Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Vom Hotspot zum Zentrum der Impfunwilligen
Im Landkreis Hildburghausen grassierte die Pandemie besonders stark. Nun wird dort am langsamsten geimpft
Seit das Virus Sars-cov-2 über die Welt kam, hat der Landkreis Hildburghausen im südwestlichen Thüringen schon so allerhand erlebt: die ersten vollständigen Lockdowns, einen der größten Massentest in der Republik, Protestdemonstrationen und eine besonders lange Geltungsdauer der sogenannten Bundesnotbremse. Zuweilen kamen die Krisenstäbe nicht mehr aus dem Tagen heraus. Der Innenminister schickte eine Hundertschaft Polizei vorbei, und die Fernsehteams nisteten sich über Tage ein, um über den heißesten Coronahotspot Deutschlands zu berichten.
„Wir haben damals wirklich alles durchgemacht“, sagt Tim Pechauf. „Deshalb sind wir ja auch über die neuen Zahlen so überrascht, ja erschrocken.“Die Zahlen, die der Pressesprecher des Hildburghäuser
Landratsamts meint, sind die Impfquoten. Sie sind die mit Abstand niedrigsten in Thüringen. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) haben 40,2 Prozent der Menschen im Kreis mindestens eine Impfung erhalten. Eine zweite Spritze bekamen 36,6 Prozent.
Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt sind 55,7 Prozent erst- und 51,1 Prozent zweitgeimpft, wobei Thüringen zumindest bei den Erstimpfungen im Vergleich zum Bundesschnitt
(61,8 Prozent) sogar besonders schlecht dasteht.
Oder um es anders zu sagen: Sechs von zehn Deutschen haben inzwischen eine Spritze gegen Corona bekommen. In Hildburghausen und Umgebung sind es nur vier von zehn Menschen.
Woran es liegt? Sprecher Pechauf weiß auch nicht recht. Immerhin, sagt er, habe sich das Landratsamt jetzt die sublokalen Zahlen von der KVT besorgt. Die sind zwar schon zwei Wochen alt, zeigen aber deutlich, dass die Lust am Impfen in den Regionen um Themar und Heldburg besonders niedrig ausgeprägt ist. Dort waren Mitte Juli nicht einmal 30 Prozent der 18- bis 59-Jährigen erstimmunisiert.
Was tun? In der Impfstelle in Hildburghäuser Stadttheater kann sich am Samstag jeder ohne Terminvergabe impfen lassen. Zudem soll demnächst ein Impfbus über die Dörfer fahren.