Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Ohne Moos nichts los

Die Pflanzen erfüllen in der Natur viele Aufgaben. Bei uns gibt es mehr als 1000 Arten

- Von Stefanie Paul

Sie wachsen im Wald, beispielsw­eise auf alten Baumstümpf­en. Aber auch auf Steinen kann man sie entdecken, genauso wie auf Wiesen, im Garten oder in Mauerritze­n. Und selbst auf manchen Hausdächer­n fühlen sich Moose wohl.

Einige Menschen nervt das Moos in ihrem Rasen oder auf dem Dach. Sie versuchen häufig, es loszuwerde­n. Aber: „Wenn Moose irgendwo wachsen, ist das eigentlich ein gutes Zeichen“, sagt Oliver Dürhammer. Er ist Botaniker. Botaniker sind Fachleute, die sich mit der Biologie der Pflanzen beschäftig­en.

Oliver Dürhammer kennt sich gut mit Moosen aus. Die kleinen Pflanzen sind für Forscherin­nen und Forscher superspann­end. Denn sie sind sogenannte Bio-indikatore­n. Das bedeutet: Man kann durch sie erfahren, wie es der Umwelt geht. Sind an einem bestimmten Ort die Moose verschwund­en, ist das generell ein schlechtes Zeichen. Dann stimmt meist irgendetwa­s nicht. Es könnte zum Beispiel sein, dass zu viele schädliche Stoffe durch die Luft schweben.

„Die meisten Pflanzen haben eine Cuticula. Das ist eine Art

Wachsschic­ht auf den Blättern“, erklärt Oliver Dürhammer. „Sie schützt die Pflanze vor schädliche­n Stoffen. Moose haben diese Schutzschi­cht auf ihren Blättchen nicht.“Daher nehmen sie alles Mögliche auf, was sich gerade in der Luft oder im Wasser befindet. Auch Schadstoff­e reichern sich im Moos an, wo Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg messen können.

Bei uns in Deutschlan­d gibt es mehr als 1000 verschiede­ne Moosarten. Sie wachsen hoch oben auf den Bergen, tief im Wald – und selbst an den Küsten kann man die Pflanzen häufig entdecken. Der Großteil der Moos-arten mag dabei am liebsten eher kaltes und feuchtes Wetter. „Am wohlsten fühlen sich diese Moose bei etwa fünf Grad“, erklärt der Experte.

Moose übernehmen viele wichtige Aufgaben in der Natur. Sie bieten zum Beispiel den perfekten Lebensraum für allerlei kleine Tierchen. Außerdem können sie eine Menge Wasser aufnehmen und speichern. Wie eine Art Schwamm saugen sich manche Moose voll.

Das funktionie­rt so: Ein sogenannte­s Moos-kissen besteht aus unzähligen kleinen, einzelnen

Pflanzen. Sie stehen alle ganz dicht beieinande­r und sind zudem noch kreuz und quer ineinander verwachsen. So bilden sie ein dichtes Netz, mit dem sie das Wasser auffangen können.

Diese Moos-wasserspei­cher sind praktisch, zum Beispiel im Wald. Sie geben das aufgenomme­ne Wasser

nämlich langsam und kontinuier­lich an den Boden ab. So schützen sie ihre Umgebung bei viel Regen vor Überschwem­mungen. Und auch in ungewöhnli­ch trockenen Zeiten, wie sie immer häufiger werden, können Moose mit dieser Eigenschaf­t Bäumen und anderen Pflanzen im Wald helfen.

 ?? FOTO: PAUL ZINKEN / DPA ?? Moose lieben Kälte und Feuchtigke­it und kommen in verschiede­nen Umgebungen zurecht. Zum Beispiel auf Hausdächer­n. Dort sind sie von den Bewohnerin­nen und Bewohnern allerdings nicht immer gern gesehen.
FOTO: PAUL ZINKEN / DPA Moose lieben Kälte und Feuchtigke­it und kommen in verschiede­nen Umgebungen zurecht. Zum Beispiel auf Hausdächer­n. Dort sind sie von den Bewohnerin­nen und Bewohnern allerdings nicht immer gern gesehen.

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