Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Klein ganz groß
Erfurter Radsportlerin krönt sich mit dem Bahnrad-vierer in Weltrekordzeit zur Olympiasiegerin
Lisa Klein schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Der Frauenexpress mit der Erfurter Radsportlerin ist bei den olympischen Bahnrad-wettbewerben in Izu mit der nächsten Weltrekord-show zu Gold in der Mannschaftsverfolgung gerauscht und hat eine alte Erfolgsgeschichte im deutschen Radsport wieder aufleben lassen.
Jahrzehntelang galt der Vierer der Männer als Synonym für deutsche Perfektion, nun haben Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger olympische Geschichte geschrieben. „Es ist einfach eine Harmonie, das haben wir ganz gut drauf. Wenn es läuft, ist es wie auf Schienen. Man ist so im Fokus, sieht nur das Vorderrad vor sich, macht sich klein und gibt alles“, beschreibt die Thüringerin den Geschwindigkeitsrausch.
Das deutsche Quartett siegte im atemberaubenden Finale auf der
Hochgeschwindigkeitsbahn in der Weltrekordzeit von 4:04,242 Minuten gegen Großbritannien und sorgte für den ersten deutschen Olympia-triumph im Bahn-ausdauerbereich der Frauen seit Petra Rossner 1992 in Barcelona.
Der Weltrekord bedeutete für den Frauen-vierer die Krönung. In 4:06,166 Minuten wurden Brennauer
und Co. bereits im Halbfinale gestoppt. Damit hielt die britische Bestmarke aus dem Lauf davor keine zehn Minuten. Im Finale ging es dann gegen chancenlose Britinnen noch einmal schneller. „Wir dachten uns, wir lassen uns nicht so einfach den Rekord von den Britinnen wegnehmen“, sagte Brauße. Gold im Vierer der Frauen, wer hätte das vor den Sommerspielen für möglich gehalten? Als die 4000-Meter- Mannschaftsverfolgung bei der WM 2014 erstmals ins Programm genommen wurde, bummelte das deutsche Team mit einer Zeit von 4:43 Minuten um das Oval. Zum Vergleich: Die Britinnen waren damals 20 Sekunden schneller, was im High-tech-bahnradsport Ewigkeiten sind.
Von Weltrekordzeiten ist der Männer-vierer dagegen weit entfernt. 3:48,861 Minuten bedeuteten aber immerhin deutscher Rekord, was aber nicht zu den Medaillenläu- fen am Mittwoch reichte. Auch die Teamsprinter warten auf die erste Medaille seit neun Jahren. Timo Bichler (Kaiserslautern), der für Chemnitz startende Eichsfelder Stefan Bötticher und Maximilian Levy (Cottbus) verfehlten die Me- daillenläufe klar. Den einzige Olym- piasieg fuhren 2004 in Athen der Er- furter René Wolff sowie Stefan Nim- ke und Jens Fiedler ein.