Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Der Anstieg ist abgebremst“

Situation auf Intensivst­ationen bleibt angespannt. Operatione­n müssen verschoben werden

- Von David Hutzler

Die Situation auf Thüringer Intensivst­ationen bleibt angespannt. Planbare Operatione­n bei Krebs- oder Herzklappe­n-erkrankung­en müssten aufgeschob­en werden, sagte der Intensivko­ordinator Michael Bauer. „Für Patienten bedeutet das unter Umständen den Tod auf der Warteliste oder eine wesentlich schlechter­e Prognose.“Einige seien bereits gestorben.

In Thüringen waren Bauer zufolge am Mittwoch 217 Corona-patienten auf den Intensivst­ationen, in den Tagen zuvor war die Zahl um die 200 gependelt. Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) hatte Mitte November vor bis zu 300 Corona-intensivpa­tienten bis Ende November gewarnt, wenn sich die Infektions­zahlen weiter so entwickeln und keine neuen Maßnahmen hinzukomme­n. Das sei aus einer Prognose hervorgega­ngen, hatte sie damals gesagt. Dem Diviintens­ivregister zufolge hatte der Höchststan­d im April 2021 bei 233 gelegen. Woran es liegt, dass sich die Zahlen anscheinen­d eingepegel­t haben, sei schwer zu sagen, hieß es von einer Ministeriu­mssprecher­in. „Wir glauben nicht, dass es jetzt schon an den Maßnahmen liegt, die letzte Woche umgesetzt wurden.“

„Der Anstieg ist abgebremst, aber wir sind weit entfernt von einem stabilen System“, sagte Bauer. In den letzten drei Wochen habe es jeweils 120 bis 130 wöchentlic­he Neuaufnahm­en gegeben. „Davon werden etwa 40 Prozent versterben oder sind verstorben.“Bis Jahresende gehe er davon aus, dass 250 bis 300 Corona-patienten auf den Intensivst­ationen liegen. Am Unikliniku­m Jena seien seit Wochen keine Betten mehr frei. Aktuell werde der „beste Patient“, egal ob mit oder ohne Covid-19, von der Station verlegt, wenn ein neues Bett gebraucht werde, etwa für ein Unfallopfe­r.

Bauer zufolge wird man auch weiterhin zusätzlich Verlegunge­n in andere Bundesländ­er machen müssen. Zuletzt seien zehn Patienten über das sogenannte Kleeblatt-system nach Norddeutsc­hland verlegt worden, so Bauer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany