Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Die Heilung der geschundenen Heiligen
Der einst prächtige Angelhäuser Altar wurde aufwendig und liebevoll restauriert. Jetzt wird er wieder im Angermuseum Erfurt gezeigt
Das schiere Glücksgefühl ist Kai Uwe Schierz, dem Direktor der Erfurter Museen, anzumerken vor dem Angelhäuser Altar. Das Sakralkunstwerk, um 1430 entstanden, stammt aus der Kirche in Angelhausen-oberndorf bei Arnstadt; und die Zeitläufe hatten ihm so arg zugesetzt, dass es seit Jahrzehnten nicht gezeigt wurde. Seit Kurzem ist es nach einer wahren Odyssee im Angermuseum zu bestaunen.
Acht lange Jahre hat die ebenso aufwendige wie liebevolle Restaurierung gedauert und gut eine Viertelmillion Euro gekostet. Der Freistaat Thüringen, die Ernst-von-siemens-kunststiftung, die Kulturstiftung
der Länder sowie die Rudolfaugust-oetker-stiftung traten neben der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland – als Eigentümerin – dafür ein; und man muss kein Spezialist sein, um zu erkennen: Hier ist etwas gelungen.
Auch Landeskonservator Holger Reinhardt hat sich sehr dafür eingesetzt. Denn: „Es ist eines der wenigen erhaltenen Altarbilder aus der Mitte des 15. Jahrhunderts“, erläutert Karsten Horn, Kurator für Mittelalterliche Kunst in Erfurt, und gesteht, warum er selbst dieses Bildwerk so ins Herz geschlossen hat: „Wegen der Malerei auf den Flügeln. Er steht dem Regleraltar in nichts nach und zählt mit zu dem Besten, was es in Thüringen gibt. Die wunderbare,
Der Altar aus Angelhausen prangt nun als Dauerleihgabe im Erfurter Angermuseum.
feine Malerei hat mich spontan begeistert, als ich’s vor acht Jahren – in sehr traurigem Zustand
– zum ersten Mal gesehen habe.“Freilich bleiben einige Schäden für immer unkorrigierbar.
So fehlt im Mittelschrein die siebte Schnitzfigur neben – von links – der Heiligen Barbara, Margaretha und der Madonna mit dem Kinde sowie Petrus, Paulus und Jakobus; man weiß auch nicht mehr, wen sie darstellte. Der Sockel der Madonna wurde ebenso ergänzt wie das krönende Fialwerk im oberen Drittel.
Wo das Flügel-retabel ursprünglich stand, ist unbekannt. Es wird 1887 im Inventar der Schwarzburger Kunstdenkmäler erstmalig beschrieben und war da bereits, getrennt von den Flügeln, in der Angelhäuser Dorfkirche aufgestellt. Um 1900 gelangte es nach Eisenach, wurde jedoch auch im Thüringer Museum aus Platzgründen nicht gezeigt. Nun prangt es im Angermuseum, und „die noble Form kann dem Charme des Verfalls widerstehen“, sagt Direktor Schierz.