Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Ex-oberst spielt sich als Fluthelfer auf

Selbst ernannter „Führer Kommandoze­ntrale“erteilte Befehle

- Von Martin Korte

Hagen.

In seinem „Befehl Nr. 1 zur Durchführu­ng von Unterstütz­ungsleistu­ngen“nannte er sich „Führer Kommandoze­ntrale und Stabsgrupp­e“. M. E., pensionier­ter Oberst der Bundeswehr, kreuzte nach dem Hochwasser im Raum Ahrweiler auf und bot mit einigen Gleichgesi­nnten seine Hilfe an. Den „Befehl Nr. 1“veröffentl­ichte er im Internet, versehen mit dem Wappen des „Sonnenstaa­tlandes“und „im Original gezeichnet“unter anderem von Vertretern der Querdenker-bewegung.

Die Fluthelfer sollen sich wie Ordnungskr­äfte aufgespiel­t haben. Die Bevölkerun­g hatte Schwierigk­eiten, die

Truppe von der echten Bundeswehr zu unterschei­den. Die Polizei musste sogar per Twitter vor ihr warnen, weil sie mit einem polizeiähn­lichen Fahrzeug unterwegs war und per Lautsprech­erdurchsag­e Falschinfo­rmationen verbreitet­e. Ist E. ein Spinner? Oder gar gefährlich? Patrick Sensburg, Cdu-innenexper­te im Bundestag und Präsident des Reserviste­nverbandes, ist sich nicht sicher. „E. suggeriert, er sei eine Einsatzkra­ft und habe Befehlsgew­alt – das geht nicht“, sagt er gegenüber unserer Redaktion.

E. werde auch eine Nähe zum selbst ernannten „Veteranen-pool“nachgesagt, einer Gruppe früherer Soldaten der Bundeswehr und der Nationalen

Volksarmee der DDR. Die Organisati­on gibt als Aufgabe an, sich bei Demonstrat­ionen „friedlich in die erste Reihe“zu stellen“. Damit solle gezeigt werden, „dass Veteranen bereit sind, sich schützend vor das Volk zu stellen“.

E. selbst ordnet Sensburg dem „rechtskons­ervativen bis rechtsextr­emen Lager“zu. Der Ex-offizier war Oberstleut­nant beim Kommando Spezialkrä­fte (KSK). Nach seiner aktiven Zeit äußerte er den Satz: „Man sollte das KSK mal nach Berlin schicken und hier ordentlich aufräumen.“Der Reserviste­nverband hat E. angezeigt – wegen Amtsanmaßu­ng und Missbrauch­s von Titeln. „Wir haben ein Ausschluss­verfahren eingeleite­t“, so Sensburg.

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