Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Zum Abschied: Mit den Händen ein Herz
Transgender-athletin Hubbard ohne Medaille
Tokio.
Laurel Hubbard formte mit den Händen ein Herz und verneigte sich zum Abschied. Eine gute halbe Stunde lang nur stand die neuseeländische Gewichtheberin an diesem denkwürdigen Tag in der langen olympischen Historie im Mittelpunkt. Als erste Olympia-athletin, die offen ihre Geschlechtsidentität angepasst hat. Als Transgender. Als eine, die sich mit dem Geschlecht, das ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlt.
Laurel Hubbard
Die heute 43-Jährige lebte 35 Jahre lang mit einer männlichen Zuschreibung. Nun trat sie in Tokio im Frauen-wettbewerb in der Gewichtsklasse über 87 Kilogramm an. Eine Medaille blieb ihr nach drei ungültigen Versuchen verwehrt. Der Zweikampf aus Reißen und Stoßen ging für sie jäh zu Ende. Gold gewann die Chinesin Wenwen Li, Hubbard wurde Letzte.
Aber an diesem Abend war die Botschaft ohnehin wichtiger als die Medaille. „Sport ist etwas für alle Menschen, er ist inklusiv, er gewährt allen Zutritt“, sagte Hubbard später, als ihr noch ein wenig die Stimme zitterte. „Natürlich ist mir bewusst, welche Kontroversen meine Teilnahme an diesen Spielen umgaben.“Dass Hubbard antreten durfte, wurde als wichtiges Zeichen und starke Botschaft gewertet.
Für das IOC um Präsident Thomas Bach war es ein Zeichen der Offenheit und Inklusion. Für manche Konkurrentin ein „schlechter Witz“, wie es die Belgierin Anna Van Bellinghen formulierte, weil sie unfaire Bedingungen fürchtete.
Um 20.39 Uhr war der Wettbewerb für Hubbard beendet. Um kurz nach neun verabschiedete sie sich durch eine schwarze Metalltür. Den japanischen Gastgebern dankte sie für die Anstrengungen während der Pandemie. Über den Weltverband sagte sie: „Sie haben mich immer unterstützt. Sie haben gezeigt, dass Gewichtheben offen ist für alle Menschen auf der Welt.“