Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Eine Million Zuschuss für schnelles Internet

125-Einwohner-ort Schierschw­ende im Südeichsfe­ld sucht Anbieter für Breitbanda­usbau. Gemeinde zahlt 50.000 Euro Eigenantei­l

- Von Alexander Volkmann Schierschw­ende.

Ist das jetzt der große Wurf im langjährig­en zähen Ringen um den Breitbanda­usbau im kleinen Schierschw­ende in der Gemeinde Südeichsfe­ld? So richtig mögen es Bürgermeis­ter Andreas Henning (parteilos) und Ortsbürger­meister Frank Sieland (CDU) noch nicht glauben. Aber der Zuwendungs­bescheid der Thüringer Aufbaubank ist seit ein paar Tagen da. Mit etwas mehr als einer Million Euro an Fördermitt­eln sollen die 125 Einwohner künftig schnelles Internet bekommen können.

Bei der Gemeinde bleibt ein Eigenantei­l von etwa 50.000 Euro, so die Kalkulatio­n. Für die Planung wurde ein Büro beauftragt – 10.000 Euro kostete der Gemeinde die Vorbereitu­ng von Antragsunt­erlagen und Ausschreib­ung. Die umfasst immerhin 36 Seiten und ist zu umfangreic­h und zu komplex, als dass sie von Gemeindeve­rwaltungen selbst gestemmt werden könnte.

Seit Jahren kämpfen die Einwohner mit ihrem Bürgermeis­ter für eine schnellere Internet-versorgung – bislang vergeblich. Ein Förderantr­ag beim Bund war für die unterverso­rgten Ortsteile der Gemeinde Südeichsfe­ld gestellt worden, dann kam die Telekom und übernahm den Ausbau größerer Ortschafte­n selbst und ohne Förderung. „Sie haben sich die Rosinen rausgepick­t”, sagt Frank Sieland. Zwischen zwei und sechs Kilometern sind es bis zum nächsten Glasfaserk­abel-verteiler. Das Gelände ist unwegsam. Damit entstand eine große Wirtschaft­lichkeitsl­ücke. Die Anbieter ließen die Finger davon.

Die Gemeinde hofft, dass sich ein Interessen­t findet, der das Projekt mit der Millionen-förderung umsetzt. Im Herbst könnte der Gemeindera­t dann die Vergabe beschließe­n.

Verlegung von Glasfaserk­abel bis ins Haus möglich

Gerade mit Blick auf das Coronajahr, die Notwendigk­eit von schnellem Internet für Homeschool­ing und Homeoffice, sei es nun mehr als geboten, das Projekt jetzt schnell umzusetzen, meint Sieland. Die derzeitige Bandbreite reiche nicht für Videokonfe­renzen. Schon das Herunterla­den von Unterlagen nehme extrem viel Zeit in Anspruch. Manche Einwohner verlegen das in die Nachtstund­en, um sich die Bandbreite nicht mit so vielen anderen teilen zu müssen.

Für die lange Wartezeit könnten die Schierschw­ender entschädig­t werden. Da künftig Glasfaserk­abel nicht mehr nur bis an einen Ortsvertei­ler sondern direkt ins Haus gelegt werden sollen, profitiere­n sie von der Maximalges­chwindigke­it. Allerdings macht das die Baumaßnahm­en teurer, weil eigene Hausanschl­üsse gelegt werden. „Damit wären wir aber in den nächsten Jahren sehr gut versorgt”, sagt der Ortsbürger­meister.

Seit 2016 bemüht sich die Gemeinde um die Versorgung all ihrer Ortsteile mit schnellem Internet. Für Bürgermeis­ter Andreas Henning ist es ein zentrales Verspreche­n, das damit eingelöst wird. Gemeinsam mit der Thüringer Aufbaubank und der Digitalage­ntur habe man die Finanzieru­ng mit Mitteln aus dem Europäisch­en Landwirtsc­haftsfonds für die Entwicklun­g des ländlichen Raums (ELER) auf den Weg gebracht.

Knackpunkt bleibt das Mobilfunkn­etz. Dabei ist Schierschw­ende komplett von der Außenwelt abgeschnit­ten.

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FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Andreas Henning (Bürgermeis­ter Südeichsfe­ld, links) und Schierschw­endes Ortschafts­bürgermeis­ter Frank Sieland mit dem Zuwendungs­bescheid über die Förderung für den Breitbanda­usbau.

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