Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Spannungsvoll und farbenreich musiziert
60 Jahre Reussisches Kammerorchester
Gera.
So richtig laut werden, dem „normalen“Gang der Dinge empfindlich in die Speichen greifen, ohne im Geringsten an Tempo und Esprit zu verlieren – das Kunststück gelang dem Reussischen Kammerorchester in dieser Woche bei Ludwig van Beethovens 1. Sinfonie in Cdur.
Das von den Zuhörern begeistert aufgenommene Werk beschloss im Geraer Konzertsaal das vierte Abonnementkonzert, das im Zeichen des sechzigjährigen Bestehens des eng mit den ansässigen Philharmonikern verbundenen Ensembles stand.
Dirigent des Abends war mit dem Kölner Werner Ehrhardt ein verdienstvoller Wegbegleiter des Jubilars. Ehrhardts elementare Musizierfreude, sein Gespür für verborgene kostbare Ecken und Kanten wie sein sicherer Blick fürs Große und Ganze kamen auch dem restlichen Programm, drei wiederentdeckten, mühsam rekonstruierten Stücken von Beethoven-zeitgenossen, zugute.
Außergewöhnliches Programm zum Jubiläum des Ensembles
Neben Ouvertüren zu heute vergessenen Opern war das ein Fagottkonzert des einst aus Thüringen nach Gießen und Darmstadt gegangenen Johann Christian Heinrich Rinck. Roland Schulenburg, bewährter Solobläser des Philharmonischen Orchesters Altenburg-gera, meisterte den anspruchsvollen Part souverän, demonstrierte namentlich ein jederzeit flüssiges Staccato und erfreute das Publikum mit einem Traumton.
Luigi Cherubinis Entré zu „Fanisca“wie Franz Seraph Destouches (das war ein aus dem Rheinland eingewanderter Weimarer Hofmusiker) Einstimmung auf eine Vertonung eines gut ausgehenden Hussitendrama erwiesen sich als reich an Dramatik und grellen Kontrasten, waren aber auch nicht frei von gewagten Instrumentierungen. Das Reussische Kammerorchester nutzte die Gelegenheit weidlich, spannungsvoll und farbenreich zu musizieren.