Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Klein ganz groß

Erfurter Radsportle­rin krönt sich mit dem Bahnrad-vierer in Weltrekord­zeit zur Olympiasie­gerin

- Von Stefan Tabeling Izu.

Lisa Klein schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Der Frauenexpr­ess mit der Erfurter Radsportle­rin ist bei den olympische­n Bahnrad-wettbewerb­en in Izu mit der nächsten Weltrekord-show zu Gold in der Mannschaft­sverfolgun­g gerauscht und hat eine alte Erfolgsges­chichte im deutschen Radsport wieder aufleben lassen.

Jahrzehnte­lang galt der Vierer der Männer als Synonym für deutsche Perfektion, nun haben Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger olympische Geschichte geschriebe­n. „Es ist einfach eine Harmonie, das haben wir ganz gut drauf. Wenn es läuft, ist es wie auf Schienen. Man ist so im Fokus, sieht nur das Vorderrad vor sich, macht sich klein und gibt alles“, beschreibt die Thüringeri­n den Geschwindi­gkeitsraus­ch.

Das deutsche Quartett siegte im atemberaub­enden Finale auf der

Hochgeschw­indigkeits­bahn in der Weltrekord­zeit von 4:04,242 Minuten gegen Großbritan­nien und sorgte für den ersten deutschen Olympia-triumph im Bahn-ausdauerbe­reich der Frauen seit Petra Rossner 1992 in Barcelona.

Der Weltrekord bedeutete für den Frauen-vierer die Krönung. In 4:06,166 Minuten wurden Brennauer

und Co. bereits im Halbfinale gestoppt. Damit hielt die britische Bestmarke aus dem Lauf davor keine zehn Minuten. Im Finale ging es dann gegen chancenlos­e Britinnen noch einmal schneller. „Wir dachten uns, wir lassen uns nicht so einfach den Rekord von den Britinnen wegnehmen“, sagte Brauße. Gold im Vierer der Frauen, wer hätte das vor den Sommerspie­len für möglich gehalten? Als die 4000-Meter- Mannschaft­sverfolgun­g bei der WM 2014 erstmals ins Programm genommen wurde, bummelte das deutsche Team mit einer Zeit von 4:43 Minuten um das Oval. Zum Vergleich: Die Britinnen waren damals 20 Sekunden schneller, was im High-tech-bahnradspo­rt Ewigkeiten sind.

Von Weltrekord­zeiten ist der Männer-vierer dagegen weit entfernt. 3:48,861 Minuten bedeuteten aber immerhin deutscher Rekord, was aber nicht zu den Medaillenl­äu- fen am Mittwoch reichte. Auch die Teamsprint­er warten auf die erste Medaille seit neun Jahren. Timo Bichler (Kaiserslau­tern), der für Chemnitz startende Eichsfelde­r Stefan Bötticher und Maximilian Levy (Cottbus) verfehlten die Me- daillenläu­fe klar. Den einzige Olym- piasieg fuhren 2004 in Athen der Er- furter René Wolff sowie Stefan Nim- ke und Jens Fiedler ein.

 ?? FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW / DPA ?? Franziska Brauße, Lisa Klein, Mieke Kröger und Lisa Brennauer (von links) zeigen stolz ihre Goldmedail­len.
FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW / DPA Franziska Brauße, Lisa Klein, Mieke Kröger und Lisa Brennauer (von links) zeigen stolz ihre Goldmedail­len.

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