Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Eine Million Zuschuss für schnelles Internet
125-Einwohner-ort Schierschwende im Südeichsfeld sucht Anbieter für Breitbandausbau. Gemeinde zahlt 50.000 Euro Eigenanteil
Ist das jetzt der große Wurf im langjährigen zähen Ringen um den Breitbandausbau im kleinen Schierschwende in der Gemeinde Südeichsfeld? So richtig mögen es Bürgermeister Andreas Henning (parteilos) und Ortsbürgermeister Frank Sieland (CDU) noch nicht glauben. Aber der Zuwendungsbescheid der Thüringer Aufbaubank ist seit ein paar Tagen da. Mit etwas mehr als einer Million Euro an Fördermitteln sollen die 125 Einwohner künftig schnelles Internet bekommen können.
Bei der Gemeinde bleibt ein Eigenanteil von etwa 50.000 Euro, so die Kalkulation. Für die Planung wurde ein Büro beauftragt – 10.000 Euro kostete der Gemeinde die Vorbereitung von Antragsunterlagen und Ausschreibung. Die umfasst immerhin 36 Seiten und ist zu umfangreich und zu komplex, als dass sie von Gemeindeverwaltungen selbst gestemmt werden könnte.
Seit Jahren kämpfen die Einwohner mit ihrem Bürgermeister für eine schnellere Internet-versorgung – bislang vergeblich. Ein Förderantrag beim Bund war für die unterversorgten Ortsteile der Gemeinde Südeichsfeld gestellt worden, dann kam die Telekom und übernahm den Ausbau größerer Ortschaften selbst und ohne Förderung. „Sie haben sich die Rosinen rausgepickt”, sagt Frank Sieland. Zwischen zwei und sechs Kilometern sind es bis zum nächsten Glasfaserkabel-verteiler. Das Gelände ist unwegsam. Damit entstand eine große Wirtschaftlichkeitslücke. Die Anbieter ließen die Finger davon.
Die Gemeinde hofft, dass sich ein Interessent findet, der das Projekt mit der Millionen-förderung umsetzt. Im Herbst könnte der Gemeinderat dann die Vergabe beschließen.
Verlegung von Glasfaserkabel bis ins Haus möglich
Gerade mit Blick auf das Coronajahr, die Notwendigkeit von schnellem Internet für Homeschooling und Homeoffice, sei es nun mehr als geboten, das Projekt jetzt schnell umzusetzen, meint Sieland. Die derzeitige Bandbreite reiche nicht für Videokonferenzen. Schon das Herunterladen von Unterlagen nehme extrem viel Zeit in Anspruch. Manche Einwohner verlegen das in die Nachtstunden, um sich die Bandbreite nicht mit so vielen anderen teilen zu müssen.
Für die lange Wartezeit könnten die Schierschwender entschädigt werden. Da künftig Glasfaserkabel nicht mehr nur bis an einen Ortsverteiler sondern direkt ins Haus gelegt werden sollen, profitieren sie von der Maximalgeschwindigkeit. Allerdings macht das die Baumaßnahmen teurer, weil eigene Hausanschlüsse gelegt werden. „Damit wären wir aber in den nächsten Jahren sehr gut versorgt”, sagt der Ortsbürgermeister.
Seit 2016 bemüht sich die Gemeinde um die Versorgung all ihrer Ortsteile mit schnellem Internet. Für Bürgermeister Andreas Henning ist es ein zentrales Versprechen, das damit eingelöst wird. Gemeinsam mit der Thüringer Aufbaubank und der Digitalagentur habe man die Finanzierung mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) auf den Weg gebracht.
Knackpunkt bleibt das Mobilfunknetz. Dabei ist Schierschwende komplett von der Außenwelt abgeschnitten.