Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ohne Moos nichts los
Die Pflanzen erfüllen in der Natur viele Aufgaben. Bei uns gibt es mehr als 1000 Arten
Sie wachsen im Wald, beispielsweise auf alten Baumstümpfen. Aber auch auf Steinen kann man sie entdecken, genauso wie auf Wiesen, im Garten oder in Mauerritzen. Und selbst auf manchen Hausdächern fühlen sich Moose wohl.
Einige Menschen nervt das Moos in ihrem Rasen oder auf dem Dach. Sie versuchen häufig, es loszuwerden. Aber: „Wenn Moose irgendwo wachsen, ist das eigentlich ein gutes Zeichen“, sagt Oliver Dürhammer. Er ist Botaniker. Botaniker sind Fachleute, die sich mit der Biologie der Pflanzen beschäftigen.
Oliver Dürhammer kennt sich gut mit Moosen aus. Die kleinen Pflanzen sind für Forscherinnen und Forscher superspannend. Denn sie sind sogenannte Bio-indikatoren. Das bedeutet: Man kann durch sie erfahren, wie es der Umwelt geht. Sind an einem bestimmten Ort die Moose verschwunden, ist das generell ein schlechtes Zeichen. Dann stimmt meist irgendetwas nicht. Es könnte zum Beispiel sein, dass zu viele schädliche Stoffe durch die Luft schweben.
„Die meisten Pflanzen haben eine Cuticula. Das ist eine Art
Wachsschicht auf den Blättern“, erklärt Oliver Dürhammer. „Sie schützt die Pflanze vor schädlichen Stoffen. Moose haben diese Schutzschicht auf ihren Blättchen nicht.“Daher nehmen sie alles Mögliche auf, was sich gerade in der Luft oder im Wasser befindet. Auch Schadstoffe reichern sich im Moos an, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg messen können.
Bei uns in Deutschland gibt es mehr als 1000 verschiedene Moosarten. Sie wachsen hoch oben auf den Bergen, tief im Wald – und selbst an den Küsten kann man die Pflanzen häufig entdecken. Der Großteil der Moos-arten mag dabei am liebsten eher kaltes und feuchtes Wetter. „Am wohlsten fühlen sich diese Moose bei etwa fünf Grad“, erklärt der Experte.
Moose übernehmen viele wichtige Aufgaben in der Natur. Sie bieten zum Beispiel den perfekten Lebensraum für allerlei kleine Tierchen. Außerdem können sie eine Menge Wasser aufnehmen und speichern. Wie eine Art Schwamm saugen sich manche Moose voll.
Das funktioniert so: Ein sogenanntes Moos-kissen besteht aus unzähligen kleinen, einzelnen
Pflanzen. Sie stehen alle ganz dicht beieinander und sind zudem noch kreuz und quer ineinander verwachsen. So bilden sie ein dichtes Netz, mit dem sie das Wasser auffangen können.
Diese Moos-wasserspeicher sind praktisch, zum Beispiel im Wald. Sie geben das aufgenommene Wasser
nämlich langsam und kontinuierlich an den Boden ab. So schützen sie ihre Umgebung bei viel Regen vor Überschwemmungen. Und auch in ungewöhnlich trockenen Zeiten, wie sie immer häufiger werden, können Moose mit dieser Eigenschaft Bäumen und anderen Pflanzen im Wald helfen.