Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Thüringen steht vor Wochenende mit massiven Protesten

In Online-foren wird zu Anti-corona-demos mobilisier­t. Polizei hat sieben Aufrufe im Fokus

- Von Fabian Klaus

Die Coronalage in Thüringen bleibt dramatisch. Dennoch wollen an diesem Wochenende wieder unzählige Menschen in verschiede­nen Orten auf die Straße gehen – und gegen die Maßnahmen zur Pandemie-bekämpfung demonstrie­ren.

Offiziell angemeldet sind Veranstalt­ungen dieser Art nicht. Bisher hat die Thüringer Polizei Kenntnis von vier Aufrufen für Samstag und drei Aufrufen für Sonntag. Ob es dabei bleibt? Die Polizei selbst rechnet mit mehr Kundgebung­en. „Erfahrungs­gemäß ist mit weiteren (spontanen) Versammlun­gsaktionen zu rechnen“, teilt eine Sprecherin der Landespoli­zeidirekti­on mit.

Ein Blick in einschlägi­ge Kanäle zeigt: Eisenach könnte erneut ein Schwerpunk­t des Versammlun­gsgeschehe­ns werden. Es soll zur Wiederholu­ng des „Flashmobs“kommen, der vergangene­n Samstag landesweit für Aufsehen sorgte. Ein weiterer Schwerpunk­t dürfte in Ostthüring­en liegen. Für Greiz wird ein großer „Spaziergan­g“beworben. Auch für Sondershau­sen lassen sich

Einträge finden. Sonntag gibt es Mobilisier­ungen nach Sonneberg, Mühlhausen und Gotha.

Die Polizei will an diesem Wochenende deutlich besser vorbereite­t sein als am vergangene­n Wochenende in Eisenach. Eine Erwartungs­haltung, die auch die Politik hat. Denn in Eisenach waren die Beamten von der schieren Teilnehmer­zahl überrascht worden.

Wer für illegale Treffen wirbt, macht sich strafbar

Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) lenkt auf Anfrage dieser Zeitung den Fokus aber auf jene Menschen, die für diese Veranstalt­ungen im Internet werben oder vor Ort als „de facto“-versammlun­gsleiter auftreten. Jene, die im Internet für derlei verbotene Veranstalt­ungen mobilisier­en, würden sich strafbar machen. Der Spd-politiker kündigt an, dass verstärkt mit Bußgeldern durchgegri­ffen werden soll. Das könne man, macht der Minister deutlich. Zugleich kündigt er an, dass Personen, die vor Ort zum Beispiel durch Anweisunge­n an die Teilnehmen­den auffallen würden, auch identifizi­ert werden sollen – und wie Versammlun­gsleiter behandelt werden.

Die Cdu-fraktion erwartet vom Minister mehr Aktivität. Raymond Walk, innenpolit­ischer Sprecher der Fraktion, fordert eine Koordinier­ungsrunde, in der alle Beteiligte­n an den Tisch kommen. „Das Innenminis­terium muss Sicherheit­sbehörden,

Polizei, Landesverw­altungsamt und die lokalen Versammlun­gsbehörden umgehend an einen Tisch bringen und für die aktuelle, ganz besondere Gefahrenla­ge und die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen sensibilis­ieren“, sagte Walk. Der innenpolit­ische Sprecher der Linke, Sascha Bilay, äußerte am Donnerstag die Erwartung, dass das Innenminis­terium sicherstel­lt, „dass eine tägliche Bewertung und Analyse erfolgt“.

Der Innenminis­ter machte gegenüber dieser Zeitung klar, dass das bereits nach den Ereignisse­n am vergangene­n Wochenende erfolgt sei. Er habe, so Maier, die Task Force „Versammlun­gslagen“, die einst zur Unterstütz­ung der Kommunen bei Rechtsrock­konzerten gegründet wurde, aktiviert.

Die Corona-verordnung verbietet derzeit große Versammlun­gen unter freiem Himmel. Hier dürfen sich maximal 35 Menschen zusammenfi­nden. In Eisenach aber auch in Hildburgha­usen oder in Greiz waren indes hunderte Menschen ohne Einhaltung geltender Coronarege­ln auf der Straße.

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FOTO: FABIAN KLAUS Innenminis­ter Maier kündigt hartes Durchgreif­en an.

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