Leiter mit sechs Tritten. „Die Leiter habe ich zusammen mit meinem Papa gebaut“, sagt Fito. Das Baumhaus ist ein Familienpr­ojekt. Die Idee dazu hatte Fitos Mama vor sechs oder sieben Jahren. Damals hatte die Familie einen Garten in einer Kleingarte­n-anlage

der Stadt Dortmund übernommen, in der auch eine Weide steht.

Fitos Papa hat dann eine Palette genommen, auf Pfosten gesetzt und in das Innere der Weide gestellt. So entstand die Plattform, auf der Fito nun so gerne sitzt. Zur Absicherun­g legte der Papa Steine auf den Boden, sodass die Plattform gerade und stabil steht.

Fitos Mama hat die Äste der Weide so geflochten, dass sie schön kugelig wachsen. Als wäre es ein Nest! „Das Baumhaus sieht ein bisschen aus wie ein Eichhörnch­en-kobel“, sagt Fitos Mama. Jedes Jahr im Februar müssen die Äste wieder geschnitte­n werden, sodass das Weiden-baumhaus in Form bleibt.

Zwei bis drei Kinder haben in Fitos Baumhaus Platz. „Meine Eltern dürfen auch mal rein“, sagt der Neunjährig­e. Die Plattform ist gerade so groß, dass zwei gemütliche Sitzkissen darauf Platz haben.

Baumhaus-architekt Andreas Wenning hat schon deutlich größere und höhere Baumhäuser gebaut. Eine Grenze gebe es nicht, sagt er. Allzu groß sollten die Baumhäuser aber auch nicht werden, findet der Fachmann. „Wenn ein Baumhaus hundert Quadratmet­er ist, kann es nur mehr unwesentli­ch mit dem Baum verbunden sein“, sagt Andreas Wenning. Und genau das ist ja das Schöne an einem Baumhaus: die Nähe zum Baum und seinen Bewohnern. „Letztens habe ich sogar ein Vogelnest im Baum entdeckt“, sagt Fito.

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FOTOS (3): KATHARINA HEIMEIER / DPA Der neun Jahre alte Fito sitzt auf der Plattform in seinem Baumhaus.
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In einem Stamm der Weide ist der Name „Fito“eingeritzt.
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Das Blätterdac­h ist so dicht, dass der Junge kaum zu entdecken ist.

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