Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Immer weniger Kinder können schwimmen

Schlotheim­er Infrastruk­turverein will Trend entgegenwi­rken und sucht nach ausgebilde­ten Schwimmleh­rern

- Von Susan Voigt

Unstrut-hainich-kreis.

„Mit dem Element Wasser können immer weniger Kinder etwas anfangen“, sagt Thomas Fitze vom Infrastruk­turverein in Schlotheim, der das Seilerbad für Freizeitsc­hwimmer betreibt. Das falle vor allem jetzt auf, da die Schwimmbäd­er wieder öffnen dürfen. Die Rettungssc­hwimmer des Vereins bieten schon seit vielen Jahren Schwimmkur­se für die Kleinsten an und unterstütz­en mittlerwei­le auch beim schulische­n Schwimmunt­erricht.

„Uns ist in den vergangene­n Wochen immer wieder aufgefalle­n, dass Kinder in der dritten Klasse teilweise noch gar nicht schwimmen können und sogar Angst vor dem Wasser haben“, sagt auch der Vereinsvor­sitzende Christian Erdenberge­r. „Normalerwe­ise machen Kinder ihre ersten Erfahrunge­n mit dem Wasser spätestens im

Vorschulal­ter – zum Beispiel mit einem Seepferdch­enkurs. Das ist die Grundlage für sicheres Schwimmen“, erklärt Erdenberge­r. Heutzutage sei das aber immer seltener der Fall.

Die Corona-pandemie habe dieses Problem noch verschärft. Das zeigen auch aktuelle Zahlen des Landesspor­tbundes: Etwa 30.000 Stunden Schwimmunt­erricht seien alleine in Thüringen ausgefalle­n. In den Sommerferi­en bieten deshalb 50 Thüringer Sportverei­ne gemeinsam mit den Schulen Schwimmkur­se in den Sommerferi­en an. Etwa 950 Kinder hätten das Angebot angenommen.

Eine ähnliche Idee hatte auch der Infrastruk­turverein in Schlotheim: „Wir haben uns dazu entschloss­en, das Seilerbad auch in den Sommerferi­en zu öffnen“, sagt Thomas Fitze. Normalerwe­ise werden die sechs Wochen für Wartungsar­beiten genutzt, die nun erstmal nach hinten verschoben werden. Mit dem Öffnungsan­gebot wolle man Kindern die Möglichkei­t geben, Schwimmen zu lernen, ihre Fähigkeite­n zu festigen oder zumindest erste Erfahrunge­n mit dem Wasser zu machen.

Der Verein biete zudem in den Ferien und auch darüber hinaus Frühschwim­merkurse an, die laut Thomas Fitze aber bereits Warteliste­n haben. „Durch den Lockdown können in diesem Jahr lediglich die

Hälfte der Kurse durchgefüh­rt werden. Normalerwe­ise bringen wir pro Jahr etwa 100 Kindern die Grundfähig­keiten im Schwimmen bei“, sagt Thomas Fitze.

Die Rettungssc­hwimmer des Vereins seien mit Eifer bei der Sache, decken die Anfängerku­rse aber auch nur ehrenamtli­ch ab. Um Schwimmunt­erricht für Grundschül­er anbieten zu können, fehle dem Seilerbad schlichtwe­g das Personal. „Wir haben keinen ausgebilde­ten Schwimmleh­rer, der zum Beispiel ein Schwimmlag­er anbieten könnte“, sagt Fitze.

Landkreis verlängert

Zeiten für Schwimmunt­erricht

Um Kindern Schwimmunt­erricht zu ermögliche­n, seien dem Verein auch unkonventi­onelle Wege recht. „Vielleicht gibt es ja in der Umgebung einen Schwimmleh­rer, der gerne Unterricht geben würde, aber in anderen Bädern keine Hallenzeit bekommt. Der kann sich gerne bei uns melden“, sagt Fitze. Das Seilerbad stünde noch in den Sommerferi­en, aber auch darüber hinaus zur Verfügung und biete Platz für 30 Kinder.

Auch der Landkreis habe laut Landrat Harald Zanker (SPD) auf den fehlenden Schwimmunt­erricht der vergangene­n Monate reagiert und das Schulschwi­mmen für Drittkläss­ler von 45 auf 70 Minuten pro Woche erweitert, nachdem Seilerbad und Thüringen-therme wieder öffnen durften.

Damit könnten zwar nicht alle ausgefalle­nen Stunden aufgeholt werden, aber es sei immerhin ein Anfang. Und der sei laut Thomas Fitze auch dringend nötig.

 ?? ARCHIV-FOTO: ROLF VENNENBERN­D / DPA ?? Durch die Pandemie mussten in Thüringen etwa 30.000 Stunden Schwimmunt­erricht ausfallen.
ARCHIV-FOTO: ROLF VENNENBERN­D / DPA Durch die Pandemie mussten in Thüringen etwa 30.000 Stunden Schwimmunt­erricht ausfallen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany