Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
„Der Anstieg ist abgebremst“
Situation auf Intensivstationen bleibt angespannt. Operationen müssen verschoben werden
Die Situation auf Thüringer Intensivstationen bleibt angespannt. Planbare Operationen bei Krebs- oder Herzklappen-erkrankungen müssten aufgeschoben werden, sagte der Intensivkoordinator Michael Bauer. „Für Patienten bedeutet das unter Umständen den Tod auf der Warteliste oder eine wesentlich schlechtere Prognose.“Einige seien bereits gestorben.
In Thüringen waren Bauer zufolge am Mittwoch 217 Corona-patienten auf den Intensivstationen, in den Tagen zuvor war die Zahl um die 200 gependelt. Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) hatte Mitte November vor bis zu 300 Corona-intensivpatienten bis Ende November gewarnt, wenn sich die Infektionszahlen weiter so entwickeln und keine neuen Maßnahmen hinzukommen. Das sei aus einer Prognose hervorgegangen, hatte sie damals gesagt. Dem Diviintensivregister zufolge hatte der Höchststand im April 2021 bei 233 gelegen. Woran es liegt, dass sich die Zahlen anscheinend eingepegelt haben, sei schwer zu sagen, hieß es von einer Ministeriumssprecherin. „Wir glauben nicht, dass es jetzt schon an den Maßnahmen liegt, die letzte Woche umgesetzt wurden.“
„Der Anstieg ist abgebremst, aber wir sind weit entfernt von einem stabilen System“, sagte Bauer. In den letzten drei Wochen habe es jeweils 120 bis 130 wöchentliche Neuaufnahmen gegeben. „Davon werden etwa 40 Prozent versterben oder sind verstorben.“Bis Jahresende gehe er davon aus, dass 250 bis 300 Corona-patienten auf den Intensivstationen liegen. Am Uniklinikum Jena seien seit Wochen keine Betten mehr frei. Aktuell werde der „beste Patient“, egal ob mit oder ohne Covid-19, von der Station verlegt, wenn ein neues Bett gebraucht werde, etwa für ein Unfallopfer.
Bauer zufolge wird man auch weiterhin zusätzlich Verlegungen in andere Bundesländer machen müssen. Zuletzt seien zehn Patienten über das sogenannte Kleeblatt-system nach Norddeutschland verlegt worden, so Bauer.