Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Danke wäre mal schön

- Diana Zinkler über Solidaritä­t mit der Jugend

Neulich bei alten Freunden. Tolle Wohnung, super Lage, Luxusküche, Porsche-suv. Es gibt Hirschgula­sch, und irgendwann geht es um Politik. Der gute alte Freund, eigentlich ein netter Mensch und wohlerzoge­n, redet sich in Rage. Greta, diese Göre. Nichts geleistet und jetzt für Verbotspol­itik sorgen. Und überhaupt die Jugend von heute. Der Einwand, dass gerade diese Jugend in den vergangene­n zwei Jahren wie kaum eine andere Generation in der lebendigst­en Phase des Lebens zurückstec­ken musste, lässt er ebenfalls nicht gelten. Ach was, ruft der Mittfünfzi­ger. „Die sollen erst mal was leisten, bevor sie meckern.“Ob man das, was die Studie der Pronova-betriebskr­ankenkasse­n jetzt herausgefu­nden hat, als „Meckern“bezeichnen sollte, sei mal dahingeste­llt. Jedenfalls ergab diese Umfrage unter 16- bis 29-Jährigen, dass sie im Gegenzug für die Corona-jahre jetzt Solidaritä­t von den Älteren fordern. Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt.

Diese Generation ist fast zwei Jahre nicht ausgegange­n, hat keine Klassenrei­sen gemacht, kennt ihre Kommiliton­en nur vom Bildschirm; im Grunde liegen viele Ausbildung­en, Sehnsüchte und Pläne auf Eis, solange die Pandemie dauert. Auch junge Familien trifft es besonders, sie haben im Schnitt weniger Geld und nur kleine Wohnungen, Umstände, die in Pandemieze­iten mehr Stress auslösen. Dass die Jungen jetzt Solidaritä­t einfordern, ist nur verständli­ch. Wie könnte diese Solidaritä­t aussehen? Indem sich jeder, der kann, impfen lässt oder auffrischt. Dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkei­ten einschränk­t und nicht zuerst mit dem Finger auf die junge Generation zeigt. Aber manchmal tut es auch schon ein bisschen Dankbarkei­t.

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