Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Frust-ferien für Vettel
Formel 1: Aston-martin-pilot hat vier Wochen Zeit, Disqualifikation zu verdauen
Am Tag nach dem Tohuwabohu vom Hungaroring fühlte sogar Lewis Hamilton mit Unglücksrabe Sebastian Vettel. „Es tut mir so leid für Seb“, schrieb der Weltmeister auf Instagram: „Es ist immer eine Ehre, mit dir auf dem Podium zu stehen. Du hast dir dieses Resultat verdient.“Behalten darf Vettel diesen für ihn so großen, zweiten Platz in Ungarn aber nicht.
Es war 22.02 Uhr am Sonntagabend, Vettel längst wieder zu Hause in der Schweiz, als die Rennleitung ihr Urteil sprach: Disqualifikation, keine Punkte für den Heppenheimer. Und Platz zwei erbte ausgerechnet der, der Mitleid hatte: Hamilton rückte vor, sein Vorsprung auf Titelrivale Max Verstappen beträgt nun schon acht Wm-punkte.
Und das alles nur wegen eines Messfehlers? Im Aston Martin des viermaligen Weltmeisters konnten bei der Prüfung nach dem Rennen nur 0,3 Liter Benzin entnommen werden, gefordert ist aber mindestens ein Liter. Der Weltverband Fia tat, was er laut Reglement tun musste – und schickte Vettel mit einem Dämpfer in die vierwöchige Sommerpause.
Nur ein kleines bisschen Hoffnung bleibt, für Aston Martin sind diese 18 Punkte für Rang zwei schließlich eine ganze
Menge. „Wir hatten noch
1,44 Liter Benzin im
Tank“, sagte Teamchef Otmar Szafnauer zu Motorsport-magazin.com: „Über die Fuel Flow Meter wissen wir genau, wie viel wir verbraucht haben. Weil wir die Startmenge deklarieren müssen, können wir das so auch beweisen.“
Das Team zieht nun einen Protest in Erwägung und hat 96 Stunden Zeit für eine offizielle Verkündung. Dass der Einspruch erfolgreich wäre, ist aber unwahrscheinlich. Und so bleibt nach der leichten Enttäuschung über Rang zwei – Sensationsgewinner Esteban Ocon hatte alle Angriffe abgewehrt – wohl Frust über das technische Malheur.
Und Vettels Disqualifikation hatte eben auch Auswirkungen auf den Wm-kampf. „Hamilton erfüllt seine Mission und entreißt Verstappen den Thron“, schrieb die Gazzetta dello Sport.
Denn Weltmeister Hamilton sammelte als Zweiter im Gegensatz zum neuntplatzierten Verstappen kräftig Punkte. Nach dem Rennen klagte Hamilton allerdings über gesundheitliche Probleme und sprach erstmals über die Folgen seiner Corona-erkrankung im Dezember. „Ich mühe mich seit Ende des letzten Jahres, gesund zu bleiben. Das ist immer noch ein Kampf“, sagte der Engländer: „Ich habe bislang noch mit niemandem darüber gesprochen, doch ich glaube, dass die Effekte immer noch spürbar sind. Der Grad an Müdigkeit ist schon anders, es ist eine Herausforderung.“