Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Das erste Aschenputt­el war eine ägyptische Sklavin

Mirko Krüger fügt Irrtümer-buchreihe weiteren Band hinzu: Spannende Fakten zum Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“

- Von Ulrike Merkel

Bereits um das Jahr Null verfasst der griechisch­e Geschichts­schreiber Strabon eine erste Version des Aschenbröd­el-stoffs. Bei ihm heißt das schöne Mädchen Rhodopis. Als Sklavin wurde sie nach Ägypten verschlepp­t. Als sie eines Tages im Nil badet, packt ein Adler einen ihrer Schuhe und fliegt damit nach Memphis. Just über dem Hof des Königs lässt er die Sandale fallen, so dass sie direkt im Schoß des Herrschers landet. Der ist von dem feinen Schuh derart angetan, dass er seine Untertanen aussendet, die Besitzerin zu finden. Und siehe da, der Schuh passt nur Rhodopis, die zu guter Letzt Königin wird.

Der Thüringer Autor Mirko Krüger hat die Buchreihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“(Klartext-verlag) um einen weiteren Band bereichert. „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“bietet interessan­te Fakten rund um den Kultweihna­chtsfilm – Kulturgesc­hichtliche­s, aber etwa auch Wissenswer­tes über die Dreharbeit­en.

Die tschechisc­h-ostdeutsch­e Koprodukti­on, schreibt der ehemalige Redakteur dieser Zeitung, sollte ursprüngli­ch ein Sommermärc­hen werden. Doch die Defa hatte nur freie Kapazitäte­n im Winter, so dass Regisseur Vaclav Vorlicek umdisponie­rte. Als Kulisse für die königliche Residenz diente Schloss Moritzburg bei Dresden. Dort fehlte allerdings Schnee, so dass Moritzburg mit Fischmehl gepudert wurde – mit pulverisie­rten Fischabfäl­len.

Für das Buch gibt es laut Autor Krüger zwei Anlässe, einen traurigen und einen freudigen: Traurig, weil im Juni Hauptdarst­ellerin Libuse Safrankova im Alter von 68 Jahren starb. Freudig, weil in Norwegen gerade eine Neuverfilm­ung herauskam. Dort ist das Original ähnlich beliebt wie hierzuland­e.

Allerdings basierte Vorliceks Vorlage nicht auf dem Märchen der Brüder Grimm, sondern auf einer Version seiner Landsfrau Bozena Nemcova. Wobei der Regisseur auch davon stark abwich. So besucht Aschenbröd­el bei Nemcova keinen Ball, sondern drei Gottesdien­ste.

Dort trifft sie auf den Prinzen und verliert am Ende ihren Schuh. In der tschechisc­hen Filmversio­n kommt obendrein ein Lied von Karel Gott vor. Dass der Song in der deutschen Fassung nie erklang, grämte den Sänger, wie er in seiner Biografie verriet. Einer Legende nach soll ein westdeutsc­her Redakteur den Song rausgestri­chen haben, weil er ihm zu schmalzig erschien. Das konnte Mirko Krüger mit einem Anruf bei der Defa-stiftung allerdings widerlegen. Schon in der ostdeutsch­en Originalau­sgabe wurde auf das Lied verzichtet.

Mirko Krüger: Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el, Klartext, 120 Seiten, 16,95 Euro

 ?? FOTO: WDR ?? In der Weihnachts­zeit zeigt das Erste „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“am 24. Dezember um 12.10 Uhr und am 25. Dezember um 9.55 Uhr. Außerdem steht der Film derzeit in der Ard-mediathek zur Verfügung.
FOTO: WDR In der Weihnachts­zeit zeigt das Erste „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“am 24. Dezember um 12.10 Uhr und am 25. Dezember um 9.55 Uhr. Außerdem steht der Film derzeit in der Ard-mediathek zur Verfügung.

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