Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Seite an Seite im Schlamm
Olaf Scholz und Armin Laschet im Flutgebiet
Berlin.
Die Gäste kommen zu Fuß die Rathausstraße entlang. Es sind nicht viele Passanten unterwegs an diesem Dienstagmittag. Warum auch? Es regnet, die Läden sind geschlossen, auf dem Bürgersteig stapelt sich der Schutt, dazwischen ei-ne einsame Waschmaschine. Stolberg bei Aachen bietet auch zwei Wochen nach der Flut ein Bild der Tristesse. Patrick Haas fasst gleichwohl wieder Vertrauen. „Wir haben heute Zusagen bekommen“, erzählt der Bürgermeister, bevor er die Mikrofone Armin Laschet und Olaf Scholz überlässt, den Herren des Geldes. Scholz und Laschet?
Die zwei Männer, eigentlich Konkurrenten, versprechen hier „eine gemeinsame Antwort des ganzen Landes“, wie es
Bundesfinanzminister und Spd-spitzenkandidat Scholz ausdrückt. Kein Vergleich zur gereizten Stimmung am Vortag in Swisttal, als sich Nrw-ministerpräsident und Unionskanzlerkandidat Laschet massive Vorwürfe anhören musste. Beide sind Wahlkämpfer, beide aber auch zuständig und gefragt, der eine als Landesvater. Es geht ums Geld. Wichtig sei, „dass es schnell kommt“, betont Laschet. „Es wird mehr Soforthilfe geben“, verspricht Scholz. Mehr als die schon zugesagten 350 Millionen Euro für NRW und Rheinland-pfalz – vermutlich auch mehr an Aufbauhilfe als bei der Flut 2013. Sechs Milliarden Euro waren es damals.
„Das Geld steht bereit“, bekräftigt Scholz. Die anderen Bundesländer seien gewillt, die Hilfen zu finanzieren. Scholz spricht von einer „berührenden Botschaft von Solidarität“. Er redet länger als Laschet. Es ist sein dritter Besuch in einem Flutgebiet. Weniger ist mehr. Es darf nicht der Eindruck entstehen, das Elend diene als Wahlkampf-kulisse. Für Laschet rächt sich bitter, dass er bei einem Besuch unpassend gelacht hat – seither geht es mit seiner Popularität bergab. Während Scholz redet, schweift Laschets Blick nachdenklich über alle Köpfe. Und wenn er wieder in die Kameras guckt, sieht man einen ernsten Mann für ernste Zeiten.