Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Danke wäre mal schön
Neulich bei alten Freunden. Tolle Wohnung, super Lage, Luxusküche, Porsche-suv. Es gibt Hirschgulasch, und irgendwann geht es um Politik. Der gute alte Freund, eigentlich ein netter Mensch und wohlerzogen, redet sich in Rage. Greta, diese Göre. Nichts geleistet und jetzt für Verbotspolitik sorgen. Und überhaupt die Jugend von heute. Der Einwand, dass gerade diese Jugend in den vergangenen zwei Jahren wie kaum eine andere Generation in der lebendigsten Phase des Lebens zurückstecken musste, lässt er ebenfalls nicht gelten. Ach was, ruft der Mittfünfziger. „Die sollen erst mal was leisten, bevor sie meckern.“Ob man das, was die Studie der Pronova-betriebskrankenkassen jetzt herausgefunden hat, als „Meckern“bezeichnen sollte, sei mal dahingestellt. Jedenfalls ergab diese Umfrage unter 16- bis 29-Jährigen, dass sie im Gegenzug für die Corona-jahre jetzt Solidarität von den Älteren fordern. Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt.
Diese Generation ist fast zwei Jahre nicht ausgegangen, hat keine Klassenreisen gemacht, kennt ihre Kommilitonen nur vom Bildschirm; im Grunde liegen viele Ausbildungen, Sehnsüchte und Pläne auf Eis, solange die Pandemie dauert. Auch junge Familien trifft es besonders, sie haben im Schnitt weniger Geld und nur kleine Wohnungen, Umstände, die in Pandemiezeiten mehr Stress auslösen. Dass die Jungen jetzt Solidarität einfordern, ist nur verständlich. Wie könnte diese Solidarität aussehen? Indem sich jeder, der kann, impfen lässt oder auffrischt. Dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten einschränkt und nicht zuerst mit dem Finger auf die junge Generation zeigt. Aber manchmal tut es auch schon ein bisschen Dankbarkeit.