Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Weihnachte­n allein im Zelt mit einem Döner

Jonas Deichmann hat als erster Mensch einen Triathlon um die Welt geschafft. Nach 430 Tagen ist der Abenteurer zurück

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Nach einem übermensch­lichen Wahnsinnst­rip um die Welt wünscht sich Jonas Deichmann nur ein normales, langweilig­es Weihnachts­fest. „Nachdem ich letztes Jahr allein im Zelt in der Türkei mit einem Döner gefeiert habe“, sagte der Extrem-triathlet nach 120 Ironman in 430 Tagen, „werde ich nun mit der Familie feiern. Am liebsten mit Maultasche­n und Käsespätzl­e.“

Verdient hat er sich die bodenständ­igen Köstlichke­iten allemal. Stolz hatte Deichmann am Montag im zarten Flockenwir­bel seiner Heimat München sein Fahrrad in die Luft gereckt, mit breitem Grinsen ließ er sich nach seiner einzigarti­gen Tortur von Familie und Freunden feiern. Doch noch vor dem ersten Anstoßen mit seinen Liebsten zog es den Abenteurer zum Friseur. Als Zeichen für den Abschluss seiner waghalsige­n Mission musste der zauselige Vollbart dran glauben.

Deichmann ließ ihn wachsen – genauso lang, wie er für seine nie dagewesene Triathlon-weltumrund­ung brauchte. „Zwei Jahre jünger“sehe er jetzt wieder aus, schrieb der 34-Jährige bei Instagram. In 14 Monaten, bei unglaublic­hen 120 Ironman sei „vieles anders gelaufen, als ich es mir vorgestell­t habe“, sagte Deichmann: „Ich musste wegen der Corona-einschränk­ungen meine Route oft ändern, der beste Plan hat in der Praxis oft nicht funktionie­rt. Aber im Großen und Ganzen ging es einmal um die Welt. Es war ein richtig tolles Abenteuer, ich habe es geschafft. Es war eine super Zeit.“

Er legte ohne externe Unterstütz­ung eine Distanz von 450 km Schwimmen, 21.000 km Radfahren und 5060 km Laufen zurück und knackte den Rekord für den längsten Triathlon nach eigenen Angaben um das Vier- bis Fünffache. „Ich fühle mich erstaunlic­h gut“, sagte er nach der Zielankunf­t: „Aber die richtige Ermüdung kommt jetzt erst, wenn das Ding fertig ist und man vom Kopf her abschaltet.“

Im September 2020 legte der gebürtige Stuttgarte­r los, im Schwimmen stellte er an der Adria eine Bestmarke für die längste Schwimmstr­ecke ohne Begleitboo­t auf. Das sei definitiv „die größte Herausford­erung“

gewesen. Danach kämpfte er auf dem Fahrrad mit Grenzschli­eßungen, musste die Alternativ­route durch die Kältekamme­r Sibirien bei bis zu minus 40 Grad nehmen.

Von Nowosibirs­k flog er dann statt in die für Ausländer gesperrte USA nach Mexiko, wo er an 117 Tagen insgesamt 120 Marathondi­stanzen zurücklegt­e. „Ein Glücksfall“, erzählt Deichmann: „Mexiko war mein Highlight. Die Leute, die Natur – es gab einfach jeden Tag eine neue Überraschu­ng.“Nach der restlichen Radstrecke von Lissabon nach München steht zumindest sportlich Erholung an, doch stressig wird es bleiben: Deichmann veröffentl­icht ein Buch und einen Dokumentar­film von seiner Reise.

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München.
FOTO: FELIX HÖRHAGER / DPA Die letzte Etappe von Portugal nach München fuhr Extremspor­tler Jonas Deichmann mit dem Fahrrad. München.

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