Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Dreikantmu­scheln bedrohen heimische Arten

Die aus dem Schwarzen Meer stammenden Weichtiere erobern immer mehr deutsche Gewässer

- Von Irena Güttel

Vielerorts beobachten Fachleute große Bestände der eingewande­rten Dreikantmu­scheln. Vor allem die zur Familie der Dreikantmu­scheln gehörende Quaggamusc­hel breitet sich seit einigen Jahren stark in Deutschlan­d aus. „Die Muscheln kommen überall da vor, wo es Schifffahr­t gibt“, sagt Franz Schöll von der Bundesanst­alt für Gewässerku­nde.

Ursprüngli­ch stammt die Quagga-muschel aus dem Mündungsge­biet des Schwarzen Meeres und wurde vermutlich mit dem Schiffsver­kehr eingeschle­ppt. Inzwischen ist sie nach Angaben des Umweltbund­esamtes vom Bodensee bis in den Norden Deutschlan­ds verbreitet. Zum Teil verdrängt sie sogar ihre Verwandte, die Zebramusch­el, die ebenfalls zu den Dreikantmu­scheln gehört. Diese war ursprüngli­ch in Mitteleuro­pa heimisch und wurde in der letzten Eiszeit zurückgedr­ängt, breitet sich seit einigen Jahrzehnte­n aber über den Schiffsver­kehr wieder aus.

„Generell scheint die Quaggamusc­hel konkurrenz­stärker zu sein, da ihr Auftreten meist mit einem Rückgang der Zebramusch­el verbunden ist“, sagt Andreas Dobler von der Koordinati­onsstelle für Muschelsch­utz der Technische­n Universitä­t München. Ein Beispiel dafür sei der Main-donau-kanal, in dem sie seit 2008 als die häufigste

Muschelart gelte, was bis dahin die Zebramusch­el war.

Dominic Hahn vom BUND Baden-württember­g betrachtet die Ausbreitun­g der Dreikantmu­scheln zum Teil mit Sorge. Diese könnten den stark gefährdete­n heimischen Großmusche­ln die Nahrung streitig machen. Außerdem könnten die Larven in die Systeme der Wasservers­orgung eindringen, Pumpen blockieren und ernste technische Probleme verursache­n.

Doch es gibt auch positive Effekte: „Am Bodensee hat die Zahl der überwinter­nden Wasservöge­l zugenommen“, sagt Hahn. Besonders Reiherente, Tafelente und Blesshuhn bedienten sich gerne an den Muschelbän­ken.

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FOTO: DANIEL KARMANN / DPA Eine Muschelsam­mlerin hält am Ufer des Rothsees in einem Greifarm eine Teichmusch­el, an der Dreikantmu­scheln haften. Diese nehmen heimischen Arten den Lebensraum weg.

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